Schwalmtal-Amerm St. Anton zur Grabeskirche geweiht

Schwalmtal · Vor zwei Jahren begannen die Umbauten des Amerner Gotteshauses St. Anton zur Grabeskirche. Dies kostete rund 1,5 Millionen Euro. Dort gibt es Platz für 1700 Urnen. Die ersten Bestattungen sind für den 22. Juli geplant.

 Zahlreiche Menschen besuchten die Kirche, um an ihrer Umwidmung zur Grabeskirche teilzunehmen.

Zahlreiche Menschen besuchten die Kirche, um an ihrer Umwidmung zur Grabeskirche teilzunehmen.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Kirche St. Anton war vollständig gefüllt, als am Sonntagnachmittag Pfarrer Rolf-Peter Cremer den festlichen Gottesdienst zelebrierte. Als Beauftragter des Bischofs widmete er die ehemalige Dorfkirche zu einem Kolumbarium um. Dort stehen insgesamt 1040 Grabstätten bereit. Durch Mehrfachbelegung können 1700 Urnen Platz finden. 41 Urnen warten bereits auf eine Beisetzung. Die Bestattungen sind ab dem 22.Juli geplant.

Sogar draußen auf der Wiese, wohin der Gottesdienst, zelebriert von Cremer sowie den Priestern und Pfarrern der katholischen und der evangelischen Gemeinde Amerns, per Lautsprecher übertragen wurde, saßen die Menschen auf Bänken. Die Chorgemeinschaft St. Matthias übernahm die musikalische Gestaltung, die Bruderschaft zog mit den Geistlichen in das Gebäude ein.

Die Kirche St. Anton zeigt sich nun in einem neuen, strahlenden Licht. Es ist hell und freundlich – und hat so gar nichts von einem düsteren Friedhof. Die Grabkammerplatten mit ihrer grünen, ockerfarbenen Oberfläche lassen eher an eine stimmungsvoll-herbstliche Landschaft denken. Die Bruderschaften St. Magdalena Schier und St. Pankratius Amern hatten das Taufbecken aufgestellt. Die Kosten blieben innerhalb des vorgegebenen Rahmens von 1,5 Millionen Euro – auch durch das Engagement der Bruderschaften.

Pfarrer Rolf-Peter Cremer hatte die Kirche vor zwei Jahren bereits entweiht. Er sprach jetzt seine Bewunderung für die Arbeiten der vergangenen Zeit aus. In seiner Predigt knüpfte er an die Entlassgottesdienste für Schüler an, die er in der vergangenen Woche gehalten habe; dabei hätten die Themen Zukunft und Veränderung im Mittelpunkt gestanden. „Veränderung gehört zu unserem Leben und zu unserer Kirche“, sagte Cremer. „Ich bin erstaunt und froh darüber, welche Möglichkeiten in der Veränderung dieser Kirche liegen.“ Wichtig sei, so Cremer, dass „wir in den Veränderungen unseres Lebens Menschen an unserer Seite haben, die gemeinsam mit uns gehen.“

Die größte Veränderung der Existenz sei der Tod. Dieser Veränderung stelle sich die Grabeskirche mit ihrer Trauerpastorale, die in der Trauer Hilfe und Nähe anbiete. „Vom Leben umfangen“ lautet das Motto, unter das sich die Grabeskirche stellt.

Cremer segnete zunächst den Altarraum, um ihn wieder zu einem Ort der Eucharistie zu machen, anschließend das Kirchenschiff als Friedhof. Inhaltlich, so erklärte er, seien Altarraum und Friedhof verbunden, kirchenrechtlich streng voneinander getrennt. Zusätzlich wurde der neue Altar geweiht. Dies ist ein schlichter Tisch mit einer Platte aus belgischem Granit, der vor dem Hintergrund des alten geschnitzten Hochaltares steht.

Vor fast genau zwei Jahren, am 9. Juli 2017, wurde die Kirche St. Anton entweiht. Danach begannen die Umbauarbeiten – mit vielen, auch archäologischen Überraschungen und Verzögerungen. Die letzten Grabkammerplatten waren erst am Samstag eingebaut worden. Und damit war die allerletzte Hürde genommen, um die Pfarrkirche St. Anton in eine Grabeskirche zu verwandeln.

 Pfarrer Rolf-Peter Cremer war der Hauptzelebrant des Gottesdienstes. Er segnete die frühere Pfarrkirche St. Anton als Grabeskirche ein.

Pfarrer Rolf-Peter Cremer war der Hauptzelebrant des Gottesdienstes. Er segnete die frühere Pfarrkirche St. Anton als Grabeskirche ein.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Zwei Jahre lang hat Hans-Georg Rohbeck diese Entwicklung ehrenamtlich mitverfolgt und begleitet. Den zahlreichen Handwerkern aus vielen Betrieben sprach er ein großes Lob aus. Alles hätten sie möglich gemacht, sich zuverlässig an Absprachen und Zeitfenster gehalten, sagt Rohbeck. Habe man sie gebeten, einen Tag früher zu kommen, sei auch dies möglich gewesen. Rohbeck konnte sich das nur so erklären, dass es der Arbeitsort Kirche war, der die Handwerker angespornt habe, zu „Gottes Ehre“ zu arbeiten.

Als bemerkenswert schätzte es Rohbeck ein, dass es eine multireligiöse Handwerkerschaft war, bestehend aus Katholiken, Protestanten, Muslimen und Hindus, die in einer „gelebten Ökumene“ gemeinsam an dem Projekt Grabeskirche mitgewirkt hätten. Man habe einander beim Aufräumen geholfen und gegenseitig Werkzeug ausgeliehen. Mitte Juli ist geplant, mit allen beteiligten Handwerkern ein großes Fest zu feiern.

Ein besonderes Lob sprach Rohbeck auch den beiden Bruderschaften Pankratius und Maria Magdalena aus, die durch ihr tatkräftiges Anpacken viele Ausgaben eingespart hätten.

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