Schulbeginn in Viersen „Bitte verzichtet auf Elterntaxis“

Viersen · 792 i-Dötzchen starten in der kommenden Woche in Viersen ihre Schulzeit. Allein im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern um mehr als 20 Prozent. Der Chef der Verkehrswacht appelliert an Mütter und Väter.

 Sophia (6) ist eines der insgesamt 792 i-Dötzchen, die in der kommenden Woche eingeschult werden. Im Hintergrund: Hans Jansen (Verkehrswacht), Frank Dors (Sparkasse), Daniel Kogge (Polizei) und Verkehrsschul-Hausmeister Werner Wichmann.

Sophia (6) ist eines der insgesamt 792 i-Dötzchen, die in der kommenden Woche eingeschult werden. Im Hintergrund: Hans Jansen (Verkehrswacht), Frank Dors (Sparkasse), Daniel Kogge (Polizei) und Verkehrsschul-Hausmeister Werner Wichmann.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Wenn Hans Jansen einen Wunsch für das am 10. August beginnende neue Schuljahr erfüllt bekommen könnte, dann wüsste der Geschäftsführer der Verkehrswacht Viersen sofort, was er sich wünschen würde: dass Mütter und Väter aufs Elterntaxi für ihre Sprösslinge verzichten.

Warum Eltern ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule bringen sollen, dafür nennt er gleich zwei Gründe. „Es entstehen zum einem aufgrund der Vielzahl der fahrenden Eltern gefährliche Verkehrssituationen vor den Schulen, bei denen Schüler, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad kommen, unnötig gefährdet werden.“ Eltern, die ihr Kind mit dem Auto zur Schule bringen, um es zu beschützen, werden so selbst zur Gefahr für andere Kinder. Jansen: „Ein weiteres Problem ist, dass die Kinder dadurch einfach zu wenig am Straßenverkehr teilnehmen. Nur durch ständiges Üben werden Kinder zu Verkehrsteilnehmern, die sich sicher auf den Straßen bewegen.“

 Radikallösung: Vor zwei Jahre sperrte die Gemeinde Niederkrüchten die Anfahrtswege zu Schulen ab, damit Mütter und Väter ihre Kinder nicht bis zur Eingangstüre mit dem Auto fuhren.

Radikallösung: Vor zwei Jahre sperrte die Gemeinde Niederkrüchten die Anfahrtswege zu Schulen ab, damit Mütter und Väter ihre Kinder nicht bis zur Eingangstüre mit dem Auto fuhren.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Er habe die Beobachtung gemacht, dass die Kinder in den vergangenen Jahren zunehmend Schwierigkeiten haben, Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen und ihre motorischen Fähigkeiten nicht so ausgebildet seien wie noch vor zehn oder 20 Jahren. Sichere Verkehrsteilnehmer zu haben, ist das Ziel von Verkehrswacht und der Kreispolizei Viersen. Im vergangenen Jahr musste die Kreispolizei zwar eine Steigerung der Unfälle mit Kindern um 20,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2020 verzeichnen, aber es kam zu keinem tödlichen Unfall, wie es noch 2020 der Fall war. „Wir hatten im vergangenen Jahr 95 Unfälle, bei denen Kinder zu Schaden kamen. Elf davon wurden schwer verletzt, 84 leicht“, berichtet Verkehrssicherheitsberater Daniel Kogge.

Der größte Teil der Unfälle mit Kindern betraf die Rad fahrenden Mädchen und Jungen. Ihre Unfallbeteiligung lag bei 51 Prozent. In 23 Prozent der Fälle waren die Kinder Fußgänger. 24 Prozent wurden als Autoinsassen verletzt. Zwei Prozent entfielen auf die Kategorie Sonstiges.

„Gegen Null werden wir die Unfälle sicherlich nie fahren können. Aber es ist ein Erfolg, wenn es keine tödlichen Unfälle mehr gibt und die Zahl der schweren Unfälle sinkt“, sagt Kogge. Dafür setzt sich die Verkehrswacht zum Beginn des neuen Schuljahres erneut besonders ein. Im Blick sind dabei die Schulanfänger. In Viersen sind es 792 Erstklässler, die nach dem 10. August täglich auf dem Schulweg unterwegs sein werden. „Gemeinsam mit der Stadt Viersen haben wir 50 Dreiecksständer mit entsprechenden Plakaten zum Schulanfang aufgestellt sowie 15 Fahnen mit mahnenden Slogans angebracht. Dazu kommen an zahlreichen Fußgängerampeln die Hinweistafeln „Nur bei Grün – den Kindern zum Vorbild“, berichtet Jansen. Rund 350 Ampeln werden diese Hinweistafeln erstmals nicht nur für einige Wochen, sondern auf Dauer tragen. „Wir konnten von der Landesverkehrswacht 350 der neuen größeren Tafeln bekommen, die nicht aufwendig an- und wieder abmontiert werden müssen, sondern eine ständige Erinnerung darstellen“, sagt Jansen. Kogge fügt an, wie wichtig es sei, den Kindern ein Vorbild zu sein. „Kinder lernen durch Nachahmung. Wenn wir uns selbst so verhalten, wie wir es uns von den Kindern wünschen, dann machen Kinder das angestrebte Verhalten nach. Einfacher und unkomplizierter geht Lernen gar nicht“, sagt Kogge.

Die zukünftigen Erstklässler wurden schon nach den Osterferien von der Verkehrswacht auf den Schulweg vorbereitet. Dank einer Kooperation mit der Sparkasse Krefeld konnten alle 2500 Kita-Kinder im Kreis Viersen mit je zwei Broschüren unter dem Titel „Sicher zur Schule“ ausgerüstet werden. „Uns liegt es am Herzen, Eltern und Kindern etwas für den sicheren Schulweg an die Hand zu geben“, erklärt Frank Dors, Leiter des Sparkassenfinanzcenters Dülken, die 7000 Euro hohe Investition für die Broschüren.

Mit Unterstützung der Polizei rollt in den ersten Schultagen die nächste Aktion an. Alle i-Dötzchen und deren Eltern erhalten eine Informationsmappe mit einem Anschreiben der Verkehrswacht Viersen, Elternratgebern, Aufkleber und Käpt‘n Blaubär-Heft. Die Mappen verteilen die Verkehrssicherheitsberater an den Grundschulen in den ersten Klassen.

In Punkto Verkehrssicherheit für den Schulweg muss generell an mehreren Stellschrauben gedreht werden. Dazu gehört das Üben des sicheren Schulweges, der nicht unbedingt der kürzeste sein muss sowie das Tragen von reflektierender Kleidung, denn Sichtbarkeit heißt Sicherheit. Daher folgt im September eine weitere Aktion, die die Volksbank Viersen ermöglicht. Sie sponsert gelbe Sicherheitswesten für die Erstklässler.

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