Schützenfest am Grenzweg Zehn Königinnen regieren an der Niers

Viersen/Willich · Beim traditionellen Schützenfest am Grenzweg in Neersen gibt es diesmal keinen König, sondern gleich zehn Königinnen. Und die warten mit einer ganz besonderen weiblichen Note auf.

 Die zehn Königinnen nahmen beim Schützenfest der St.-Konrad-Schützengilde am Sonntagnachmittag die Parade am Grenzweg ab.

Die zehn Königinnen nahmen beim Schützenfest der St.-Konrad-Schützengilde am Sonntagnachmittag die Parade am Grenzweg ab.

Foto: Norbert Prümen

Vor 20 Jahren wäre das der Stoff für einen größeren Artikel in der Zeitschrift „Emma“ gewesen: Am Grenzweg zwischen Viersen und Willich-Neersen regiert zum ersten Mal kein König, sondern es regieren gleich zehn Königinnen. Die gesamten „Nierstalblumen“ hatten im vergangenen Jahr beschlossen, diesen ungewöhnlichen Weg zu gehen. Eine der Königinnen heißt Anna Bröckers. Die 38-Jährige spricht rückblickend von einer „Schnapsidee“: „Wir wollten nicht, dass am Grenzweg zum zweiten Mal in Folge ohne ein Königshaus gefeiert werden muss. Und niemand von uns wollte alleine im Mittelpunkt stehen.“ Klar, habe es auch schon mal „Zickenalarm“ gegeben. Man habe sich aber immer einigen können – auch wenn eine Mitstreiterin von ursprünglich elf Königinnen kurzfristig ihr Amt niederlegte.

Dass jetzt kein König regiert, merkt man immer wieder. So musste der Präsident der St.-Konrad-Schützengilde Grenzweg am Freitagabend im Rahmen der Krönung nicht eine schwere Königskette umhängen, sondern zehn kleine, die die Königinnen bei einem Juwelier in Korschenbroich in Auftrag gegeben hatten. Am Samstag tanzte nicht ein stolzer König mit seiner besseren Hälfte einen Königstanz, umringt von begeisterten Zeltbesuchern. Stattdessen führten zehn Frauen in bordeauxroten Kleidern eine eigens einstudierte Choreographie vor. Wohl zum ersten Mal überhaupt nach einem Königstanz wurde lautstark eine Zugabe verlangt. „Don’t stop me now“, dröhnte es aus den Lautsprecherboxen, und es schien, als könne die zehn Frauen wirklich niemand aufhalten.

  Bei der Totenehrung mit Zapfenstreich wurde ein Kranz am Ehrenmal niedergelegt.

Bei der Totenehrung mit Zapfenstreich wurde ein Kranz am Ehrenmal niedergelegt.

Foto: Norbert Prümen

Auf der Bühne fiel auf, dass noch mehr Blumen als bei früheren Schützenfesten noch mehr Farbe ins Spiel brachten. Dazu trugen auch die Weißen Husaren der befreundeten St.-Josephs-und-St.-Gereon-Bruderschaft Krefelder Straße in Viersen bei. Traditionsgemäß bringen die Nachbarn von der anderen Seite der Niers immer ein passendes Gastgeschenk mit. Jetzt hatten sie einen Abschnitt des Flusses inklusive Uferbegrünung nachgebildet, und die Blumen waren aus entsprechend geformten Luftballons. Wer genau hinsah, dem fielen die Mini-Enten auf der Niers auf. Auch den Prosecco hatten die Viersener Schützen nicht vergessen.

Die Umzüge und Paraden am Sonntag waren wieder ein Hingucker. Das liegt an den überaus unterschiedlichen Uniformen wie die der Männer von „Mac Alt“ mit ihren Schottenröcken, den „Buure“ mit ihren Dreschflegeln und Heugabeln oder den „Tell-Schützen“, die jetzt 50-jähriges Bestehen feierten mit ihren grünen Westen, schwarzen Hosen, weißen Hemden und grünen Krawatten. Auch die „Mediziner“ mit ihren blauen Uniformen mit roten Applikationen und Goldbesatz im preußischen Stil fielen wieder auf. Dass der Zug der kleinen St.-Konrad-Schützengilde wieder so stattlich war, liegt daran, dass auch andere Schützen gerne an die Niers kommen – zum Marschieren und zum Feiern.

Am Samstagabend waren zehn verschiedene Königshäuser im Festzelt – unter ihnen auch Bezirksschützenkönig Frederic Huberty mit seiner Königin Antonia Hüpkes. „Die Kleinenbroicher“ machten mit ihrer Musik, mit Stimmungsliedern wie „Cordula Grün“ Lust auf die Tanzfläche.

Während das Regiment am Samstag etwas von dem vielen Regen abbekam, konnte am Sonntag bei trockenem und nicht zu warmem Wetter marschiert werden. Gut besucht war auch die Krönungsparty. Oberleutnant Manfred Schrobenhäuser wurde zum Oberst befördert, Fabian Albrecht von den Grenadieren freute sich über die Beförderung zum Leutnant.

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