Viersen Schüler ziehen in den Container

Viersen · Die Astrid-Lindgren-Schule an der Krefelder Straße bekommt ab dem kommenden Schuljahr einen weiteren Jahrgangszug. Das beschloss der Viersener Rat in nicht-öffentlicher Sitzung. Mehrkosten für die Stadt: 75 000 Euro.

Auf den defizitären Viersener Haushalt kommt eine weitere außerplanmäßige Ausgabe zu: Der Rat der Stadt entschied nach längerer kontroverser Debatte, dass am Standort Krefelder Straße der Astrid-Lindgren-Schule ab dem kommenden Schuljahr Platz für eine weitere Eingangsklasse geschaffen werden soll.

Da die vorhandenen Räumlichkeiten erschöpft sind, muss auf dem Gelände zusätzlich ein Container aufgestellt werden. "Die Mietkosten hierfür betragen für einen Fünf-Jahres-Zeitraum 50 000 Euro, dazu kommen noch einmal 25 000 Euro für die Aufstellung", so Baudezernent Gerd Zenses gestern gegenüber der Rheinischen Post.

Alle Viersener Parteien zeigten sich auch im nicht-öffentlichen Teil der Ratssitzung bemüht, eines klarzustellen: Das Ergebnis darf nicht zu Lasten der (Grund-)Schüler gehen. Für die CDU und ihren Parteichef Paul Mackes heißt das: "Kurze Beine, kurze Wege." Dem folgten — wie bereits im Schulausschuss — auch FDP und Grüne. "Zähneknirschend" entschieden sich die drei Fraktionen für die "Container-Lösung".

SPD und FürVIE sprachen sich noch einmal dafür aus, Kinder gezielt zu berücksichtigen, die in unmittelbarer Nähe der Schule leben. Das soll im Rahmen des jüngsten Anmeldeverfahrens an der Astrid-Lindgren-Schule nicht der Fall gewesen sein. So wurden Mädchen und Jungen abgelehnt, die in Sichtweite der Schule wohnen, Kinder aus dem kilometerweit entfernten Süchteln sollen dagegen aufgenommen worden sein. "Über die Aufnahmepraxis muss mit der Schulleitung und der Bezirksregierung ein ernstes Gespräch geführt werden", so Bürgermeister Günter Thönnessen. Der Verwaltungschef betont, dass er einen Konkurrenzkampf zwischen den Schulen ablehnt: "Dass Schulen um ein eigenes Profil bemüht sind, ist in Ordnung, doch hier ist eindeutig über das Ziel hinausgeschossen worden."

Der Bürgermeister räumte auf Anfrage ein, in der nicht-öffentlichen Sitzung mit seiner Partei gegen die Container-Lösung für den Standort Krefelder Straße gestimmt zu haben: "Es kann nicht sein, dass wir uns als Verwaltung und Politik hier erpressen lassen. Es gibt in Viersen mehr Grundschulplätze als Schüler. Wegen der verfehlten Anmeldepraxis einer Schule muss die Stadt jetzt insgesamt 75 000 Euro aufwenden." Angespannt ist die Situation der Astrid-Lindgren-Schule auch an ihrem zweiten Standort an der Regentenstraße im Rahser. Eine Folge: Dort wurde quer durch das Lehrerzimmer eine Wand hochgezogen, das bis zu diesem Zeitpunkt gemeinsam mit der dort ebenfalls untergebrachten katholischen St.-Notburga-Grundschule genutzt wurde. Thönnessen: "Mit verantwortungsvoller Schulpolitik hat das nichts mehr zu tun. Es kann nicht sein, dass wir uns hier zum Spielball interner Querelen machen lassen." FRAGE DES TAGES

(RP)
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