Viersen Schiefner begrüßt das Jahr mit nachdenklichen Worten

Viersen · Der Vorsitzende der Viersener SPD nahm sich beim diesjährigen Neujahrsfrühschoppen seines Stadtverbands zurück: Michael Lambertz begrüßte kurz die Gäste, die politische Rede hingegen überließ er Udo Schiefner.

Der Kreisvorsitzende kandidiert im Herbst für den Bundestag und nutzte die Gelegenheit, um über soziale Gerechtigkeit zu sprechen. Etwas mehr als einhundert Menschen hörten ihm dabei im Süchtelner Weberhaus zu.

Schiefner sagte, dass die Menschen im Kreis nicht in einer heilen Welt lebten. "Hier leben viele, die längst keine Zukunft mehr für sich sehen." So gebe es im Kreis etwa 4000 Menschen, die ihren Lohn aufstocken würden. "So etwas ist für eine Sozialdemokratie unsozial und für Menschen unwürdig — wenn sie arbeiten gehen und trotzdem die Stütze beim Amt beantragen müssen." Die Lösung sieht Schiefner im flächendeckenden Mindestlohn.

Er kritisierte auch, dass nicht immer für die gleiche Arbeit der gleiche Lohn gezahlt werde. So verdienten Frauen bei gleicher Aufgabe im Schnitt weniger als Männer. Zudem nutzten einige Firmen die Leiharbeit aus und besetzten reguläre Arbeitsplätze mit Leiharbeitern. Schiefner forderte auch, das Betreuungsgeld zu streichen. Das Geld gehöre in die Kassen der Kommunen, damit sie es in ihre Kindertagesstätten investierten.

Schließlich sprach Schiefner die Finanzen des Kreises an: Angesichts der teils sehr großen Haushaltslöcher der Kommunen versprach er, sich dafür einzusetzen, dass die Kreisumlage nicht oder kaum steige. "Wir werden als SPD auf jeden Cent achten." Mit 40,7 Prozent zählt die Viersener Kreisumlage zu den höchsten in NRW.

Im Vergleich zum Neujahrsempfang der CDU fiel der der SPD bescheidener aus. Mit dem Weberhaus hatten die Sozialdemokraten einen weniger prestigeträchtigen Ort gewählt als die Christdemokraten, die in den Ernst-Klusen-Saal der Festhalle einluden. Während bei der CDU in Pausen Jazz-Musik spielen ließ, blieb es bei der SPD ruhig. In einem Punkt sind sich die Empfänge aber ähnlicher geworden. Im vergangenen Jahr waren erstmals die Viersener Narren zum Neujahrsfrühschoppen gekommen. Damals war die SPD überrascht: "Bisher existierten wir für die Viersener Tollitäten nicht", sagte die frühere Landtagsabgeordnete Marie-Luise Morawietz. Nun scheinen die Narren den Besuch zum Brauch zu machen — auch diesmal kamen etwa das Viersener Prinzenpaar Dirk I. und Annemarie I. zur SPD.

(con)
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