Viersen Schau zum Ersten Weltkrieg

Viersen · Der Verein "Geschichte für alle" hat die Ausstellung "Viersen im Ersten Weltkrieg" zusammengestellt, die ab heute im Foyer des Stadthauses am Rathausmarkt zu sehen ist. Viele der Exponate sind Leihgaben von Bürgern der Stadt.

Mehr als 90 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs werden die Erinnerungen schwächer. Zeitzeugen, die den Hungerwinter 1916/17 bewusst erlebten und davon heute noch berichten können, gibt es nach der langen Zeit nicht mehr. Gerade angesichts dieser Umstände, sagte Viersens Kulturdezernent Dr. Paul Schrömbges, sei er "sehr froh, dass unser Verein schon wieder eine Ausstellung und eine Publikation macht".

"Unser Verein", damit meint er "Geschichte für alle", in dem Viersener Heimatforscher in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv die Vergangenheit der Stadt sichtbar machen. Schrömbges stellte fest, dass die Stadt das mit hauptamtlichen Kräften nicht leisten könne. Und fügte hinzu, dass die Neuauflage einer Viersener Stadtgeschichte "eine weitere Aufgabe" sein könnte.

Unter Federführung von Reinhold Hörkens haben die Geschichtsforscher Kondolenzschreiben, Feldpostbriefe und offizielle Mitteilungen über Ordensverleihungen und Beförderungen aus dem Ersten Weltkrieg zusammengestellt – Material, das Viersener Soldaten betrifft. Die zwei Bände setzen die Reihe von Veröffentlichungen fort, die 2009 mit Berichten über Kriegs- und Alltagsgeschehen in Viersen und einer Gefallenliste begonnen wurde. Der nun vorliegende dritte Teil gliedert sich in zwei Bände.

Margret Hesse ergänzte den Hinweis, dass manche Beschreibungen aus den Feldpostbriefen nicht in die Quellenbände aufgenommen wurden. Diese Berichte hätte man den Menschen "nicht zumuten" wollen. Zu finden sind die Dokumente allerdings im Stadtarchiv, dessen Leiter Marcus Ewers die Ausstellungen des Vereins "immer professioneller" nannte. Nach Freiburg sei Viersen die zweite Stadt, in der die Jahre 1914 bis 1918 aus lokalgeschichtlicher Sicht aufgearbeitet werden.

Auf Stellwänden mit Fotos und Texten sowie in etlichen Vitrinen wird beschrieben, wie sich der Krieg auf das Leben der Menschen in der Stadt auswirkte. Insgesamt 35 Bürger, aber auch das Preußen-Museum in Wesel, steuerten Exponate bei. Lebensmittelkarten und Soldbücher sind darunter, ebenso wie Granathülsen und das Fernglas eines Großvaters des Kulturdezernenten. Auch Schusswaffen werden gezeigt. Margret Hesse: "Das sind aber nur Nachbildungen."

Zur Eröffnung heute durch Bürgermeister Günter Thönnessen gibt es nicht nur live vorgetragene Lieder aus dieser Zeit und Begrüßungsreden. Auch für ein kulinarisches Angebot sorgen die Ausstellungsmacher mit Sponsorenhilfe – nach Rezepten aus der Zeit der größten Not. Auf die Besucher warten im Foyer des Stadthauses Kommissbrot und Steckrübensuppe.

(RP)
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