Musik in Viersen Beim Rudelsingen glücklich werden

Viersen · Knapp 40 Frauen, Männer und Kinder trafen sich im Remigiushaus in Viersen, um für ein paar Stunden gemeinsam Musik zu machen. Es gab keine Noten, keine Mehrstimmigkeit, kein Einüben — nur Texte und Melodien.

 Die Pastoralreferenten der Gemeinde St. Remigius, Sabine Meuser und Tobias Kölling, hatten unter dem Motto „Lieder in meinem Herz – The Frühlings Edition“ zum gemeinsamen Singen eingeladen.

Die Pastoralreferenten der Gemeinde St. Remigius, Sabine Meuser und Tobias Kölling, hatten unter dem Motto „Lieder in meinem Herz – The Frühlings Edition“ zum gemeinsamen Singen eingeladen.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Draußen fällt bei unangenehmen feucht-kalten Temperaturen der Schnee – drinnen geht reihenweise die Sonne auf und die Herzen werden gewärmt. Knapp 40 Frauen, Männer und einige Kinder sind am Samstagnachmittag der Einladung von Sabine Meuser und Tobias Kölling ins Remigiushaus gefolgt, um gemeinsam zu singen.

„Lieder in meinem Herz – The Frühlings Edition“, so haben die Gemeindereferentin und der Pastoralreferent der Gemeinde St. Remigius ihre Einladung „zu einem Nachmittag mit Musik“ betitelt. „Rudelsingen“ nennen sie es. Ein Begriff, der seit einigen Jahren durch Deutschland kursiert – samt einer großen Zahl von singenden Menschen.

Was Rudelsingen bedeutet: keine Noten, nur Text, kein Einüben, keine Mehrstimmigkeit, kein Konzert, „nur“ einige Stunden voller Spaß am gemeinsamen Singen. Und Singen hat was, das steht fest. So empfinden auch Meuser und Kölling: Singen, so sagt Meuser, bringe Menschen zusammen. „Miteinander singen macht glücklich“, fügt Kölling hinzu. Und mache sozial kompetent.

Mittlerweile gibt es Studien, die den Beweis antreten, dass das gemeinsame Singen nicht nur die soziale Kompetenz stärkt, sondern auch Stress und Aggressionen abbaut. Fürs Singen könnten Ärzte Rezepte ausstellen: Der Blutdruck, so kann man nachlesen, wird reguliert, die Sauerstoffsättigung im Blut erhöht, Verspannungen werden gelöst. Und vor allem: Singen macht kontaktfreudig.

Um das zu beweisen, braucht es keine Studien, sondern den Blick in den Gemeindesaal: Es dauert gerade mal ein paar Lieder, da verschränken die Sängerinnen und Sänger ihre Arme mit denen des Nachbarn und wiegen sich zur Musik. Keiner, der nicht lächelt – geht auch gar nicht, solange man singt.

„Sie ahnen nicht, wie wir uns gefreut haben“, sagt Kölling, als er am Keyboard Platz nimmt. Und er macht Mut: „Man kann nicht falsch singen, man kann nur gemeinsam singen.“ Und dann geht es los: Auf „Morning has broken“ folgen „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ und „So ein Tag, so wunderschön wie heute“. Songs von Peter Alexander, Marlene Dietrich, Hildegard Knef, Abba, den Beatles, Reinhard Mey und den Fantastischen Vier erscheinen auf der Leinwand – Meuser und Kölling haben ein buntes Programm für fast jedes Alter und jeden Geschmack zusammengestellt.

Es sei nicht der Plan, so die Gemeindereferentin Meuser, die Gäste des Rudelsingens auf diese Weise an die Kirche anzubinden und zum Gottesdienst zu locken. Und dennoch, so Meuser: „Wir zeigen damit auch unsere christlichen Werte, unsere Gastfreundschaft.“ Schließlich ist jede und jeder eingeladen.

Gäste aus Viersen, Niederkrüchten, Willich haben den Weg ins Remigiushaus gefunden: „So was gibt es viel zu selten“, ist zu hören. „Ich singe falsch, aber gerne“, meint Monika Freund-Bauendahl lachend und Roland Zimmer meint: „Es macht so viel Spaß. Nach dem Singen gehe ich immer lockerer nach Hause.“ Brigitte Müller wollte eigentlich gar nicht kommen. „Ich kann nicht singen“, behauptet sie. Aber dann hörte sie Meuser und Kölling proben und bekam doch Lust darauf.

Manch ein Lied ist viel komplizierter als gedacht. Hin und wieder klappt es absolut nicht – keinen ärgert’s. Im Gegenteil: alle lachen und versuchen es noch mal.

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