Viersen Roter Lebenssaft als Konserve

Viersen · Blutspender sind heiß begehrt, weil Blutkonserven bei Operationen unerlässlich sind. Insbesondere bei Organtransplantationen muss viel Blut beschafft werden. Sportler nehmen Eigenblut zur Leistungssteigerung.

Heute ist der fünfte Tag der Tour de France. Mit dem Startschuss zu dem Wettrennen ist auch die Diskussion um Doping wieder in Gang gekommen. Besonders die Möglichkeit der Leistungssteigerung mit eigenem Blut sorgt dabei für Zündstoff, weil das nur schwer nachzuweisen ist. „Der Schlüssel dabei ist immer die maximale Geschwindigkeit, mit der Sauerstoff im Blut transportiert wird“, erklärt der Viersener Sportmediziner Dr. Michael Fritz. „Das erreicht man durch eine maximale Anzahl der Sauerstoffträger, der roten Blutkörperchen.“ Deshalb spendet der Athlet mehrmals Blut im Laufe des Jahres, das in einer Blutbank aufbewahrt wird. Kurz vor den Rennen führt er sich ein daraus gewonnenes Konzentrat roter Blutkörperchen wieder zu. Kombiniert mit einem gut durchtrainierten Herzen, das mit jedem Schlag eine große Menge Blut durch den Körper pumpt, entstehen so Geschwindigkeitsrekorde.

Blut rettet Menschenleben

Was im Sport einen zweifelhaften Charakter hat, wird bei Operationen genutzt, um Menschenleben zu retten. Rund fünf Millionen Blutkonserven werden in Deutschland pro Jahr bei Operationen verbraucht, weiß Prof. Dr. Michael Behne, Anästhesist und Intensivmediziner.

Dass der Bedarf an Blutkonserven steigt, kann Behne bestätigen. Auch wenn sich alle Ärzte bemühen, weniger zu transfundieren, wie der Mediziner betont. „Aber es gibt Grenzen“, sagt Behne. „Heute werden mehr alte Menschen operiert und mehr große Operationen durchgeführt“, ist seine Erfahrung. Das sieht auch Heinz Kapschak, Sprecher des DRK-Blutspendedienstes West, so. „Vor 20 Jahren waren Organtransplantationen, wie sie heute gemacht werden, noch undenkbar“, sagt er. Für eine Lebertransplantation werden bis zu 80 Blutkonserven à 300 ml benötigt. Allein in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln liegt der Tagesbedarf an Blutkonserven bei 12 000 bis 15 000.

Untersucht

Der Lebenssaft stammt aus Blutspenden. Jeder Spender gibt einen halben Liter Blut ab. Die Spende wird vor der Verarbeitung auf HIV, Hepatitis-Erkrankungen, Ringelröteln und Geschlechtskrankheiten untersucht. Dann werden daraus Blutkonserven-Produkte hergestellt, die gezielt eingesetzt werden. Bei Operationen steht der Einsatz von Blutkonzentraten mit vielen roten Blutkörperchen an erster Stelle. Sie tragen den Sauerstoff durch die Blutbahnen und versorgen damit die Organe. An zweiter Stelle folgt bei Konzentraten das Plasma, die Flüssigkeit. Es besteht zu über 90 Prozent aus Wasser, in dem wichtige Nährstoffe, Mineralien und Salze gelöst sind. Und es werden Konzentrate der Blutplättchen gebraucht, die für Blutgerinnung sorgen. Dem Bedarf an Blutprodukten stehen 1,1 Millionen Blutspender jährlich gegenüber. Für die Notfallversorgung heißt das: NRW-weit gibt es einen Vorrat für einen Tag.

(RP)
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