Viersen Rollis auf Tour mit der Bahn

Viersen · Viersener Rollstuhlfahrer machten einen Ausflug mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Düsseldorf. Vier Wochen Vorbereitung, viele Telefonate und eine ausgeklügelte Logistik waren dafür nötig.

 Ohne große Schwierigkeiten fahren die Behinderten mit ihren Rollstühlen in die Wagen der Eurobahn. Im Inneren ist ausreichend Platz für die Rollstühle. Am Düsseldorfer Hauptbahnhof ist Bahnpersonal behilflich.

Ohne große Schwierigkeiten fahren die Behinderten mit ihren Rollstühlen in die Wagen der Eurobahn. Im Inneren ist ausreichend Platz für die Rollstühle. Am Düsseldorfer Hauptbahnhof ist Bahnpersonal behilflich.

Foto: BUSCH

"Ich möchte zeigen, dass Rollstuhlfahrer mit einem Begleiter unbesorgt und bequem mit der Bahn nach Düsseldorf fahren können!" So einfach, wie Heinz-Jürgen Antwerpes dies jetzt sagt, war es vor dem Ausflug nach Düsseldorf allerdings nicht. Der Vorsitzende des Viersener "Freundeskreis für Rollstuhlfahrer" musste über vier Wochen viele Telefonate und Gespräche führen, bevor er kürzlich mit 19 Mitgliedern, darunter sieben im Rollstuhl und eines mit Rollator, eine wirklich gelungene Tour in die Landeshauptstadt machen konnte.

Nachdem endlich der Kampf um die Aufzüge im Viersener Bahnhof beendet war, sollte es einen Ausflug mit der Eurobahn geben. Es war eine ausgeklügelte Logistik notwendig, und Antwerpes' Dank gilt hier vor allem den Damen und Herren von "Bundesbahn mobil", die ihm alles erklärten, anpackten und die Wege nach Düsseldorf im wahrsten Sinne des Wortes ebneten. Denn der Einstieg in die Waggons erfolgte per Schienen, die den kleinen Zwischenraum zwischen Bahnsteig und Wagen, der für Rollstuhlfahrer gefährlich werden könnte, überbrückte.

Vorbildliche Betreuung

In jeden Wagen der Eurobahn passen bis zu vier Rollstühle, sie müssen schriftlich beim Kundenservice der Eurobahn angemeldet werden. Die Eurobahn ist ein privates Unternehmen, das sich – wie die Viersener "Rollis" feststellten – vorbildlich um seine Fahrgäste kümmert. Jeder Zugführer achtet darauf, dass alle seine Rollstuhl-Gäste sicher im Waggon untergebracht sind, bevor sich der Zug in Bewegung setzt. Und im Düsseldorfer Hauptbahnhof sind wieder sofort helfende Hände bereit, den Rollstuhlfahrern einen barrierefreien Ausstieg in die Stadt zu ermöglichen.

Nun wollten die Viersener Rollis in die Altstadt: Wieder hatte Antwerpes gut vorgesorgt. Er hatte sich zunächst mit der Behindertenbeauftragten der Stadt abgesprochen. Nachdem ein Behindertentransport fast 700 Euro für die paar Kilometer kosten sollte, setzte er sich mit der Rheinbahn in Verbindung. Die befördert Rollstuhlfahrer plus einem Begleiter kostenlos, für die anderen zahlte er 60 Euro. "Wir kommen am 20. Juni gegen 12.15 Uhr bei der U-Bahn an." Da stand der Begleitservice schon bereit und es konnte nun endlich ans Mittagessen gehen. Im "Schlüssel" wurden die Stühle von den freundlichen Kellnern so weggeräumt, dass die Rollstühle bequem an die Tische gerollt werden konnten. Nur an die voll gestellten Behindertentoiletten muss man sich gewöhnen: "Die werden meist als zusätzlicher Abstellraum genutzt, da sie relativ selten gebraucht werden", äußert Antwerpes Verständnis.

Auch die Rückfahrt klappte dank detaillierter Absprachen hervorragend. Es gab nur einen kurzen ungeplanten Aufenthalt bei Neuss: Hier musste der Zug halten, weil Kinder auf den Gleisen spielten.

(flo)
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