Viersen Römer in der Kreisstadt unterwegs

Viersen · "Als römische Legionäre von Bossem zum Noppdorf zogen, verloren sie sicher auch einen Pott!" Doch wo sind die Scherben geblieben? Dieser Frage gingen Margret und Heinz Hesse jahrelang nach.

Sie suchten nach Spuren, die römische Truppen und Siedler seit 51 v. Chr. in rund fünf Jahrhunderten hinterlassen hatten. Der größte Teil der Bevölkerung im hiesigen Raum — vielfach Veteranen des römischen Militärs — lebte auf einzeln stehenden Wirtschaftshöfen, den "villae rusticae". Überreste eines solchen bäuerlichen Anwesens wurden nördlich der Bahnlinie im Rahser gefunden, ebenso ein römisches Gräberfeld: Die Straßen Ninive und Römerfeld kamen so zu ihren Namen.

Im Ummer entdeckten die ehrenamtlich tätigen Archäologen eine Reihe römische Urnengräber, in Dülken Siedlungsreste aus der Römerzeit nahe dem alten Wasserturm. Keramiken, Urnen, vereinzelte Münzen wurden überall im Viersener Stadtgebiet gefunden, vor allem im Zuge des Ton- und Lehmabbaus im 19. Jahrhundert.

Sensationell wurden die Funde bezeichnet, die beim Bau der Tiefgarage unter dem Rathausmarkt zutage gefördert wurden. Ende des vorigen Jahrhunderts kartierte das Ehepaar Hesse 16 villae rusticae: eine in Boisheim, acht in Dülken, sechs in Süchteln, drei in Alt-Viersen. Einzelne Fundstücke sind jetzt in der Ausstellung "Viersen und die Römer" zu sehen, die das Ehepaar Hesse mit Hilfe des ,Vereins Geschichte für Alle' und des Stadtarchivs im Foyer des Stadthauses organisiert hat.

Kulturdezernent Dr. Paul Schrömbges befürchtete in seiner Rede zur Eröffnung am Freitagabend, dass sich die meisten Viersener trotz Grabungen an St. Remigius, der Existenz einer Lateinschule und eines humanistischen Gymnasiums wohl "noch nie so richtig mit den Römern in Viersen beschäftigt" hätten. Er erinnerte daran, dass wir den Römern nicht nur unsere Religion und Philosophie, sondern auch die Bau- und Malkunst und viele Alltagswörter zu verdanken haben.

Schau und Info-Schrift

Während sich zur Eröffnung mehr oder weniger nur die Organisatoren und Sponsoren sowie die zuständigen Kulturvertreter einfanden, hofft Margret Hesse vor allem auf junge Gäste: "Wir haben schon elf Anmeldungen für Führungen aus den Schulen erhalten." Die kleine Schau kann noch bis zum Freitag, 22. Juni, besucht werden. Dort kann auch die Informationsschrift "Die Römer in der Region Viersen" erworben werden (drei Euro).

(RP)
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