Schwalmtal Reparieren statt Wegwerfen

Schwalmtal · Im Amerner Jugendzentrum Chilly gibt es einmal im Monat ein Repair-Café. Dort lernen Besucher unter Anleitung, wie sie defekte Gegenstände wieder in Schuss bringen können. Dabei gibt es Kaffee und Kuchen.

 Initiator Jürgen Grenzler (re.) zeigt Andre Grobe (li.) und Rainer Pricken, wie man die Kaffeemaschine wieder hinbekommt.

Initiator Jürgen Grenzler (re.) zeigt Andre Grobe (li.) und Rainer Pricken, wie man die Kaffeemaschine wieder hinbekommt.

Foto: Knappe, Jšrg (jkn)

Was macht man mit Sachen, die nicht mehr funktionieren? Die Dreijährige Lia kann ihren CD-Player nicht mehr richtig öffnen und schließen. Thomas Niehsen, ehrenamtlicher Mitarbeiter im Repair-Café in Schwalmtal, kann ihr schnell helfen. Am Ende schraubt das kleine Mädchen sogar selber die letzten Schrauben ein. So funktioniert das Prinzip des Repair-Cafés.

Jeder hat zu Hause Dinge liegen, die nach einer einfachen Reparatur meistens noch zu gebrauchen sind. Im Repair-Café geht es genau um diese Gegenstände. Unter dem Motto „Wegwerfen? Denkste!“ kümmern sich Ehrenamtliche um die Reparaturarbeiten.

Das Bündnis für Familie in Schwalmtal-Amern organisierte das erste Repair-Café. Im Jugendzentrum Chilly kann jeder seine defekten oder funktionsuntüchtigen Gegenstände vorbeibringen und sich von den ehrenamtlichen Reparateuren helfen lassen. „Wichtig ist, dass es nicht nur um die Reparatur geht, sondern um das Zusammenarbeiten“, sagt Claudia Schinken vom Bündnis für Familie. Die Besucher sollen gemeinsam mit den Fachleuten an die Arbeit gehen und somit selber dazulernen.

Jürgen Grenzler ist der Initiator des Repair-Cafés in Amern. Der Weg dahin fing für ihn ganz klein in seinem Haus an. Grenzler half den Nachbarn bei einigen Reparaturen. „Da habe ich mir überlegt, ob man so etwas nicht auch in einem größeren Kreis machen könnte“, erzählt er.

Nach kurzer Recherche im Internet stieß er auf die Seite des Repair-Cafés. Das Konzept ist 2009 in Amsterdam entstanden. Es ist eine Initiative von Martine Postma, damals Journalistin und Publizistin. Sie gründete 2010 die Stiftung „Stichting Repair Café“. Diese Stiftung unterstützt örtliche Gruppen weltweit, die ihr eigenes Repair-Café beginnen wollen. So unterstützt sie ebenfalls das Repair-Café in Schwalmtal.

Grenzler konnte mit der Idee überzeugen. Mit mittlerweile 20 Ehrenamtlichen und über einem Jahr Planung ist aus der Idee jetzt Wirklichkeit geworden. Es gibt fünf engagierte Reparateure, die jeweils einen Fachbereich haben. Neben Technik und Elektrogegenständen gibt es auch eine Näherin und einen Fachmann für Holz. „Wir wollen aber keine Konkurrenz sein für die Werkstätten“, sagt Grenzler. „Es geht zum Beispiel um alte Gegenstände, die mittlerweile gar nicht mehr repariert werden, aber für die Besitzer einen hohen Wert haben.“ Die Fachleute unterstützen sich auch gegenseitig und tauschen Material aus. „Das ist das Beste an dem Konzept: Das große Zusammenspiel“, sagt Schinken. Auch die Nachbarschaft soll durch das gemeinsame Arbeiten gestärkt werden. Ein weiteres Ziel ist es, den Müllberg der Gesellschaft zu reduzieren, der durch das Wegwerfen immer weiter wächst.

Im Fall von Klaus Wegener geht es nicht mal ausschließlich um eine Reparatur eines kaputten Gegenstands. Er hat im Internet ein Igelhäuschen bestellt. Als es schließlich ankam, musste er feststellen, dass es in vielen kleinen Bauteilen zerlegt war, die er selbst nicht zusammenbauen konnte. „Die Bedienungsanleitung war viel zu kompliziert“, sagt Wegener. Im Repair-Café erhält er zusätzlich zum Aufbau noch nützliche Tipps für später.

Für den Café-Charakter sorgen Kaffee und Kuchen, der ebenfalls von Ehrenamtlichen bereitgestellt wird. Ein Ziel für die Zukunft ist für die Organisatoren, auch Jugendliche mehr einzubeziehen. „Außerdem wäre eine kleine Fahrradwerkstatt toll“, sagt Schinken.

Das Repair-Café findet an jedem ersten Freitag im Monat von 16 bis 20 Uhr statt.

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