Abschied in Viersen Drei Jahrzehnte im Ordnungsamt

Dülken · Mehr als 32 Jahre ist es her, dass Jürgen Thomas beim Ordnungsamt der Stadt Viersen angefangen hat. Jetzt geht er in den Ruhestand. Wie die letzten Jahrzehnte waren und was für die Rentenzeit geplant ist.

 Nach 32 Jahren beim Ordnungsamt Viersen geht Jürgen Thomas in Rente.

Nach 32 Jahren beim Ordnungsamt Viersen geht Jürgen Thomas in Rente.

Foto: Fiona Schultze

Jürgen Thomas ist schon ein Sonderfall. „Üblicherweise wechseln Verwaltungsmitarbeiter im Lauf der Zeit die Abteilung und damit die Aufgabe“, sagt Thomas Biener, Abteilungsleiter Ordnung und Straßenverkehr bei der Stadt Viersen. Er ergänzt: „Mehr als drei Jahrzehnte im Ordnungsamt, das ist absolut außergewöhnlich. Und das funktioniert über so eine lange Dauer nur, wenn das Umfeld stimmt.“ Genau genommen sind es 32 Jahre – und nach diesen 32 Jahren beim Ordnungsamt der Stadt Viersen geht Jürgen Thomas (63) nun in den Ruhestand.

„Ich würde mich immer wieder für diesen Beruf entscheiden“, sagt Thomas, der in Dülken geboren wurde und dort auch sein Abitur machte, rückblickend. Der Dülkener studierte nach dem Abitur die Fächer Sport und Biografie an der Sporthochschule in Köln. Als Jugendlicher verfolgte er noch nicht das Ziel, Ordnungsamt-Mitarbeiter zu werden: „Als ich mein Studium abgeschlossen habe, habe ich jedoch keine passende Stelle gefunden“, erinnert er sich. Thomas suchte nach Jobangeboten im Umkreis und entschied sich, eine Ausbildung bei der Stadt Mönchengladbach zu absolvieren. Während der Ausbildung schnupperte er erstmals in den Bereich des Ordnungsamts hinein. Nach seiner Ausbildung arbeitete Thomas ein Jahr lang in Mönchengladbach: „Dann ist eine Stelle am Standort Dülken frei geworden. Da ich geborener Dülkener bin, habe ich mich beworben – und wurde genommen.“

Seit dem 1. Januar 1990 arbeitet Thomas beim Ordnungsamt der Stadt Viersen. Eine richtige Entscheidung, denn die Tätigkeit als Ordnungsamt-Mitarbeiter entpuppte sich für ihn als Traumjob: „Es ist interessant und abwechslungsreich“, findet Thomas. Besonders die Vielfältigkeit des Berufes möchte der 63-Jährige herausstellen: „Wir koordinieren Ausnahmegenehmigungen für Veranstaltungen, die Festsetzung von Märkten, haben einen Außen- und Bereitschaftsdienst, auch Bomben gehören zu unserem Aufgabenbereich. Natürlich auch Bußgeldbescheide verschiedener Art, Sterbefälle und Schulzuführungen.“

Wie viele Strafzettel er in seinem Berufsleben vergeben und wie viele Hundehalter verwarnt hat, kann Thomas nicht beziffern: „Puh, das sind einfach zu viele gewesen“, sagt er. Wie sich seine Arbeit im Laufe der Jahrzehnte verändert hat? „Der Umgangston wird immer härter, es kommt auch zu mehr Handgreiflichkeiten.“ Immer mehr Menschen würden sich auch körperlich wehren, zudem haben er und seine Kollegen festgestellt, dass die Maßnahmen des Ordnungsamts oft stark hinterfragt werden: „Heutzutage wird vieles infrage gestellt. Beispielsweise, ob das Ordnungsamt die Personalien kontrollieren darf“, erklärt Thomas. „Die Angabe von Personalien wird auch besonders oft verweigert.“ Im Laufe der 32 Jahre habe sich auch die Gesellschaft gewandelt: „Die Einstellung zu Autoritäten hat sich geändert. Das merken wir im Außendienst, da sind wir nah an der Gesellschaft dran.“ Es wird auch oft spannend: „Jeder Tag ist vielfältig, abwechslungsreich und somit auch anders.“ Und auch lustig kann es bei den Ordnungsbeamten werden. „Wir hatten einen Sterbefall in Süchteln, eine ältere Dame, die sehr zurückgezogen gelebt hat, ist verstorben“, erzählt Thomas. In der Wohnung habe man eine Keksdose gefunden, in der 550.000 Euro Bargeld aufbewahrt wurden: „Zu dritt wurde das Geld dann bei der Bank auf das Konto der Frau eingezahlt. Nachdem die Mitarbeiter der Bank verdutzt geschaut haben, weil so eine große Summe Bargeld eingezahlt wurde, sagte unser Abteilungsleiter auf Nachfrage, dass das die Tageseinnahmen der Knöllchen seien“, erzählt Thomas mit einem Lachen.

Auch kuriose Fundsachen waren dabei: Zum Beispiel ein Gebiss, ein Pferd oder eine Strickmütze mit zwei Löchern im Augenbereich. „Es ist durchaus auch ein lustiger Job. Es werden die verrücktesten Probleme an einen herangetragen. Eben alles, wo Menschen denken, dass das so nicht rechtens sein kann.“ Dabei greift das Ordnungsamt auch auf helfende Elemente zurück: „Wir finden durchaus auch unkonventionelle Lösungen, wie etwa ein klärendes Gespräch mit einem Nachbarn“, so Thomas.

In seiner Rentenzeit möchte der Dülkener besonders viel Zeit mit seinen drei Enkelkindern verbringen. Auch auf Reisen möchte er sich begeben: „Wir haben uns ein Wohnmobil bestellt, da wir unheimlich gerne Richtung Norden reisen.“ Außerdem geht Thomas gerne angeln, hat eine Leidenschaft zum Sport. Er möchte nun jeden Tag mindestens eine Stunde Sport machen und sich so fit halten.

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