Viersen Reise ans andere Ende der Welt

Viersen · Wer träumte nicht schon mal "von fremden Ländern und Menschen"? Robert Schumann tat es in den "Kinderszenen" und die Pianistin Deborah Rawlings teilte diesen Traum den kleinen Besuchern des Fidolino-Konzerts wie ein zartes Geheimnis mit. Um wirklich "auf der anderen Seite der Welt" anzukommen, half ein musikalischer Zaubertrick: "Wie nach einem Wasserquell" von Jan Pieterzon Sweelinck (1562-1621) symbolisierte die Meere zwischen Europa und Australien – der niederländische Komponist hätte nicht schlecht gestaunt, sein polyphones geistliches Werk statt mit Orgel mit Euphonium und Klarinette zu hören, die es zu seiner Zeit noch nicht gab.

Kleines Publikum angesteckt

Für "Trinkbecher" und "Baum" hielt das australische Känguru (alias Moderatorin Claudia Runde) diese Instrumente. Die Kinder lachten über sein Unwissen und lauschten mit ihm den bündigen Erklärungen der Musiker vom spielfreudigen Ensemble Hörsinn (Deborah Rawlings, Klavier; Vanessa Hövelmann, Klarinetten; Jan Termath, Euphonium, Posaune, Digeridoo; Gereon Voss, Percussion). Das kleine Publikum hüpfte mit dem frech-lockeren Beuteltier zum Fidolino-Lied und ließ sich von seiner Neugier auf Neuseeland anstecken. Und da hatten die Mitwirkenden weit mehr zu bieten als Bilder traditionell bemalter Maori: Deborah Rawlings, die aus Neuseeland stammt, führte das Publikum authentisch in das Begrüßungsritual Haka ein, zeigte, wie Maori Nasen reiben statt Hände schütteln und schuf in diesen Momenten eine entrückende exotische Atmosphäre. Die musikalische Parallele gelang ihr gemeinsam mit Gereon Voss in Stücken des zeitgenössischen neuseeländischen Komponisten John Psathas, im energiegeladenen "Matre's Dance" (Klavier und Trommeln) und im luftig schwebenden "Fragment für Klavier und Vibraphon".

Zurück in Australien lernten die Kinder ein Didgeridoo kennen: Das traditionelle Blasinstrument der Aborigines wirkte sofort auf sie mit seinem geheimnisvoll rauhen, tiefschwingenden Klang. Leicht entstand so mit allen gemeinsam ein improvisiertes Klangmosaik als schwungvoller Abschluss der diesjährigen Fidolino-Konzerte in Viersen. Ab Januar 2011 geht es weiter: mit "Tastentricks", "Monster gibt es nicht" und "Stimmakrobatik".

(RP)
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