Kreis Viersen Prozess: Brüggener (47) räumt fingierte Unfälle ein

Kreis Viersen · Das Landgericht beschäftigte sich gestern erneut mit dem Betrug durch 45 vorgetäuschte Autounfälle

Im Prozess um sechs Männer, die in großem Stil Autounfälle fingiert haben sollen, gab es gestern vor dem Krefelder Landgericht Teilgeständnisse. Die Angeklagten - darunter vier Männer aus Nettetal - sollen Geld für Unfälle bei Versicherungen abgezockt haben, die absichtlich herbeigeführt wurden. Insgesamt hat die Staatsanwaltschaft 45 Betrugsfälle zusammengetragen, die sich zwischen Februar 2009 und Oktober 2012 ereignet haben sollen.

Einer der Männer räumte ein, Unfälle mit dem Auto der Schwiegermutter vorgetäuscht zu haben. Die Frau habe nichts davon gewusst. Dass die Schwiegermutter nichts wusste, bestätigte sich bisher nicht. Die Frau hat bereits die gegen sie per Strafbefehl verhängte Geldstrafe von 2000 Euro akzeptiert. Ihr wurden drei Fälle des Betrugs zur Last gelegt. Der Richter fasste zusammen, was zur Verurteilung der Frau geführt hat. Innerhalb weniger Monate waren drei Unfälle mit ihrem Auto bei Versicherungen gemeldet worden. Auch die Namen des Sachverständigen aus Erkelenz und des angeklagten Rechtsanwalts aus Nettetal tauchten auf. Zunächst hatte der 47-Jährige aus Brüggen bei der Versicherung gemeldet, er sei mit seinem Roller an einem an einer Ampel in Breyell wartenden Fiat "vorbeigeschrammt". Die Fahrerin treffe keine Schuld. Dass die Frau seine Schwiegermutter ist, verschwiegen beide. Die Versicherung erkannte die über den mitangeklagten Anwalt eingereichte Geldforderung nach Abgabe eines Gutachtens an und zahlte rund 2500 Euro. Kurz darauf wurde der Fiat laut Urteil von einem weiteren Mitangeklagten angefahren, um erneut Geld zu kassieren. Wochen später habe der 47-Jährige wieder den Wagen der Schwiegermutter beschädigt. Das räumte er ein. Der Richter hielt es für unwahrscheinlich, dass drei Unfälle in drei Monaten beim Parken entstanden seien.

Um die Beweislage zu erhellen, wurden Akten aus weiteren Verfahren beigezogen. Mehrfach waren Mitglieder derselben Familie in Unfälle verwickelt. Zeugen gab es meist nicht, auch die Polizei wurde nicht gerufen. Um zu verhindern, dass das Gericht einen eigenen Sachverständigen bestellt, sei ein Unfallfahrzeug kurzfristig verkauft worden. Außerdem seien bei den Unfällen bewusst Schäden herbeigeführt worden, die notdürftig in Eigenarbeit behoben werden konnten.

Die Männer müssen sich wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs, Vortäuschen von Straftaten sowie Anstiftung zur Falschaussage verantworten. Der Anwalt soll wider besseren Wissens die Ansprüche bei Versicherungen geltend gemacht. Der Sachverständige soll in Kenntnis der Manipulation falsche Gutachten erstellt haben. Bis März sind mehrere Verhandlungstage geplant.

(bil)
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