Zirkus Renz in Viersen Premiere für Viersener Weihnachtszirkus

Viersen · Eigentlich macht der Zirkus Renz an Weihnachten immer Winterpause. Dieses Jahr wagt er in Viersen Neues: Hier feiert der Weihnachtszirkus Premiere. Für ein Mitglied der Zirkusfamilie ist es ein Heimspiel.

 Manege frei, Spot an! Anastasia Renz (6) als Weihnachtsengel auf Pferd Maxi, Lo Button (80) als Weihnachtsmann und Lothar Renz (31) jongliert mit Keulen.

Manege frei, Spot an! Anastasia Renz (6) als Weihnachtsengel auf Pferd Maxi, Lo Button (80) als Weihnachtsmann und Lothar Renz (31) jongliert mit Keulen.

Foto: Martin Röse

Auf der Theke für die Pausensnacks steht noch eine Sprühdose mit Kunstschnee, aus dem Lautsprecher erklingt schon Whams „Last Christmas“, der Tannenbaum am Zelteingang könnte noch ein paar Kugeln vertragen. Anastasia Renz (6) hängt sie schnell auf, während Yvonne Petrosino die gebrannten Mandeln in weihnachtlichen Tüten hinter der Theke verräumt.

 Schnell noch die restlichen Kugeln an den Baum am Zelt-Eingang!

Schnell noch die restlichen Kugeln an den Baum am Zelt-Eingang!

Foto: Martin Röse

Es sind die letzten Handgriffe, bevor an diesem Freitagabend der „Viersener Weihnachtscircus“ Premiere feiert. Eine doppelte. Denn einen Weihnachtszirkus gab es in Viersen noch nie. Und auch für den Zirkus Renz, 1846 in Berlin gegründet, ist es das erste Mal, dass seine 13 Artisten ein weihnachtliches Programm darbieten. Und dass die nach eigener Aussage „älteste Zirkusfamilie Deutschlands“ gemeinsam Weihnachten im Zirkuszelt feiert – nach der 14-Uhr-Vorstellung.

 Yvonne Petrosino am fast fertig eingeräumten Snack-Stand.

Yvonne Petrosino am fast fertig eingeräumten Snack-Stand.

Foto: Martin Röse

Warum hat sich der Zirkus ausgerechnet Viersen für seine Premiere ausgesucht? „Viersen hat ein Super-Zirkuspublikum“, sagt Marcel Renz (29), Urenkel der Zirkusgründer. „Die Leute hier mögen den Zirkus sehr.“ Heißt übersetzt? „Bei unseren bisherigen Gastspielen hier in Viersen war das Zelt immer voll.“

 Lisa Dornbusch (27), Mitglied der Zirkusfamilie, kommt aus Süchteln.

Lisa Dornbusch (27), Mitglied der Zirkusfamilie, kommt aus Süchteln.

Foto: Martin Röse

Insgesamt 500 Menschen fasst das blau-rote Zelt mit der Acht-Meter-Manege – und für den Weihnachtszirkus hat die Familie einiges investiert. Zum Beispiel Teppiche für die Zeltwände. „Damit es nicht zieht“, erklärt Lothar Renz (31), der in der Manege mit ein paar Keulen jongliert. Oder in zusätzliche Zeltgänge, damit sich das Publikum nicht durch die Kälte zu den Sitzplätzen zittern muss. Konnte ja niemand ahnen, dass es an Heiligabend schneefreie acht Grad werden sollen. „Im Zelt halten wir die Temperatur konstant bei 24 Grad“, sagt Lothar Renz.

Was dürfen die Zuschauer erwarten? „Zwei Stunden dauert die Vorstellung“, sagt Petrosino, die seit elf Jahren dabei ist. Unterbrochen wird die Show von einer 20-minütigen Pause. Die Rahmenhandlung bilden der Weihnachtsmann, im wahren Leben 80 Jahre alt, Künstlername Lo Button, und sein Weihnachtsengel alias Anastasia Renz, die Ururenkelin der Zirkusgründer. Und in diese Rahmenhandlung betten sich dann auf wundersame Weise eine Wild-West-Show, Tierdressuren (unter anderem mit einem halben Dutzend Kamele), eine Taubenrevue, ein bisschen Zauber aus tausendundeiner Nacht und Akrobatik am Trapez ein.

Für ein Mitglied der Zirkustruppe ist der „Viersener Weihnachtszirkus“ ein echtes Heimspiel. Lisa Dornbusch kommt, nomen est omen, aus Süchteln. Die 27-Jährige besuchte den Zirkus, half bei den Tieren – und verliebte sich. Nicht nur in den Zirkus, sondern auch in Marcel Renz. Seither reist sie mit den anderen zwölf Artisten und rund 80 Tieren – darunter auch indische Zebu-Rinder oder eine Würgeschlange namens Paula – durch die Dörfer und Städte. Genau wie Töchterchen Anastasia. Einen Kindergarten hat die Sechsjährige nie besucht, berichtet Marcel Renz. „Hier im Zirkus werden die Kinder bestens auf die Schule vorbereitet.“ Lesen und Schreiben konnte die Sechsjährige schon, bevor sie erstmals echten Schulunterricht bekam. „Und die Kinder lernen Verantwortung, müssen sich um die Tiere kümmern“, erklärt Renz. So, wie er es als Kind schon tat. „Tiere gehören zum Zirkus“, ist er überzeugt.

Ein Schulbuch liegt auf dem Tisch im Vorzelt. Ein Privatlehrer sorgt für den Unterricht, von der „rollenden Zirkusschule“. Wenn der Zirkus dann nach dem Weihnachtszirkus in die Winterpause geht und die Ferien vorbei sind, nimmt Anastasia in einer Weseler Schule am Unterricht teil. Dort hat der Zirkus Renz seine Heimatstation.

Kundschaft kommt. Ein Mann will Karten abholen. Seit Montag läuft der Vorverkauf. Und wie läuft der? Yvonne Petrosino lächelt. „Wir sind sehr zufrieden.“

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