Viersen Praktikum nach italienischer Art

Viersen · Das Clara-Schumann-Gymnasium bietet nicht einfach nur einen Austausch nach Italien an. Die Schüler absolvieren dort ihr Berufspraktikum. Derzeit sind die italienischen Gäste in Viersen. Morgen fliegen sie zurück nach Hause

 Valentina Caspari (17) macht ein Praktikum bei der Volksbank Viersen. Das Selfie von ihr, dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Cleven und den anderen Schülern im Hintergrund hat sie auf der Facebook-Seite der Bank gepostet.

Valentina Caspari (17) macht ein Praktikum bei der Volksbank Viersen. Das Selfie von ihr, dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Cleven und den anderen Schülern im Hintergrund hat sie auf der Facebook-Seite der Bank gepostet.

Foto: Jörg Knappe

Die Deutschen sind steif und spießig, dachte Valentina Caspari, aber das war vor ihrem Besuch in Viersen. Die 17-Jährige ist derzeit Schülerpraktikantin bei der Volksbank, in der Filiale am Neumarkt in Dülken. Dabei gibt es für die Jugendliche neben dem Wechsel von der Schule in den Finanzsektor mehrere Herausforderungen: ein fremdes Land mit Menschen mit einer ganz anderen Mentalität und das in einer Sprache, die sie erst seit wenigen Jahren lernt. Denn Valentina Caspari ist eine der sieben italienischen Schüler, die derzeit auf Schüleraustausch mit dem Clara-Schumann-Gymnasium sind.

Seit 2009 organisiert Anne Harms für die Schüler des Dülkener Gymnasiums den Austausch mit Italien. Vor vier Jahren entschied sich die Deutsch- und Italienischlehrerin für eine Änderung. Seitdem fahren zwar immer noch deutsche Schüler in den Süden und italienische kommen an den Niederrhein, allerdings nicht mehr für schulischen Unterricht, sondern um ein Praktikum zu absolvieren. "Die Schüler müssen eh ein Berufspraktikum machen, da dachten wir uns, das können sie auch woanders", sagt Harms.

Sie organisiert die Unternehmen und Betriebe, die bereit sind, für zwei Wochen einen italienischen Gast aufzunehmen, darunter in diesem Jahr neben der Volksbank etwa die Gemeinschaftgrundschule Dülken, der Evangelische Kindergarten Villa Regenbogen in Dülken, eine Reitschule und eine logopädische Praxis. In welche Bereiche es die deutschen Schüler beim Gegenbesuch im Frühjahr 2018 verschlägt, steht noch nicht fest. "Letztes Mal waren sie beispielsweise in einer Suppenküche der Caritas, in einem Bastelladen, einem Feinkostgeschäft und bei einem Landschaftsarchitekten", sagt Harms. Zuvor fand der Austausch mit einer Schule auf Sardinien statt, dieses Mal stammen die italienischen Gäste aus Bormio in den Alpen.

Valentina ist bei einer Gastfamilie in Schwalmtal untergekommen. Trotz der Sprachbarriere gefalle ihr die Reise sehr gut, sagt sie. Sie hat Ein- und Auszahlungen bearbeitet und den Facebook-Auftritt der Volksbank mitgestaltet. Mitschüler Pietro Giacomelli, der bei eine Familie im Elmpt wohnt, schnuppert gerade in die Immobilienbranche hinein. "Ich habe telefoniert und E-Mails geschrieben und war bei einer Eigentümerversammlung dabei", berichtet der 19-Jährige. Beruflich sei das allerdings nichts für ihn: "Ich möchte Polizist oder Notarzt werden." Francesca Viviani und Ilaria Bormolini (beide 18) machen ihr Praktikum in einer Grundschule beziehungsweise einem Kindergarten. "Das ist sehr schön", sagt Francesca Viviani. "Kinder sprechen langsamer, so können wir sie besser verstehen." Am Wochenende hat die Gruppe einen Ausflug nach Bonn, Köln und Düsseldorf gemacht.

Lehrerin Harms ist auch in diesem Jahr über den Erfolg des Austauschs erfreut. "Es ist schön zu sehen, wie sich die Schüler in der kurzen Zeit entwickeln", sagt sie. "Am Anfang sind sie schüchtern, werden aber immer selbstbewusster."

(RP)
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