Viersen Polizisten leiden unter Arbeitsbedingungen

Viersen · Nach zehn Jahren an der Spitze der Gewerkschaft der Polizei in Viersen zieht Ralf Robertz ein negatives Resümee.

 Ralf Robertz (Mitte in gelber Weste), Vorsitzender der GdP, macht immer wieder darauf aufmerksam, dass die Arbeitsbedingungen für Polizisten sich verbessern müssen - zum Beispiel bei der "Initiative 2020", bei der die GdP anzeigte, dass die Zahl der Polizisten bis zum Ende des Jahrzehnts um weitere 20 Stellen sinken könnte.

Ralf Robertz (Mitte in gelber Weste), Vorsitzender der GdP, macht immer wieder darauf aufmerksam, dass die Arbeitsbedingungen für Polizisten sich verbessern müssen - zum Beispiel bei der "Initiative 2020", bei der die GdP anzeigte, dass die Zahl der Polizisten bis zum Ende des Jahrzehnts um weitere 20 Stellen sinken könnte.

Foto: Busch

Die Polizei ist im Kreis Viersen nicht so präsent wie sie es sein sollte, findet Ralf Robertz. Er steht seit zehn Jahren an der Spitze der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im Kreis. Die Bürger seien aufgrund der geringen Polizeipräsenz verunsichert. Laut Robertz deckt sich dieser Eindruck mit der Personalentwicklung: Die Zahl der Polizisten im Kreis ist im vergangenen Jahrzehnt gesunken.

Rund 20 000 Straftaten fallen pro Jahr im Kreis Viersen an. Laut Statistik ist die Zahl um 20 Prozent gesunken. Allerdings wird inzwischen ein Großteil der durch die Bundespolizei festgestellten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz nicht mehr in der Statistik erfasst. Verschlechtert hat sich die Aufklärungsquote. 2010 wurden noch 59,3 Prozent der Straftaten aufgeklärt. Inzwischen sind es nur noch 50,2 Prozent.

Zugleich gibt es immer weniger Polizisten. "Als ich im Jahr 2004 den Vorsitz übernahm, waren es 530 Beschäftigte in der Kreisgruppe Viersen. Heute sind es noch 470. Wir haben in zehn Jahren über zehn Prozent Personal verloren", sagt Robertz. Schon heute sei dies das größte Problem der Polizei, und bis 2020 werden weitere 20 Polizisten weniger bei der Kreisgruppe arbeiten. "Wir ziehen an allen Ecken und Kanten, aber es reicht nicht", sagt Robertz. Für die Polizisten im ganzen Kreis ist der Druck hoch. "Die Polizeivollzugsbeamten zeigen aufgrund von Stress Krankheitssymptome, die es vor zehn Jahren noch nicht gab", berichtet Robertz.

Die GdP setzt sich dafür ein, dass mehr Polizisten eingestellt werden und die Arbeitsmittel bleiben. Die Gewerkschaft habe zwar einige Sparmaßnahmen verhindern können, sagt Robertz, dennoch wurden Motorräder und Fahrräder der Polizei im Kreis Viersen abgeschafft, die Anzahl der Diensthunde wird von fünf auf vier reduziert. Zudem ist nicht sicher, ob alle vier Standorte in Willich, Viersen, Kempen und Nettetal langfristig weiter bestehen.

Robertz hat zudem beobachtet, dass sich der Verhalten der Bürger gegenüber den Amtsträgern gewandelt habe, gerade bei jungen Erwachsenen. Es fehle Respekt. Einige beleidigen Polizisten, werden sogar handgreiflich. "Wobei wir es hier mit keinem berufsbezogenen, sondern einem gesellschaftlichen Problem zu tun haben. Unter anderem leiden auch Lehrer, Sozialarbeiter und Sachbearbeiter in Ämtern hierunter", bemerkt Robertz. Viel Lob hat der Gewerkschaftsmann für seine Kollegen, die durch ihre gute Arbeit in seinen Augen ein Werk am Laufen halten, das so eigentlich gar nicht mehr funktionieren dürfte.

(tref)
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