Kreis Viersen Polizei schafft Motorradstreife ab

Kreis Viersen · Im Auftrag des NRW-Innenministeriums haben alle Polizeibehörden den Einsatz ihrer Krafträder überprüft. In Viersen ist die Kreispolizei zu dem Schluss gekommen, dass ihre fünf Motorräder verzichtbar sind. Sie werden bald abgegeben.

 Die 18 Motorradfahrer der Kreispolizeibehörde Viersen werden künftig nicht mehr auf nur zwei Rädern unterwegs sein.

Die 18 Motorradfahrer der Kreispolizeibehörde Viersen werden künftig nicht mehr auf nur zwei Rädern unterwegs sein.

Foto: Olaf Ostermann

Die neue Uniform der Motorradpolizisten ist hochwertig, funktional, wind- und wetterbeständig. Gerade wird die blaue Kluft mit leuchtend gelben Schulterpartien und einem neongelben Helm bereits an die Beamten in Bonn, Düsseldorf, Dortmund und Köln verteilt. Die 18 Krad-Fahrer der Kreispolizei Viersen werden allerdings nicht mehr in den Genuss der neuen Uniform kommen: Ihre fünf Motorräder werden demnächst in den zentralen Fuhrpark der Polizei NRW zurückrollen.

"Wir haben im vergangenen Jahr unseren Fuhrpark auf seinen einsatztaktischen Nutzen geprüft", sagt Polizei-Pressesprecherin Antje Heymanns. Ergebnis: Die fünf BMW-Maschinen (850 Kubik) sind für den Einsatz in dem großflächigen Landkreis nicht sonderlich nützlich, daher verzichtbar und sollen abgeschafft werden. Die 18 Beamten, die für die Motorradstreife ausgebildet sind, werden künftig nicht mehr zwischen Dienst im Streifenwagen oder auf dem Motorrad wählen können, sondern nur noch in den Dienstwagen steigen.

Zu den Gründen für die Entscheidung sagt Heymanns: "Wir haben bei uns nicht die gleichen Verkehrsprobleme wie in den Großstädten, in denen ein wendiges Krad sehr sinnvoll ist. Hinzu kommt, dass unsere Motorräder als Einzelstreife unterwegs sind. Die Eigensicherung ist daher nicht gegeben. Anders als in großen Städten, in denen die Distanzen kürzer sind, dauert es in einem Landkreis wie unserem unter Umständen lange, bis die Verstärkung der Kollegen eintrifft."

Falls man für einen Einsatz tatsächlich einmal ein Krad benötige, könne man immer noch die Nachbarbehörden, etwa in Krefeld oder Mönchengladbach, um Verstärkung bitten, so die Polizei-Pressesprecherin. Sinnvoll sind die Krafträder vor allem in engen Straßenverhältnissen, bei Demonstrationen und Umzügen, bei der Verkehrslenkung, aber auch zur Verfolgung von Flüchtigen.

Als jetzt im Sommer die NRW-weite Anfrage des Innenministeriums an die Polizeibehörden, den Einsatz der Motorräder zu überprüfen kam, hatte die Kreispolizei Viersen ihre "Hausaufgaben" bereits gemacht.

"Unsere Anfrage hatte keinen Kosten-Hintergrund. Wir überprüfen ständig unsere Konzepte. Manches überlebt sich einfach und muss aus einsatztaktischen Gründen neu ausgerichtet werden", sagt Wolfgang Beus, Sprecher im Innenministerium. Ein enormer Kostenfaktor dürfte der Wegfall der fünf Motorräder in Viersen wohl nicht sein: Die Motorräder gehen zurück ans Land, neue Uniformen werden erst gar nicht verteilt.

Während sich die Polizeibehörden in den Großstädten, aber auch im Bergischen Land und in der Eifel — Gegenden, in denen viele Motorradfahrer unterwegs sind — nicht vorstellen konnten, auf ihre Motorräder zu verzichten, hat sich der Kreis Viersen nach Informationen der Rheinischen Post dazu entschlossen, ihre Motorradstreifen abzuschaffen.

Wann genau die Kreispolizei die fünf Motorräder abgibt, steht noch nicht fest: "Unser Stand ist: Die Rückgabemodalitäten werden mit dem Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste (LZPD) vereinbart", sagt Heymanns.

In den Reihen der Polizei wird der Beschluss durchaus kritisch gesehen. Viele Beamten halten die Motorräder für ein gutes Einsatzmittel, das sowohl auf Land- und Feldwegen und bei kleineren Unfällen hervorragend einzusetzen ist. Auch das Argument der Eigensicherung stellen manche in Frage, denn in den vergangenen Jahrzehnten sei den Motorradpolizisten noch nie etwas zugestoßen. Möglicherweise, so vermuten die Beamten, habe es aber mit der demographischen Entwicklung zu tun. Die Polizei insgesamt in NRW ist überaltert, viele Beamte gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand.

Polizei-Pressesprecherin Heymanns kann sich vorstellen, dass die Entscheidung bei den Kradfahrern selbst ebenfalls auf wenig Gegenliebe stößt. "Es sind oft begeisterte Motorradfahrer", sagt Heymanns. "Aber wir sind keine Hobby-Werkstatt."

(RP)
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