Enthüllung in Brüggen Ein Platz für „Mr. Naturschutz“

Brüggen · Georg Sennert half dabei, im Kreis Viersen Naturschutzgebiete einzurichten und die Biologische Station Krickenbecker Seen auf den Weg zu bringen. Jetzt erinnert ein Platz im Brachter Wald an den leidenschaftlichen Naturschützer.

 Armin Huber (v.l.) und Ansgar Reichmann von der Biologischen Station, Landrat Andreas Coenen, Marita Sennert mit ihren Töchtern Melanie und Rebecca und Eckhard Uhlenberg, Präsident der NRW-Stiftung, an der Stele.

Armin Huber (v.l.) und Ansgar Reichmann von der Biologischen Station, Landrat Andreas Coenen, Marita Sennert mit ihren Töchtern Melanie und Rebecca und Eckhard Uhlenberg, Präsident der NRW-Stiftung, an der Stele.

Foto: Büthe, Judith

Künftig müssen sich Ausflügler, die mit Fahrrad oder Inline-Skates im ehemaligen Munitionsdepot unterwegs sind, nicht mehr an der Info-Hütte verabreden. Sie können sich am Georg-Sennert-Platz treffen. Denn so heißt der Platz vor der Info-Hütte im Brachter Wald jetzt, wie eine knallrote Stele verrät. Sie trägt ein Schild, auf dem zu lesen ist, wer Georg Sennert war: ein leidenschaftlicher Naturschützer, der im Kreis Viersen unvergessen bleibt.

Die Leidenschaft für die Natur wurde ihm in die Wiege gelegt: In Süchteln geboren, durchstreifte Sennert mit Vater und Großvater schon als Kind die Wälder in der Umgebung. Als 15-Jähriger zeichnete er Vogelbeobachtungen rund um Grefrath auf, als 16-Jähriger wurde er Ortsvertrauensmann für Vogelschutz. Schon bald entwickelte er ein großes Interesse für Insekten, erforschte und kartierte die verschiedenen Arten. Mit Freunden gründete er 1970 die ornithologische Arbeitsgemeinschaft Krickenbecker Seen, aus der 1988 die Biologische Station Krickenbecker Seen hervorging. Über Jahre war Sennert Vorsitzender des Trägervereins der Biologischen Station. Für die Natur im Kreis Viersen setzte sich Sennert auch als Mitglied des Landschaftsbeirats ein, ab 1993 war er Vorsitzender dieses Gremiums und blieb es bis zu seinem Tod 20 Jahre später.

Der Naturschützer erforschte nicht nur Vögel, Reptilien und Amphibien, er engagierte sich auch als Landschaftswächter. Dabei scheute er sich nie, ins Wasser zu springen und zuzupacken – ob er nun ein Teichhuhn mit den Händen einfing, um es beringen zu können, oder Flachskuhlen entschlammte. Dass er mit der Motorsäge im Elmpter Schwalmbruch auch Bäume absägte, um die für die Natur so wichtigen Flächen offenlegen zu können, brachte ihm den Spitznahmen „Baum-ab-Sennert“ ein.

Sennert legte Wert darauf, dass die Natur auch für die Menschen erlebbar sein sollte. Daran erinnerte seine Tochter Melanie, die bei der Enthüllung der Stele im Brachter Wald das Credo ihres Vaters zitierte: „Nur was man liebt, das schützt man auch.“ So setzte Sennert sich dafür ein, die Natur rund um die Nettetaler Seen, das Brachter Depot, Elmpter Schwalmbruch und Lüsekamp zu sichern und weiter zu entwickeln. Leicht sei es mit ihm nicht immer gewesen, verriet der Leiter der Biologischen Station, Ansgar Reichmann, „weil Georg so ein Tempo und einen enormen Willen an den Tag legte“.

Wie wichtig dieses Engagement war, machte Eckhard Uhlenberg, ehemaliger NRW-Landwirtschaftsminister (CDU) sowie danach Landtagspräsident und heute Vorsitzender der NRW-Stiftung, deutlich. Im ehemaligen Munitionsdepot, in das zu Zeiten der Briten kein Ausflügler einen Fuß setzen durfte, konnte sich auf dem nährstoffarmen Boden eine beeindruckende Zahl von Pflanzen und Tieren entwickeln. Uhlenberg erinnerte daran, wie Sennert für den Naturschutz kämpfte: „Er konnte die NRW-Stiftung davon überzeugen, sich im Brachter Wald zu engagieren.“ Nach Abzug der Briten investierte die NRW-Stiftung sechs Millionen D-Mark, um einen Teil des Depots zu kaufen. Heute sind mehr als 900 von insgesamt 1100 Hektar Depot-Fläche im Besitz der Stiftung.

Georg Sennert setzte sich dafür ein, das Depot nicht nur für Ausflügler zu öffnen, sondern mit Hilfe von EU-Geldern auch einen großen Teil der Flächen zu entsiegeln, um der Natur mehr Raum zu geben. „Sennert hat unendlich viel von seiner Freizeit investiert, um sich für den Naturschutz zu engagieren“, so Uhlenberg und betonte: „Ohne den ehrenamtlichen Naturschutz wären diese Fortschritte hier und in anderen Teilen Nordrhein-Westfalens nicht vorstellbar.“

Dem schloss sich Landrat Andreas Coenen (CDU) an. Coenen lobte bei der Enthüllung der Stele das gute Miteinander von ehrenamtlichen und hauptamtlichen Naturschützern im Kreis Viersen; er hob hervor, wie wichtig das Ehrenamt sei: „Ohne solche Mitstreiter geht es nicht, und Georg Sennert war ein solcher Mitstreiter.“ Die Möglichkeit, im Kreis Viersen Natur zu erleben, zeichne den Kreis aus, so Coenen: „Wir haben aus unserer Landschaft viel gemacht. Wir haben beste Voraussetzungen für einen sanften Tourismus geschaffen, der die Natur nicht zerstört.“

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