Viersen Platz für Gespräche

Viersen · Studenten der Hochschule Niederrhein untersuchen fachübergreifend den Viersener Gereonsplatz. Am Samstag befragten sie Anwohner, Geschäftsleute und Passanten zu ihren Vorstellungen.

Kathrin Helbig macht nach zwei Stunden eine kleine Pause. Sie hat Anwohner, Geschäftsleute und Passanten am Gereonsplatz befragt: „Eigentlich“, sagt die 23-Jährige, die in Krefeld Design studiert, „sind die Leute sich weitgehend einig. Dabei glauben die meisten, dass sie mit ihrer Meinung allein seien.“ Ganz oben auf der Liste der Wünsche: „Der Parkplatz muss verschwinden.“ Statt dessen wünschen sich die Menschen mehr Qualität in der Gastronomie und bessere Einkaufsmöglichkeiten.

Gemeinsam mit vier weiteren Studenten war Kathrin Helbig am Samstag für drei Stunden auf dem Gereonsplatz Ansprechpartnerin für viele interessierte Bürger. Mit Handzetteln hatten die Nachwuchswissenschaftler aus den Bereichen Design und Sozialwesen vorab auf ihre Aktion aufmerksam gemacht. „Platzgespräch“ stand an dem Zelt, das das Stadtteilbüro Südstadt unter Leitung von Uwe Peters aufgebaut hatte. Sechs Stehtische, zwei Tische mit Stühlen und eine gemütliche Sitzgruppe mit Sessel, Sofa und Stehlampe auf einer kleinen Bühne standen bereit.

„Platz für Identität“ heißt das Disziplinen übergreifende Projekt von Professor Nicolas Beucker, das „den Gereonsplatz in der Viersener Südstadt analytisch und gestalterisch auf sein Identitätspotenzial für die gesamte Südstadt untersuchen“ soll. Für Kathrin Helbig einer der Gründe, an dieser Lehr- und Lernveranstaltung teilzunehmen: „Das ist kein theoretisches Projekt, was wir hier tun, interessiert jemanden.“ Es gehe nicht um etwas Aufgesetztes, um eine reine Schönheitslösung. Vielmehr sei die Arbeit „anwendungsorientiert“. Die Vorschläge, die am Ende herauskommen, sollen nicht nur öffentlich präsentiert werden, sondern auch praktisch umsetzbar sein.

Hans Schrödter, der seit 2006 ehrenamtlich im Stadtteilbüro mitarbeitet, sieht die Befragung auf dem Platz auch als eine Bestätigung: „Wenn man Angebote macht, dann kommen die Leute.“ Das unterscheide die Südstadt von anderen Teilen Viersens: „Die Dülkener warten, und wir tun was.“ Allerdings frage er sich auch, was die Stadt mache. So kämen durch das Haus der Caritas 300 neue Bewohner ins Viertel. Ein Konzept, wie diese Menschen ins Leben der Südstadt integriert werden sollen, gebe es nicht. Ähnlich äußert sich Uwe Peters: „Wenn ich nach Konzepten frage, sagt der Bürgermeister: Die haben meine Leute im Kopf.“ Schrödter erinnert an Fotodokumentationen, die bei Begehungen entstanden und sehr unterschiedliche Sichten auf die Südstadt ergaben. Eines war aber allen gemeinsam: „Die Studenten zeigen die Widersprüche auf dem Gereonsplatz auf.“

(RP)
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