Alexandre Tharaud in Viersen Ein Uneitler am Klavier in der Festhalle

Viersen · Carnegie Hall in New York; Symphony Hall, Osaka; Concertgebouw, Amsterdam oder Londons Wigmore Hall  – das sind nur einige der berühmten Aufführungsorte, in denen der Pianist Alexandre Tharaud normalerweise konzertiert – und dennoch gab er jetzt einen Klavierabend in Viersen.

 Vom Viersener Publikum bejubelt: Alexandre Tharaud.

Vom Viersener Publikum bejubelt: Alexandre Tharaud.

Foto: Marco Borggreve

Das kundige Konzertpublikum wusste diese Ehre zu honorieren – kaum einmal war die Festhalle bei einem Kammerkonzert so gut gefüllt.

Der 1968 in Paris geborene Künstler veröffentlichte jüngst eine CD mit dem Namen „Versailles“, auf der er ursprünglich für das Cembalo oder später für das Hammerklavier komponierte Musik aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts bis Ende des 18. Jahrhunderts vorstellt. Jean-Baptist Lully und Francois Couperin sind da ebenso vertreten wie Joseph Nicolas Pancrace Royer, Claude-Bénigne Balbaste, Jacques Duphly oder Jean-Philipp Rameau. Der französische Künstler, dessen technisches wie interpretatorisches Vermögen legendär ist, stellte eine Auswahl dieser CD bei seinem Debüt in Viersen vor.

Ganz in sein Spiel versunken, mit sprechender Mimik und offenbar immer wieder Neues in den bemerkenswert abwechslungsreichen, mal ganz schlicht erscheinenden, dann wieder hoch virtuosen Kompositionen entdeckend, schien der Pianist das Publikum weitgehend ausgeblendet zu haben. Ein Stück ging ins nächste über, für den Zuhörer mitnichten anhand des Programms zu verfolgen. Zaghafter Zwischenapplaus, den er völlig negierte, schien ihn zu stören. Zweimal im Laufe des knapp eine Fünfviertelstunde dauernden Vortrags, sprang er am Ende eines Stückes auf – endlich durfte das Auditorium seine Begeisterung kundtun. Dann holte er hinter dem Vorhang das zweite, später das dritte Notenheft hervor – bis – nach Auszügen aus der großartigen, mit höchster Brillanz und enthusiastischer Spielfreude dargebotenen „Suite en La“ von Rameau - das Ende des eigenwilligen Klavier-Parforce-Rittes erreicht war.

Nun kannte der Jubel keine Grenzen mehr, und Alexandre Tharaud ließ sich gerne noch zu zwei Zugaben überreden.

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