Kreis Viersen Pflegefall in der Familie: Hilfe für Angehörige

Kreis Viersen · Im Kreis Viersen nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen zu. Informationen und Austausch zur Pflege von Angehörigen bieten jetzt DRK und AOK..

Jutta Fehre (Name geändert) weiß nicht weiter: Ihre Mutter, die bei ihr wohnt, ist über Nacht zum Pflegefall geworden. Gestern ist sie nach einem Schlaganfall aus dem Krankenhaus zurückgekommen. Die linke Körperhälfte ist größtenteils gelähmt, schon das Aufstehen morgens wird zum Problem. Von der Körperpflege ganz zu schweigen. Vergesslich war die alte Dame schon länger. Aber an die Stelle der Vergesslichkeit ist nun eine regelrechte Verwirrtheit getreten. Jutta Fehre fühlt sich überfordert. Was kann sie tun?

Die Frage wird immer häufiger gestellt. Unsere Gesellschaft altert. Dass ein Angehöriger zum Pflegefall wird, dass Mutter oder Vater Anzeichen von Demenz zeigen, kommt in immer mehr Familien vor. Die Betroffenen reagieren meist hilflos, wissen nicht, an wen sie sich wenden sollen. "Da ist gute und schnelle Beratung wichtig", sagt Beate Müller. Als Expertin für häusliche Pflege leitet sie beim Roten Kreuz im Kreis Viersen die Ambulanten Dienste in dessen Nordteil. So ist es ihr Job, das nötige Know-how und professionelle Hilfe zu vermitteln, Fragen zu klären wie: "Was kann ich tun, um Pflegeversicherung zu beanspruchen? Welche Hilfen stehen mir sonst noch zu?" Das sind oft die ersten Fragen, die in solchen Fällen gestellt werden. Zudem muss das Umfeld behindertengerecht gestaltet werden; bei Frau Fehres Mutter werden erstmal die Teppiche entfernt, denn die können zu Stolperfallen werden. Technische Hilfen zum Duschen müssen installiert werden, ein Pflegebett wird angeschafft.

Effektiver als Einzelberatungen, wenn der Bedarf schon besteht, sind systematische Lehrgänge. Die bietet jetzt das DRK, Betreuungsgesellschaft für soziale Einrichtungen, in Kooperation mit der AOK an. Im Fokus stehen verschiedene Ziele und Zielgruppen. Einmal geht es darum, aktuell Betroffene wie Jutta Fehre mit Rat und Tat zu unterstützen. Zweite Absicht ist, wenn mit einem Pflegefall in der Familie zu rechnen ist, darauf vorzubereiten. Auch sollen in diesen Lehrgängen Menschen geschult werden, die bereit sind, sich in der Pflege einzusetzen. Letzter Aspekt: die Kommunikation über die Pflegesituation. "Wichtig ist, dass die Betroffenen sich in einer Gruppe austauschen", rät Beate Müller. "Um sich Mut zu machen und um eigene Erfahrungen weiter zu geben."

Am kommenden Donnerstag, 23. April, beginnt der "Pflegekurs für Angehörige und Interessierte" beim DRK-Ortsverein Brüggen. Geleitet wird er von Pflegefachkräften. In sieben Einheiten, die jeweils einen oder zwei Abende umfassen, werden bis zum 16. Juli wichtige Kenntnisse vermittelt; von den rechtlichen und finanziellen Aspekten der Pflege über die Körperpflege bis zur Ernährung und dem Umgang mit Demenz. Interessierte können sich aussuchen, an welchen Veranstaltungen sie teilnehmen. Sollten sie zu Hause einen pflegebedürftigen Angehörigen haben, kann dieser (gegen Entgelt) während der Kurszeiten in der gewohnten Umgebung betreut werden.

(hk-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort