Kreis Viersen Opfer eines Trickdiebstahls

Kreis Viersen · Und immer wieder Trickdiebe: Die Polizei warnt, dass vor allem Senioren immer häufiger bestohlen werden. Die Masche ist immer ähnlich: Erst wird das Opfer abgelenkt, dann bestohlen. So erging es auch Ruth von Westernhagen.

 Ruth von Westernhagen wurde vor einem Geschäft in der Innenstadt bestohlen.

Ruth von Westernhagen wurde vor einem Geschäft in der Innenstadt bestohlen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Was bleibt ist die Wut. "Ich bin wütend darüber, dass ich auf einen so klassischen Trick herein gefallen bin", sagt Ruth von Westernhagen. "Und das nur, weil ich hilfsbereit sein wollte." Die 65-Jährige aus dem Kreis Viersen ist Opfer von Trickdieben geworden. Die Handtasche mit Portemonnaie, Handy, Haus- und Autoschlüsseln – alles ist weg.

Dabei wollte von Westernhagen der Frau, die in einem Geschäft plötzlich gestikulierend vor ihr stand, nur helfen. "Nur einen Schritt bin ich auf sie zugegangen, und als ich mich umdrehte, war die Tasche schon weg." Ihre Handtasche hatte sie einen Moment lang auf dem Boden abgestellt, genau diesen Augenblick nutzte die Frau, um sie abzulenken. "Ich dachte, sie möchte mich etwas fragen, hatte den Eindruck, dass sie nicht lesen kann", erinnert sich die ehemalige Leiterin einer Grundschule.

Von einem Mann abgelenkt

Von einem Zusammenhang zwischen der Frau und dem Taschendieb, der zu diesem Zeitpunkt hinter Ruth von Westernhagen gestanden haben muss, ist auch die Polizei überzeugt. Von Westernhagen verfolgte die Frau sogar direkt nach der Tat – und wurde dann, während sie noch nach ihr Ausschau hielt, von einem Mann abgelenkt und in eine falsche Richtung geschickt.

Das Tatgeschehen erinnert an andere Trickdiebstähle in Viersen, deren Zahl in den vergangenen Monaten immer mehr zugenommen hat. Die Opfer werden – meist von einem Verbündeten des eigentlichen Diebs – abgelenkt, dann bestohlen. Am Wochenende bedrängten vier Frauen einen 71-Jährigen und gaben vor, Spenden für einen guten Zweck zu sammeln. Zwei der Täterinnen lenkten den Mann ab, die beiden anderen versuchten, unauffällig die Geldbörse zu entwenden. Sie scheiterten, konnten aber flüchten. In anderen Fällen werden Menschen – oft Senioren – beim Einkaufen angesprochen, wenn Taschen im Einkaufswagen liegen. Vor wenigen Tagen bestahl ein Paar einen Mann, indem es ihn in ein Gespräch auf einem Parkplatz verwickelte – hinterher fehlte ihm eine goldene Kette, die direkt vom Hals gestohlen worden war.

Für Ruth von Westernhagen ist es nur ein kleiner Trost, dass sie nicht das einzige Opfer ist. Mehr als 1000 Euro wird sie die eine unaufmerksame Sekunde kosten. "Die 100 Euro, die im Portemonnaie waren, sind nichts im Vergleich zu den Kosten danach", sagt sie. Weil die Haustürschlüssel und ihr Ausweis mit Adresse in der Tasche waren, hat sie noch am selben Tag die Schlösser austauschen lassen – für 190 Euro. Die Schlösser des Autos auszuwechseln kostete sogar 600 Euro. Ausweis, Führerschein, neue EC- und Kreditkarten, ein neues Handy mit neuer Sim-Karte – nicht nur die Kosten, auch der Aufwand, alles neu zu beschaffen, ist erheblich. Von ihrer Versicherung hat Ruth von Westernhagen erfahren, dass sie alles selbst bezahlen muss. "Gegen Trickdiebstahl ist man nicht versichert, das zahlt einem niemand zurück." FRAGE DES TAGES

(RP)
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