Viersen Oldtimer-Rallye — ein Erfahrungsbericht

Viersen · Seit mehr als drei Jahrzehnten begeistert die Viersener Oldtimer-Rallye Teilnehmer ebenso wie Passanten. Woran liegt das? Unsere Autorin ist mitgefahren (in einem fast sechs Meter langen Ford Lincoln Mark von 1979).

 Unsere Autorin Rosa von Lobenstein fuhr mit Stefan Schill und Simone Bach im Ford Lincoln mit.

Unsere Autorin Rosa von Lobenstein fuhr mit Stefan Schill und Simone Bach im Ford Lincoln mit.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Samstag, 9 Uhr auf dem Remigiusplatz in Viersen. Langsam füllt sich der Platz mit zahlreichen Oldtimer-Fans und interessierten Passanten. Heute findet die 31. Viersener Oldtimerrallye statt. 143 Fahrzeuge gehen an den Start. Ich bin erstmals dabei, in einem geliehenen Oldtimer.

9.30 Uhr          Nachdem mir mein „Bordbuch“ ausgehändigt und das Prinzip der Rallye erklärt wurde, lerne ich das Auto kennen: ein weißer 5,85 Meter langer Ford Lincoln Mark von 1979. Mit Stefan Schill und Simone Bach fahre ich die erste Etappe der Rallye, bei der Fragen beantwortet, Gegenstände gefunden und Aufgaben gelöst werden müssen. Bei Durchgangskontrollen werden unsere Antworten abgestempelt. Für jede falsch beantwortete Frage, gibt es MinusPunkte. „Das Auto ist trotz allem noch jünger als wir“, witzelt die 49-jährige Simone Bach. Diese Rallye ist bereits ihre zweite gemeinsame Ausfahrt. 2017 waren die beiden das erste Mal dabei und konnten sogar sofort den Sieg mit nach Hause nehmen. „Dass wir gewonnen haben, ist reiner Zufall. Bei manchen Aufgaben muss man einfach nur Glück haben“, sagt Simone Bach.

 Eine kleine Auswahl der insgesamt 143 Oldtimer, die bei der diesjährigen Rallye an den Start gingen.

Eine kleine Auswahl der insgesamt 143 Oldtimer, die bei der diesjährigen Rallye an den Start gingen.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

10 Uhr        Mit Cowboyhüten auf dem Kopf und Proviant auf dem Rücksitz geht es für uns als eines der ersten Autos an den Start. Unser Weg führt uns zu Beginn durch die Fußgängerzone, vorbei an Hunderten Passanten die sich für Oldtimer interessieren. „Der Weg durch die Fußgängerzone ist für jeden Fahrer ein Highlight“, erzählt Schill. Simone Bach und Stefan Schill leben in Boisheim und kennen sich schon seit ihrer Ausbildung bei der Volksbank. Simones Mann ist Mitorganisator der Oldtimerrallye. Sie übernimmt auf dem Beifahrersitz das Bordbuch. Darin stehen Fragen, Fotopunkte und Wegweisungen. „Besonders die kleinen Gags, Irreführungen und Chinesenzeichen sorgen für reichlich Spaß und machen die Rallye familientauglich“. Simone und ihr Mann haben sich erst vor kurzem selbst einen Oldtimer gekauft. Dieser muss jedoch vor seiner ersten richtigen Ausfahrt erst noch ein bisschen überarbeitet werden.

10.30 Uhr        Auf unserem Weg müssen wir unter anderem Gegenstände suchen, die in unserem Bordbuch mit einem Foto verzeichnet sind. Nur wenn die Objekte auf der rechten Seite liegen, dürfen wir sie in unser Buch aufnehmen. Diese kleinen Irrungen führen dazu, dass sich alle Fahrer auf die Suche begeben und auch ab und zu Strecken zwei- oder dreimal abfahren. Entgegenkommende Oldtimer führen also schnell dazu, dass man auch selbst infrage stellt, ob man richtig fährt.

10.45 Uhr        Immer wieder begegnen wir winkenden Passanten, die uns zum Hupen auffordern. Währenddessen diskutieren wir über die Quizfragen („Was bekommt man bei Gebrüder Pfeiffer“?) und achten sorgsam auf den rechten Fahrbahnrand. Liegt da was?

11 Uhr        Bereits am Abend zuvor hat Stefan Schill das Auto bei seinem Freund Peter Kaas abgeholt. „Gott sei Dank haben wir eine große Einfahrt bei uns zu Hause, in der wir das Auto parken konnten. Was Anderes wäre auch nicht mögliche gewesen“, erzählt Schill. Peter Kaas ist großer Oldtimer-fan. Er selbst besitzt über die Jahre 25 Oldtimer. Heute fährt er mit seinem Mercedes Benz 250 SL Pagode von 1967. Das Auto hat er seit seinem 18. Geburtstag behalten und gehört zu seinen absoluten Favoriten. „Ich habe viel Spaß an meinen Autos. Ich kann nur selbst nicht einmal einen Reifen wechseln“, witzelt Kaas.

 11.40 Uhr       Bei unserer vierten Durchfahrts-Kontrolle erwartet uns neben den Quizfragen und Fotopunkten unsere erste aktive Aufgabe. Wir müssen schätzen, wie viele Backerbsen in einem Behälter sind. Aufgrund eines Referenzbehälters mit 100 Backerbsen entscheiden wir uns für 4650 Erbsen im Behälter. Wie ich im Nachhinein erfahren habe, waren wir mit unserer Schätzung sehr nah dran. 4750 Erbsen befanden sich in dem Gefäß.

12.20 Uhr        Bei Sonnenschein verbringen wir auf Gut Heimendahl in Kempen unsere Mittagspause. Bei einer Minestrone komme ich mit dem 70-jährigen Ernst August Rath ins Gespräch. Bereits bei der ersten Oldtimer-Rallye in Viersen war er mit dabei. Sein 300 SL Mercedes ist mit einem geschätzten Wert von knapp 900.000 Euro das wertvollste Teilnehmerauto in diesem Jahr. Die familiäre Atmosphäre hat es dem Oldtimer-Liebhaber besonders angetan. „Wenn mein Herzschrittmacher mitmacht, fahre ich auch im nächsten Jahr wieder mit“, sagt Rath. Nach der Pause geht es für alle Oldtimer-Fahrer ohne mich von Kempen über Geldern, nach Arcen bis nach Süchteln.

Bei der Siegerehrung um 18 Uhr belegen Simone Bach und Stefan Schill mit 147 Minuspunkten den dritten Platz in ihrer Altersklasse von 1970 bis 1979. 54 Autos sind in dieser Altersklasse an den Start gegangen.

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