Mirco-Prozess Olaf H. erwartet "keine Vergebung"

Krefeld · Was hat Olaf H. zum Mord an dem zehnjährigen Mirco aus Grefrath getrieben? Diese Frage hat der nun zu Ende gehende Prozess gegen den 45-jährigen Familienvater aus Schwalmtal nicht eindeutig geklärt. Am Donnerstag (13 Uhr) verkündet das Landgericht Krefeld sein Urteil.

2011: Mirco-Prozess in Krefeld
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Für die Staatsanwaltschaft musste Mirco am Abend des 3. September 2010 sterben, weil Olaf H. seinen sexuellen Missbrauch an dem Jungen verdecken wollte. Die Verteidigung sieht in der Tat des Angeklagten ein "riesengroßes Rätsel" und ein "tragisches Ereignis", dessen Ursachen das Strafverfahren nicht wirklich klären konnte. Der Angeklagte lieferte im Prozess kein Motiv für seine Tat.

Am Donnerstag (13 Uhr) verkündet das Landgericht Krefeld sein Urteil. Ob es dabei gelingt, das Motiv für die Tat zu erhellen, bleibt abzuwarten. Zwar hatte der 45-Jährige die Tat in einer von seinem Anwalt verlesenen Erklärung eingeräumt, aber zugleich betont, dass sein Verhalten für ihn selbst nicht zu erklären sei. Er erwarte "keine Vergebung", betonte er in einem von seinem Anwalt verlesenen Schlusswort. Seine Tat täte ihm "unendlich leid".

Ex-Chef widersprach Aussage des Angeklagten

Ansonsten hatte Olaf H. den Mitte Juli gestarteten Prozess weitgehend ohne äußere Regung verfolgt. Vorwürfe, er habe das Verfahren bisweilen lächelnd verfolgt, wies er in seinem Schlusswort zurück. Gegenüber dem Gericht ließ er meist seinen Anwalt Gerd Meister für sich sprechen. Zudem gab es Widersprüche in seiner Aussage: So bestritt etwa der Ex-Chef von Olaf H., dass es am Tattag zu einem Streit zwischen ihm und dem Angeklagten gekommen sei. Der 45-Jährige hatte beruflichen Stress als Grund dafür angegeben, dass er Mirco auf dem Nachhauseweg in seinen Dienstwagen gezwungen, missbraucht und getötet hatte.

Nichts im Leben von Olaf H. wies im Vorfeld auf die Tat hin, nach Angaben einer Ex-Frau ist der Angeklagte ein "Familienmensch, für den die Familie das Ein und Alles ist". Der frühere Telekom-Bereichsleiter ist laut einem Gutachter geistig gesund und hochintelligent. Auch habe der 45-Jährige, der drei eigene Kinder hat, keine pädophilen Neigungen. Allerdings ging es dem Angeklagten bei der Tat offenbar darum, ein Allmachtsgefühl durch die Unterdrückung eines anderen zu erleben.

Nun droht dem 45-jährigen Angeklagten unter anderem wegen Mordes und sexuellen Missbrauchs eine lebenslange Haftstrafe. Zudem soll das Landgericht Krefeld auf Antrag der Anklage die besondere Schwere der Schuld feststellen. Sollte das Gericht diese Einschätzung treffen, wären eine Haftprüfung nach etwa 15 Jahren und eine vorzeitige Entlassung auf Bewährung ausgeschlossen.

(DAPD)
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