Schwalmtal Oh wie schön ist Advent

Schwalmtal · Dichtes Gedränge bei der Brachter Mühlenweihnacht — und beim Schwalmtaler Markt hieß das Motto: "Von Schwalmtalern für Schwalmtaler"

 Der Weihnachtsbaum im Lichterglanz, die Mühle illuminiert, die Temperaturen so, wie es sich zur Weihnachtszeit gehört: Hunderte kamen zur Brachter Mühlenweihnacht.

Der Weihnachtsbaum im Lichterglanz, die Mühle illuminiert, die Temperaturen so, wie es sich zur Weihnachtszeit gehört: Hunderte kamen zur Brachter Mühlenweihnacht.

Foto: Busch

Bei einbrechender Dunkelheit der Brachter Mühlenweihnacht loderten die Flammen im Feuerkorb. Fast jeder Besucher, der den Vorplatz der Brachter Mühle mit großem leuchtenden Weihnachtsbaum betrat, hielt hier einmal kurz seine Hände drüber, um sie zu wärmen. Neue Holzscheite legte John Frenken auf. "Das macht Spaß, dss Feuer am Brennen zu halten." Er hatte extra seinen Hauklotz von zu Hause mitgebracht, um vor Ort neues Holz zu spalten. Die Menschen zogen im Schatten der Brachter Mühle an den Buden vorbei. An den Imbiss- und Getränkeständen knubbelte es sich. Bürgermeister Frank Gellen schaute auf die Uhr: "Ich habe gleich Schicht in der Pizzabäckerei der Burundi-Hilfe." Seine niederländische Amtskollegin aus Beesel, Petra Dassen mit Tochter, schlenderte über den Markt: "Ich bin das erste Mal hier. Schön und gemütlich ist er. Die Gemeinschaft scheint hier stark zu sein." Eine Sonderschicht "fuhr" das Riesenkaninchen "Bragi" (ist sonst mit Artgenossen unter anderem in Altenheimen unterwegs) zum Anfassen und Streicheln - mit Weihnachtsmütze hinter den Löffeln.

Marktmeister Wilfried Gerhards sagte: "Der Markt darf nicht größer werden. Wir wollen Flair und Atmosphäre unserer Mühlenweihnacht behalten. Wir haben eine Warteliste von Ausstellern und Beschickern, falls einer ausfallen sollte." Die Feuerglut leuchtete beim Brachter John Robbin Riechert (26). In seiner "Dohlenschmiede" fabrizierte er Kleinkunst aus Leidenschaft: "Schmuck geht immer." Riechert ließ neugierige Besucher den Hammer schwingen. Der Leierkastenmann Jürgen Sadtkowski kurbelte die Weihnachtsstimmung an. "Ich kann 30 deutsche Weihnachtslieder spielen, aber auch englische." Tradition hat der Jahreskalender mit alten Brachter Ansichten. Der Januar fängt mit der lithografischen Darstellung aus Bracht von 1916 an, auf der die katholische Kirche als solche schwer zu erkennen ist. Für Wilfried Füsers wird es immer schwerer, alte Ansichtskarten zu bekommen. Er hatte einen Anblick der ehemaligen Schwalmtal-Nette Klinik dabei. "Da wurde unser Sohn Bastian geboren", sagte er. Dieser stand gerade dort und mimte für die Mühlenweihnacht den Nikolaus. Mit "Schreib mal wieder" warb Susanne Frenken. Statt E-Mail sollten die Menschen lieber Weihnachtskarten schicken. "Das sind gefaltete Umarmungen."

 Ob Sport- oder Karnevalsverein: Der Verkehrsverein setzt bei der Organisation des Weihnachtsmarktes auf Menschen aus dem Ort.

Ob Sport- oder Karnevalsverein: Der Verkehrsverein setzt bei der Organisation des Weihnachtsmarktes auf Menschen aus dem Ort.

Foto: Busch

Überall strahlende Gesichter und Menschen mit leuchtenden Augen, die sich wohl sehr innig an ihrer Tasse mit Glühwein, heißem Cidre oder Kakao festhalten. Denn es ist kalt, bitterkalt. Über den Gefrierpunkt klettert das Thermometer am ganzen Wochenende kaum.

"Das ist ja richtig schön geworden", sagt eine junge Frau anerkennend. Sie sei etliche Jahre nicht zur Weihnachtszeit in der alten Heimat gewesen und habe einen längst nicht so einladenden Markt in Erinnerung.

Das Organisationsteam vom Verkehrsverein legt Wert darauf, dass der Markt "von Schwalmtalern für Schwalmtaler" gemacht wird. So gibt es Holzkunst, Genähtes und Tiffany-Technik, Leckereien und auch den neuen Kalender "Schwalmtal in Bildern". Der ist aus einer Facebook-Gruppe gleichen Namens entstanden. Dort posten Schwalmtaler Hobby-Fotografen ihre Aufnahmen und wählen jeden Monat ihr Lieblingsmotiv.

Außerdem enthält der Kalender die Termine in der Gemeinde, die für nächstes Jahr bereits im Kalender der Verwaltung vermerkt waren.

Auch die Vereine sind vertreten. Der SC Waldniel veranstaltet traditionell zum Weihnachtsmarkt seine große Verlosung. Die Ungerather Karnevalsfreunde bieten schon seit Jahren Glühwein und heißen Kakao für die Besucher. Auch die Freunde der Partnerstadt Ganges sind schon lange mit heißem Cidre mit und ohne Calvados dabei.

Eine besondere Rolle kommt in diesem Jahr dem "Effa" zu, dem evangelischen Jugendheim an der Langestraße. "Wir haben schon im vergangenen Jahr während des Konzerts am Samstagabend für einen guten Zweck gesammelt", sagt Thomas Weuthen vom Verkehrsverein, der federführend in der Organisation des Weihnachtsmarktes ist. "Das haben wir in diesem Jahr fortgeführt."

Das Konzert am Samstagabend lieferte auch in diesem Jahr die Formation Acoustic Delite. Rockige Titel rissen das Publikum mit - Tanzen war bei Temperaturen um minus fünf Grad auch das Beste, was man tun konnte.

Die vielen Handarbeiten fanden großen Anklang. Bernd und Anne Engler haben passend zu ihrem Nachnamen einen großen Holz-Engel gekauft. "Hier gibt es wirklich schöne Sachen", sagt Anne Engler.

Wer sich zwischendurch aufwärmen wollte, konnte das auch in der Heimatstube tun, in der Führungen angeboten wurden. Auch eine Wanderung mit dem Nachtwächter sorgte für Bewegung - und damit für mehr Wärme.

(hah)
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