Viersen Nordkanal-Anwohner entsetzt über tote Fische

Viersen · Naturschützer und Anwohner des Nordkanalabschnitts im Robend erheben schwere Vorwürfe gegen die Niederrhein Energie und Wasser (NEW): Das Unternehmen habe gegen das Naturschutzgesetz verstoßen.

Zum Hintergrund: Zu Reinigungsarbeiten hatte die NEW das Wasser aus dem Kanal gelassen, der Fischen und Amphibien als Lebensraum dient. Viele der Tiere sind offenbar dabei verendet. Davon zeugen Bilder, die Naturschützer ins Internet gestellt haben. Die Bürgerinitiative Viersen-Hamm macht ihrem Unmut im Internet Luft. "Tausende tote und langsam vertrocknende Fische, Schnecken und anderes Getier liegen auf dem nackten Betonboden", heißt es in einem sozialen Netzwerk.

Diesen Eindruck bestätigt Franz Lohbusch, Ratsherr der Linken. "Ich war selbst vor Ort und war schockiert: Überall lagen tote Fische. Einige Kinder haben versucht, wenigstens ein paar zu retten", berichtet Lohbusch. Er sehe ein, dass der Kanal gereinig werden müsse, das Vorgehen der NEW sei für die Öffentlichkeit aber nicht nachzuvollziehen. Weil Lohbusch darin einen klaren Verstoß gegen das Tierschutzgesetz sieht, nach dem man "Tieren ohne vernünftigen Grund weder Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen" darf, hat der Politiker Anzeige erstattet.

NEW: "Wir haben Mitarbeiter angewiesen, Tiere umzusiedeln"

Der Kreis Viersen bezog gestern zu den Vorwürfen Stellung, von einer Gesetzesverletzung wollte er aber nichts wissen. Ein Sprecher teilte mit, dass es den im Gesetzestext formulierten "vernünftigen Grund" gegeben habe. Er habe vorgelegen, weil es sich beim Nordkanal um eine technische Anlage handelt, die regelmäßig gewartet werden müsse. Überhaupt sei es nicht so, dass die NEW unsensibel mit dem Thema Naturschutz umgehe. Die Bilder im Internet und die Aussagen der Bürger erzählen eine gänzlich andere Geschichte.

Die NEW äußerte sich gestern in einer knappen Pressemitteilung. Darin heißt es: Der Kanal werde regelmäßig gereinigt, das geschehe "auch zum Schutz der im Wasser lebenden Fische". NEW-Prokurist Armin Marx erklärte in der Mitteilung: "Wir haben unsere Mitarbeiter vor der Maßnahme angewiesen, Molche, Lurche und Fische einzusammeln und umzusiedeln." Die Fische habe man in einen schilfbewachsenen Teich umgesiedelt, die Molche habe man in sumpfiges Schilf gebracht. Marx: "Wir sind sehr darauf bedacht, Fische und andere im Kanal lebende Tiere zu schützen. Die Hinweise von Anwohnern und Tierschützern zeigen uns jedoch, dass ein Teil der Öffentlichkeit dies anders sieht. Es tut uns leid, sollten wir beim Umgang mit den Fischen nicht die notwendige Sorgfalt an den Tag gelegt haben." In Zukunft werde die Firma noch stärker auf die Tierwelt im Kanal achten.

Fotos vom Kanal bei Facebook

(RP)
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