Viersen Noch kein Konzept für Rathausmarkt
Viersen · Innerhalb von drei Monaten nach dem Kauf wollten die neuen Verwalter ein verändertes Konzept für das Einkaufszentrum in der Viersener Innenstadt vorlegen. Doch auch ein Jahr später ist wenig passiert.
Auf der Internetseite von Acrest sieht alles ganz einfach aus. Drei Minuten dauert ein Video zur "Shopping Center Rehab" - der Einkaufscenter-Therapie. Darin erklärt das Berliner Unternehmen, mit welchen Schritten es in die Jahre gekommene Einkaufszentren auf Vordermann bringen will: Es will Probleme analysieren, eine Lösungsstrategie entwickeln und diese Strategie umsetzen. In Viersen wartet man bisher vergeblich darauf, dass Acrest seine Therapie auf den Rathausmarkt anwendet. Dabei verwaltet das Unternehmen das Shoppingzentrum schon seit einem Jahr.
"Wir haben seit Monaten nichts von Acrest gehört", sagt einer der Mieter. Zwar kontrollieren Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes das Zentrum häufiger als vor der Übernahme. Ansonsten sieht es aber aus wie vorher. Der Sanierungsbedarf ist klar zu erkennen. Fotos, gedruckt auf die heruntergelassenen Rollos, verdecken, dass etwa 70 Prozent der Verkaufsfläche leer stehen.
Dabei hatte Acrest vor einem Jahr Optimismus verbreitet. Die Bank Wells Fargo hatte den Rathausmarkt im Juli 2013 als Teil eines Immobilienpakets an die Cerberus-Gruppe verkauft. Cerberus ist ein Unternehmen aus den USA, das andere Firmen kauft, umstrukturiert und anschließend weiterverkauft - im Idealfall mit Gewinn. Das ist auch beim Rathausmarkt geplant. Cerberus hat allerdings in Europa kaum Mitarbeiter und beauftragte Acrest damit, die Einkaufszentren zu verwalten.
Acrest-Geschäftsführer Stefan Zimmermann hatte damals angekündigt, er werde binnen drei Monaten ein Konzept für den Rathausmarkt entwickeln. Er stellte Investitionen in Millionenhöhe in Aussicht und gab sich zuversichtlich, neue Mieter gewinnen zu können. Dann kamen Herbst und Winter - und weder von einem Konzept noch neuen Mietern war etwas zu sehen. Zimmermann sagte, im März gäbe es Neuigkeiten. Doch auch das Frühjahr verging, ohne dass man in Viersen von den Berlinern hörte. "Sie merken an den nicht wahrnehmbaren Änderungen, dass bisher kein Konzept umgesetzt wird", sagt Thomas Küppers, Viersens Wirtschaftsförderer. Er stehe zwar mit Acrest in Kontakt. Von einem neuen Konzept sei ihm aber nichts bekannt.
Das Berliner Unternehmen selbst hat auf Fragen der Rheinischen Post nicht geantwortet - zwei Wochen nach der ersten Anfrage erklärte eine Mitarbeiterin, alle Personen, die Auskunft geben könnten, seien im Urlaub. Man werde sich so bald wie möglich melden.
Auch an anderer Stelle wartet man auf eine Reaktion: Vor Jahren war Dr. Winfried Tackenberg selbst Verwalter des Rathausmarktes. Er hat vor Monaten an Acrest geschrieben. Gemeinsam mit einem Viersener Makler teilte er den Berlinern mit, ein Investor aus Viersen wolle den Rathausmarkt kaufen. Er selbst und der Makler sollten als Verwalter eingesetzt werden. "Von Acrest kam noch nicht einmal ein Schreiben, dass man unseren Vorschlag prüfen werde", sagt Tackenberg. Dabei sei das in der Branche üblich und eine Arbeit, die wenige Minuten in Anspruch nimmt.
Die verbliebenen Mieter hoffen nun, dass doch noch ein Investor aus Viersen den Rathausmarkt kauft. "Offensichtlich ist es Acrest nicht gelungen, Filialisten zu gewinnen", sagt einer von ihnen. Er hatte gehofft, dass eine Elektronik-Kette die leer stehende ehemalige Kaiser's-Fläche mietet, vielleicht auch ein Lebensmittelmarkt. Diese Hoffnung hegt er nicht mehr. "Man müsste jetzt den lokalen Markt beackern. Aber dafür ist Acrest in Berlin zu weit weg", sagt der Händler.