Gutachten Kreis Viersen will Gülle-Kontrollen
Kreis Viersen · Das Trinkwasser ist in Ordnung, aber das Grundwasser ist stark mit Nitrat belastet. Das belegt ein Gutachten, das der Kreis Viersen im Planungsausschuss vorstellte. Daraus will er mehr Befugnisse für die Behörde ableiten
Der Kreis Viersen will das Grund- und Trinkwasser stärker vor hoher Nitratbelastung schützen. Bislang fehlt ihm dafür die Zuständigkeit. Beim Land NRW möchte sich der Kreis für mehr Überwachungskompetenzen, für mehr Transparenz und Kontrollen in der Düngung einsetzen. Das Gutachten wurde am Dienstagabend im Ausschuss für Planung, Bauen und Umwelt vorgestellt und diskutiert.
Eine wesentliche Ursache für die Nitratbelastung ist die Ausbringung von Gülle in den landwirtschaftlichen Regionen. Die Aufnahme von zu viel Nitrat gilt insbesondere für Säuglinge als gesundheitsschädlich und steht in Verdacht, krebserregend zu sein.
„Das Gutachten soll eine Diskussionsgrundlage sein. Wir wollen politische und rechtliche Schlussfolgerungen daraus ableiten. Wir wollen nicht die Landwirte an den Pranger stellen“, sagte Landrat Andreas Coenen (CDU).
Zu dem noch nicht abgeschlossenen Gutachten-Teil „Handlungsfelder“ gibt es allerdings schon ein Maßnahmenpaket, für das sich der Kreis Viersen beim Land NRW stark machen will: Die Kooperation von Landwirten mit den Wasserversorgern soll verbindlich werden. Dazu wünscht sich der Kreis Einsicht in die Daten der Gülle-Ausbringung und Befugnisse in der Überwachung. „Es müsste ähnlich wie bei der Lebensmittelsicherheit eine Ordnungsbehörde geben“, sagte Coenen.
Kreislandwirt Paul-Christian Küskens sieht die Absichten des Kreises kritisch: „Man kann nicht auf einer alten Datengrundlage solche Maßnahmen treffen wollen.“ Seit Anfang des Jahres gebe es eine neue gülle-rechtliche Verordnung, die eine Bedarfsplanung und damit genauere Dosierung der Gülle vorsehe. „Die Wirkung wird erst in den kommenden Jahren sichtbar sein. Das Problem sind die nicht registrierten Gülle-Importe aus den Niederlanden. Das aber muss das Land NRW mit den Niederlanden regeln. Für ein paar schwarze Schafe kann man nicht einen ganzen Berufsstand in Regress nehmen“, sagte Küskens.
Dem Gutachten zufolge ist das Trinkwasser im Kreis gut. „Der gesetzliche Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter wird unterschritten“, sagte Gutachter Frank Müller von der Umweltberatung Ahu. Aber in der oberen Grundwasserschicht liege die Nitratbelastung hoch und überschreite auch den Grenzwert. Deshalb müssten im Kreis Viersen Brunnen für die Trinkwasserversorgung bis zu 150 Meter tief sein. Dadurch werde Nitrat auch in die unteren Bodenschichten geleitet.