Umzug in Niederkrüchten Raiffeisen will in Dam endlich loslegen

GRENZLAND · Warengenossenschaft Schwalm-Nette schüttet wieder ein Prozent Warenvergütung aus und wendet sich gegen das Landwirte-Image als „Schmuddelkinder der Nation“.

 Der Raiffeisen-Markt in Niederkrüchten soll spätestens 2020 ganz in den Gemeindeteil Dam umziehen. Seit vier Jahren ist die Verlagerung bereits in der Verhandlung.

Der Raiffeisen-Markt in Niederkrüchten soll spätestens 2020 ganz in den Gemeindeteil Dam umziehen. Seit vier Jahren ist die Verlagerung bereits in der Verhandlung.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)/Knappe, Jörg (knap)

135.000 Euro überweist die Raiffeisen-Warengenossenschaft Schwalm-Nette ihren Mitgliedern als Anteil aus dem Jahresergebnis 2018 am 28. Februar, „also noch vor Karneval“, wie das geschäftsführende Vorstandsmitglied Bernd Wolfs auf der Jahreshauptversammlung im Schaager „Braukeller“ mitteilte. Ob den Landwirten in der Region zwischen Nettetal im Norden und Mönchengladbach im Süden aber so richtig zum Feiern zumute ist, steht auf einem anderen Blatt. Denn sie gelten als die „Schmuddelkinder der Nation“, die mit Gülle und Glyphosat die Umwelt verpesten und auch ihre Tiere nicht gerade pfleglich behandeln. Deshalb brauche der Landwirt heute nicht nur Leidenschaft für seinen Beruf, sondern auch ein gerüttelt Maß an Leidensfähigkeit, sagte der Vorstandsvorsitzende Bernd Fitzen mit einen Anflug von Sarkasmus. Und er ging zum Gegenangriff über, denn „die Landwirte können nur das leisten, was die Gesellschaft bereit ist zu honorieren“. Deshalb „haben wir Bauern es satt“, immer nur gescholten zu werden: „Wir ernähren die Bevölkerung – wir vergiften sie nicht!“

Da liegt der leichte Rückgang bei den Düngemitteln um 1,2 Prozent im Trend, denn „der verstärkte Einsatz von Wirtschaftsdüngern und Gärsubstraten geht auch an uns nicht spurlos vorbei“, erläuterte Wolfs und wies auch auf eine App hin, mit der die Ausbringung des Düngers parzellengenau kontrolliert werden könne. Doch Grün-Aktivisten wird vermutlich die Tatsache, dass die Genossenschaft den Absatz von Pflanzenschutzmitteln um 18 Prozent gesteigert hat, auf die Palme bringen, weil deutschlandweit ein Rückgang von fast zehn Prozent zu verzeichnen war. Der Umsatzzuwachs ist vor allem auf eine stärkere Nachfrage von Europas größtem Kartoffelhändler Weuthen (Waldniel) zurückzuführen.

Um in einem „schwieriger werdenden Markt“ auch für die Zukunft gerüstet zu sein, will die Warengenossenschaft 2019 wieder stärker investieren, nachdem sie im vergangenen Jahr nur 53.000 Euro für einige Ersatzinvestitionen und ein Getreide-Kühlgerät ausgegeben hat. 200.000 Euro sind für eine neue Stück­guthalle in Bracht-Börholz eingeplant, nachdem nun auch ein Teil des Hofplatzes neu gepflastert ist. 800.000 Euro stehen für Neubauten im Gewerbegebiet Niederkrüchten-Dam bereit. Hierhin wird nicht nur der Raiffeisen-Markt aus dem Ortskern verlagert (an seiner Stelle entsteht ein Rewe-Markt), auch das bisherige Lager Dam steht dann permanent zur Verfügung. Geplant sind eine Gas- und auch eine Dieseltankstelle. „Wir rechnen mit einem Baubeginn im zweiten Quartal, 2020 wollen wir dann ganz nach Dam umziehen“, hofft Wolfs. Seit vier Jahren wurde diese Verlagerung verhandelt.

Die Genossenschaft mit Sitz in Dülken hat 2018 rund 25 Millionen Euro umgesetzt. Das ist auf den ersten Blick ein Minus von 2,5 Millionen Euro gegenüber 2017; wenn man aber den Verzicht auf 5,2 Millionen Euro Erlöse aus dem Milchgeschäft (es wurde an die Arla-Molkerei in Belgien abgegeben) herausrechnet, ergibt sich ein ordentliches Wachstum. Interessant ist, dass die Raiffeisen-Märkte in Dülken, Niederkrüchten und Börholz nur mit 17 Prozent zum Gesamtumsatz beitrugen, aber 46 Prozent des Ertrags erwirtschafteten. Sie sind also hoch profitabel.

Der Vorstand, der mit dem Jahresergebnis zufrieden war, erhielt Lob von höherer Stelle: Christoph Kempkes, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen-Warenzentrale Rhein-Main, sprach von einem „sehr guten Ergebnis in einer schwierigen Zeit“.

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