Niederkrüchten Kleine Pferde als Landschaftspfleger

Niederkrüchten · Im Naturschutzgebiet Lüsekamp stehen derzeit fünf Koniks. Sie beweiden wertvolle Feuchtwiesen, Heiden und Sandmagerflächen. Die Sparkassenstiftung unterstützt das Projekt seit fünf Jahren

 Ein Wildpferd im Elmpter Wald.

Ein Wildpferd im Elmpter Wald.

Foto: Ronge, Birgitta (biro)

Den Schreibtisch im Sparkassengebäude in Krefeld hat Birgit Roos an diesem Nachmittag Schreibtisch sein lassen. Sie krault stattdessen Pferde an der Grenze zu den Niederlanden im Naturschutzgebiet Lüsekamp – und zwar in offizieller Mission. Denn die Chefin der Sparkasse Krefeld ist zugleich Vorstand der Sparkassenstiftung „Natur und Kultur“ Kreis Viersen und schaut sich an, was aus dem Projekt „Landschaftspflege“ durch Vierhufer geworden ist.

An einer Düne aus der Nacheiszeit, also vor gut 10.000 Jahren entstanden, macht der Bus mit den Kuratoriumsmitgliedern der Stiftung Halt, denn hier müssten die Koniks – polnisch für „Pferdchen“ – zu sehen sein. Tatsächlich: Nach und nach kommen fünf noch recht junge Pferde dieser Rasse, die eine Rückzüchtung des Urwildpferdes Tarpan sind, aus einem recht großen Bretterverschlag hervor, und versuchen, schnuppernd zu erkunden, wer da am Zaun steht.

Fünf von insgesamt 23 Tieren stehen derzeit am Lüsekamp im äußersten Westen von Elmpt, erläutert Ansgar Reichman, der Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen, die das Projekt betreut. Ziel ist, wertvolle Feuchtwiesen, Heiden und Sandmagerflächen („Offenlandflächen“) auf natürliche Weise zu erhalten. Das geht am besten durch Beweidung. Würden Wiesen einfach ihrem Schicksal überlassen, wären sie in wenigen Jahren schon von Bäumen und Sträuchern besiedelt und zugewachsen. Damit verschwände dann auch Siedlungsgrund für seltene Pflanzen und Vögel.

Am Lüsekamp-Grenzweg, an dessen westlicher Seite niederländische Landwirte einen Stacheldrahtzaun gebaut haben, um den Wildschweinen den Zutritt zu ihren Äckern zu verwehren, lässt sich das Gelände von einem kleinen Aussichtsturm gut überblicken: vorn eine trotz Sandbodens noch sehr bunte Wiese, hinten dunkle Feuchtwiesen und dann der Wald am Hang der Maasterrasse. Dazwischen haben die Naturschützer drei Tümpel („Feuchtbiotope“) angelegt, um nicht nur Wiesen-, sondern auch Watvögeln eine Heimat zu bieten. Und alles ist umzäunt. Denn die Koniks sollen hier nicht in die Wälder vordringen. Dass sie jede Gelegenheit zur Freiheit nutzen, erlebten Mitarbeiter der Biologischen Station vor drei Wochen, als einige ausbüchsten, weil Unbekannte zwei Tore nicht schlossen. „Wir haben sie in Holland wieder eingefangen“, berichtete Reichmann.

Drüben auf der nördlichen Seite der A52 in den Tackenbenden ist deutlich an einer Sandgrube zu sehen, wie sich der Beweidungskorridor fortsetzt. Er soll bis zum Brachter Wald reichen, denn dort und im ehemaligen Munitionsdepot stehen weitere Konikpferde. In den Tackenbenden weiden zwei Jungtiere mit zwei Galloway-Rindern auf einer Weide. Sie stehen unter direkter Obhut von Peter Kolshorn, Mitarbeiter der Biologischen Station. Mit dem Leben unter freiem Himmel (und einem offenen Unterstand) haben die Koniks im Winter keine Schwierigkeiten. Im März/April dagegen muss manchmal mit Heu nachgefüttert werden, wenn wenig frisches Grün sprießt. Luxus gibt es am Lüsekamp auch: eine frostsichere Traufe.

Rund 130.000 Euro hat die Sparkassenstiftung in den vergangenen fünf Jahren für das Projekt zur Verfügung gestellt. Nach der Rundfahrt war sie darin bestärkt: „Das Geld ist sehr gut angelegt, vor allem nachhaltig und mit einer Natural-Dividende.“

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