Biotop in Niederkrüchten In diesem Freibad schwimmen Kaulquappen

Niederkrüchten · Das Freibad Niederkrüchten liegt im Dornröschenschlaf. Der Rat beschloss im Februar wegen des maroden Zustands des Bads die vorläufige Schließung. Ein Ortsbesuch.

Niederkrüchten: Ein Freibad im Dornröschenschlaf
11 Bilder

Ein Freibad im Dornröschenschlaf

11 Bilder
Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Die Kaulquappen gedeihen prächtig. Sie flitzen durch das etwa 23 Grad warme Wasser. Das Freibad in Niederkrüchten ist in diesem Sommer eine Art Biotop. Grünlich trüb schimmert das Wasser. Allerhand Kleingetier lebt auf und unter der Wasseroberfläche. Die Liegewiese ist gähnend leer.

Vor dem Kiosk wäre jetzt eigentlich eine Schlange von Menschen, die für Eis, Cola und Snacks anstehen. Im Kinderbecken würden die Kleinsten planschen. Vom Fünf-Meter-Turm würden sich Mutige waghalsig in die Tiefe stürzen. Stattdessen sprießt Unkraut aus den Fugen der verwaisten Gehwege. Im Kinderbecken hat sich Laub gesammelt. Am Rand des großen Beckens, in dem der Wasserstand auf die Hälfte abgesenkt ist, sind noch Schwimmpontons angebracht. Falls sich im Winter eine Eisdecke bildet, verhindern sie, dass die Kacheln beschädigt werden.

Der Sommer 2018 ist ein Super-Sommer – aber das Freibad in Niederkrüchten hat zu. Die Entscheidung hat der Rat getroffen, als es noch kalt war: im Februar. Dass fünf Monate später ein 30-Grad-Tag den nächsten jagt, ahnte damals noch keiner. Es hätte an der Entscheidung aber wohl nichts geändert. Denn das 1967 eröffnete Bad ist total veraltet – was nicht allein das Problem ist. Dass andere Bäder moderner und spektakulärer sind, stört Badegäste nicht zwingend. Auch dass es nur eine Warmwasserdusche gibt, kann man mit Wohlwollen hinnehmen. Dafür sind die Eintrittspreise konkurrenzlos günstig: Drei Euro kostet das Tagesticket für Erwachsene, Kinder und Jugendliche zahlen die Hälfte.

Faszinierende Fotos von Lost-Places
11 Bilder

Faszinierende Lost-Places

11 Bilder
Foto: Peter Gebhard

Nein, das Problem, das zur vorübergehenden Schließung geführt hat, ist die Technik. Im düsteren Technikraum unter den Umkleiden sieht auch der Laie, dass Armaturen, Ventile, Pumpen und die zwei Sandfiltersilos uralt sind. Farbe blättert ab. Hier und da sprießt Rost. Die Anlage funktioniert, aber sie entspricht nicht mehr dem Stand der Technik. Die Filterleistung der Umwälzpumpen liegt bei 150 Kubikmeter pro Stunde, erklärt Schwimmmeister Detlef Krenz. Viel zu wenig für Becken dieser Größe. 3000 Kubikmeter, also drei Millionen Liter Wasser, fasst das große Becken. Es dauert 20 Stunden, bis das gesamte Wasser umgewälzt und gefiltert ist. Vor 50 Jahren galt das als ausreichend. Aber heute fordert die Norm, dass das Badewasser drei- bis viermal am Tag umgewälzt werden muss, um eine optimale Wasserqualität und -hygiene sicherzustellen.

 Die Schließfächer sind alle leer und stehen offen.

Die Schließfächer sind alle leer und stehen offen.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)
 In diesem Sommer ist der Fünf-Meter-Turm verwaist.

In diesem Sommer ist der Fünf-Meter-Turm verwaist.

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

185.000 Euro würden die nötigsten Sanierungsarbeiten kosten. Um mittelfristig einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, wäre knapp eine Million Euro fällig. Darum hat der Rat dem Freibad einen vorerst einjährigen Dornröschenschlaf verordnet. Zunächst wird das marode Hallenbad in Elmpt saniert, um den Schulschwimm-Betrieb sicherzustellen. Wie es weiter geht? Diese Frage dürfte sich im Laufe des Jahres klären. Die Gemeinde wird sich positionieren, ob sie weiter in die eigenen Bäder investiert oder ob sie die große Lösung anstrebt – ein interkommunales Freizeitbad mit Brüggen. Auch die Nachbargemeinde steckt dazu in der Findungsphase.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort