Kommunen am Limit Erster NRW-Bürgermeister will Geflüchtete notfalls im Ratssaal unterbringen
Niederkrüchten · Wie groß für eine Kommune die Herausforderung ist, Geflüchteten Wohnraum zu verschaffen, hat der Bürgermeister von Niederkrüchten jetzt noch einmal deutlich gemacht: Er würde die Menschen eher im Ratssaal unterbringen als in einer Turnhalle.
Mangelndes Verständnis der Landesregierung für die Probleme, die Kommunen bei der Unterbringung von Flüchtlingen haben, hat Niederkrüchtens Bürgermeister Karl-Heinz Wassong schon öfter beklagt. Wie schwierig die Lage ist, machte er am Mittwochmorgen als Gast im ARD-Morgenmagazin mit einem markigen Satz noch einmal deutlich. Auf die Frage, was sein Plan B sei, wenn in Niederkrüchten keine Wohnung für Geflüchtete mehr zu finden sei, antwortete Wassong: „Wir werden die dann im Ratssaal unterbringen für eine gewisse Zeit.“
Eine Aussage, von der Wassong nach der Sendung auf Nachfrage unserer Redaktion nicht abrückte. „Das wäre die absolute ultima, ultima Ratio“, fügte er allerdings hinzu. Zu dieser allerletzten Maßnahme müsse Niederkrüchten im Moment noch nicht greifen. Nach der TV-Sendung habe die Gemeinde eine weitere Wohnung für Flüchtlinge angeboten bekommen. Derzeit werde der Kauf einer Wohnung und zweier Häuser notariell abgewickelt, der Raum für weitere 30 Geflüchtete bringe. „Das gibt uns wieder etwas Luft unter den Flügeln“, sagt Wassong.
Gleichwohl: Eine Turnhalle möchte der Bürgermeister nicht noch einmal zur Flüchtlingsunterkunft umfunktionieren. Das würde Veranstaltungen und Schulsport für längere Zeit verhindern, und zu einer negativen Stimmung in der Gemeinde beitragen, die er nicht fördern wolle, sagt er. Und: Wegen eines Wasserschadens sei das Bürgerhaus derzeit ohnehin nicht benutzbar.
„Beim Land ist scheinbar immer noch nicht angekommen, dass wir im Krisenmodus sind und kreative Lösungen brauchen“, sagte Wassong. Wenn stattdessen immer neue bürokratische Vorschriften und Anforderungen an den Wohnraum für Geflüchtete kämen, sei man mit Unterbringungsmöglichkeiten in den Kommunen schnell am Ende. 2015 habe das Land NRW noch 80.000 Plätze für Geflüchtete in eigenen Unterkünften gehabt, derzeit seien es nur noch 30.000 Plätze.