Kunstgenerator-Stipendiat Ole Blank Der Mann, der gerne groß denkt

Ole Blank ersinnt gigantische Teebeutel und würde gerne eine Ausstellung europäischer Künstler in Viersen organisieren. Der 29-Jährige ist der neue Kunstgenerator-Stipendiat, becircte die Jury mit zerrieselnden Pflastersteinen. Ein Atelierbesuch bei dem Mann, bei dem manches anders ist, als es den Anschein hat.

 Der große Teebeutel vorne links ist ein Kunstobjekt, das Bett weiter hinten für Gäste: der neue Kunstgenerator-Stipendiat Ole Blank in seinem Atelier in der Alten Lateinschule.

Der große Teebeutel vorne links ist ein Kunstobjekt, das Bett weiter hinten für Gäste: der neue Kunstgenerator-Stipendiat Ole Blank in seinem Atelier in der Alten Lateinschule.

Foto: Martin Röse

Das hätte sich der Meerbuscher Ingenieur Adolf Rambold auch nicht träumen lassen, als er 1928 den Teebeutel mit Zweikammersystem und geschmacksneutralem Spezialpergamentpapier erfand: Dass da 90 Jahre nach seiner Geburt jemand das Licht der Welt erblicken sollte, der im Jahr 2020 diesen Alltagsgegenstand zum Kunstobjekt erhebt. Ole Blank heißt der 29-jährige Künstler, sein überdimensioniertes Teebeutel-Kunstwerk aus Segeltuch liegt auf dem Boden seines neuen Ateliers in der Alten Lateinschule in Viersen. Blank stemmt die Hände in die Hüften – bereit, die Welt, wie wir sie kennen, aus den Angeln zu heben.

 Auf der Nähmaschine „Sarah“ von Husqvara entstand der Teebeutel.

Auf der Nähmaschine „Sarah“ von Husqvara entstand der Teebeutel.

Foto: Martin Röse

Der 29-Jährige, der unweit der Ostsee in Lübeck aufwuchs und an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig vor knapp drei Jahren sein Diplom als Freier Künstler machte, ist Viersens neuer Kunstgenerator-Stipendiat. Blank wird für ein Jahr in Viersen leben (im zweiten Obergeschoss der Alten Lateinschule) und arbeiten (eine Etage drunter). Er braucht keine Miete zu zahlen, bekommt ein bisschen Geld, damit er nicht hungern muss. Viersens Kulturdezernentin Çigdem Bern und Ralf Poll vom Sponsor NEW haben ihn gerade willkommen geheißen und sich im Atelier umgeschaut. Was sie gesehen haben: Blank macht Kleines groß (sein Teebeutel ist fast so riesig wie das weiße Bett im Atelier, das übrigens kein Kunstwerk ist, sondern Gästen als Übernachtungsstätte dient), er macht Hartes weich (eine Pflastersteinfläche hat er in 1:1-Größe auf seiner Nähmaschine „Sarah“ in Stoff nachgenäht), und er tut das, was auch jeder Gott gerne macht: Er schöpft. Aus einer Sammlung beschriebener Postkarten hat Blank Papier geschöpft und Umschläge gefaltet, auf dass die alten Inhalte neue Botschaften transportieren. Er will aufräumen mit den verfestigten Vorstellungen von Dingen. Mit diesem Ansatz gewann er auch die Herzen der Jurymitglieder, als er einen Raum der Ausstellung mit Pflastersteinen füllte. Was gelogen ist: Wer den Raum betrat, unter dessen Füßen zerrieselten die Steine, weil Blank sie schlicht aus 2500 Kilogramm Quarzsand und Wasser geformt hatte.

 Interessante Idee: Eine Pflastersteinfläche aus Stoff.

Interessante Idee: Eine Pflastersteinfläche aus Stoff.

Foto: Martin Röse
 Ist ja alles so schön bunt hier: Farbtuben in Blanks Atelier.

Ist ja alles so schön bunt hier: Farbtuben in Blanks Atelier.

Foto: Martin Röse

Kaum zerronnen, schon gewonnen: Nun also Viersen. Er genieße es, in der 75.000-Einwohner-Stadt gewissermaßen „aus dem Off“, ohne den Druck und die teuren Mieten der Kunsthochschulstädte arbeiten zu können – und dennoch schnell in Düsseldorf oder Köln zu sein, sagt der Mann, der gern groß denkt. Auch für Viersen: „An meinem vorherigen Arbeitsort Hannover habe ich ein Artist-in-Residence-Programm für Künstler aus dem EU-Ausland betreut. Das würde ich gern mit Viersen verbinden.“ Und wie? Blank lächelt. „Im Erdgeschoss ist doch ein Ausstellungsraum...“

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