Hilfe nicht nur in der Corona-Krise Ratgeberin für Pflege und Senioren

Schwalmtal · Barbara Wenzel ist „die Neue“ im Schwalmtaler Rathaus. Sie arbeitet in der Beratungsstelle für Senioren und Pflege. Die Nachfrage sei groß. Wegen der Einsamkeit durch die Corona-Krise suchten viele Menschen den Kontakt.

 Barbara Wenzel (52) ist seit kurzem neue Senioren- und Pflegeberaterin bei der Gemeinde Schwalmtal.

Barbara Wenzel (52) ist seit kurzem neue Senioren- und Pflegeberaterin bei der Gemeinde Schwalmtal.

Foto: Daniela Buschkamp

Ihren Start als neue Senioren- und Pflegeberaterin in der Gemeinde Schwalmtal hat sich Barbara Wenzel (52) wohl etwas anders vorgestellt. Durch die Coronavirus-Pandemie sind keine Sprechstunden im Waldnieler Rathaus möglich. Doch gerade in der jetzigen Situation suchen Menschen mit Pflegebedarf und auch Ältere einen Ansprechpartner. „Natürlich geht es auch um das Thema Pflege. Aber viele Menschen sind verunsichert, suchen gezielt den Kontakt“, schildert Wenzel ihre aktuellen Erfahrungen.  Die Senioren- und Pflegeberatungsstelle ist in der Corona-Krise montags bis freitags telefonisch von 8 bis 13 Uhr zu erreichen; zudem können Ratsuchende Kontakt per E-Mail aufnehmen.

Barbara Wenzel ist als neue Senioren- und Pflegeberaterin nicht die einzige Ansprechpartnerin für Menschen, die in der Corona-Krise gezielt Hilfe oder auch jemanden zum Reden suchen. Durch die Kontaktsperre sind Treffen oder persönliche Gespräche schwierig: „Für alle Bevölkerungsgruppen fällt ein wichtiger Teil des zwischenmenschlichen Austauschs weg“, erläutert Claudia Schinken, Familien- und Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Schwalmtal. Neben dem Familienbüro der Gemeinde bietet auch das Jugendzentrum Effa eine Kommunikationsmöglichkeit für Kinder, Jugendliche, Eltern und Ältere aus Schwalmtal, wenn sie Fragen oder Sorgen haben und einen Austausch suchen.

Laut Barbara Wenzel werde die Beratung für Senioren und für Menschen jeden Alters mit Pflegebedarf „rege genutzt“. Die große Nachfrage ist auch ein Grund, warum für diesen Bereich zurzeit eine weitere Stelle ausgeschrieben wird, erläutert Werner Bongartz vom zuständigen Fachbereich Soziale Angelegenheiten auf Anfrage. Barbara Wenzels Vorgängerin habe eine 35 Stunden-Stelle gehabt, Barbara Wenzel sei für 30 Stunden pro Woche angestellt. Die neue Kraft werde für 15 Stunden wöchentlich im Rathaus anzutreffen sein.

Was sich hinter dem sperrigen Begriff „Pflegeberatung“ verbirgt, erklärt die 52-jährige Niederkrüchtenerin so: „Wir unterstützen Menschen mit Pflegebedarf und ihre Familie“, sagt sie. Dabei sei sie Ansprechpartnerin für Menschen jeden Alters. Durch schwere Erkrankungen, Gendefekte, Unfälle oder hirnorganische Schädigungen könnten Menschen unabhängig vom Alter Pflege brauchen. „Zu einem geringen Anteil sind auch Kinder  Pflegefälle“, erläutert Wenzel.  Das Ziel sei, für Pflegebedürftige „möglichst lange ein selbstständiges Leben im eigenen Zuhause zu erreichen“. Dabei gehe es etwa um die Organisation der Pflege zu Hause. Viele Fragen bestehen zudem rund um die Leistungen der Pflegeversicherung. Fragen kommen zu Themen wie Mahlzeitendienste, Hausnotruf, Pflegehilfsmittel, hauswirtschaftliche Hilfen, Pflegedienste, Tagespflege, Pflegeheime und alternative Wohnformen oder auch Hilfen in der letzten Lebensphase oder bei demenziellen Erkrankungen. „Ich berate unabhängig von der Zugehörigkeit zu einer Pflege- oder Krankenkasse“, erläutert Wenzel. Zurzeit können Ratsuchende sie  telefonisch oder via E-Mail erreichen. Unter normalen Bedingungen ist die 52-Jährige montags bis freitags während der offenen Sprechstunde im Waldnieler Rathaus am Markt anzutreffen; zudem gebe es einen langen Donnerstag.

Barbara Wenzel wird in ihrer beratenden Tätigkeit durch die Ehrenamtlerinnen des Besuchsdienstes unterstützt. „Zurzeit sind nur Frauen darunter. Ich würde mich freuen, wenn auch mal ein Mann diese Aufgabe übernimmt“, sagt sie.

Die Ehrenamtler würden überall dort unterstützen, wo die familiäre Unterstützung fehle und wo es außergewöhnliche Lebensumstände gibt, die dies erforderlich machen.  Sie begleiten etwa beim Einkauf oder Spaziergang, sind Partner bei Gesellschaftsspielen. Gerade in der Corona-Krise seien sie gefragt: „Sie können die Menschen zwar nicht besuchen, aber viele halten telefonisch den Kontakt aufrecht“, sagt die Senioren- und Pflegeberaterin. „Diese begleitenden Gespräche bieten wir gerade jetzt auch aktiv an.“

Barbara Wenzel ist examinierte Krankenschwester, hat anschließend als Fachkrankenschwester für Nephrologie in einer Dialysepraxis in Mönchengladbach gearbeitet. Sie hat sich weitergebildet zur Pflegeberaterin, kümmerte sich als Case-Managerin um Einzelfallberatung. Seit dem Jahr 2012 hat sie für Privatversicherte im Kreis Viersen Senioren- und Pflegeberatung übernommen. Durch diese vorherige Tätigkeit ist die 52-Jährige „im Kreis Viersens bestens vernetzt“, kennt viele Akteure. So war Wenzel etwa Mitglied in der „Konferenz für Alter und Pflege“ und im „Forum Demenz“ im Kreis Viersen. Neben ihrem Beruf im Schwalmtaler Rathaus studiert sie zurzeit Soziale Arbeit.

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