Viersen Netzwerke gegen Isolation
Viersen · Alterserkrankungen nehmen zu, gleichzeitig sinkt das soziale Verwurzeltsein – eine fatale Entwicklung für jede Stadt. Sozialdezernent Paul Schrömbges möchte Ideen sammeln, um die Gesellschaft zusammenzuhalten.
Eine Erkrankung kann einen Menschen völlig aus der Bahn werfen – und mit ihm seine Angehörigen. Gerade bei älteren Generationen führen ein Schlaganfall oder eine demenzielle Erkrankung oftmals dazu, dass sie sich nicht mehr alleine versorgen können. Da wir aber immer älter werden, nehmen diese Probleme zu. "Wie kann man die Gesellschaft dennoch zusammenhalten und was kann die Stadt dafür tun?", fragte sich nun Viersens Sozialdezernent Dr. Paul Schrömbges und brachte diese Überlegungen auch in den Sozialausschuss ein.
Das Dilemma: Auf der einen Seite gibt es immer mehr alte Menschen, die Lebenserwartung wird höher, dadurch steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit für Alterserkrankungen. Das fällt auch Bernd Ehren-Etzkorn auf, der in der Seniorenberatung gearbeitet hat. "Hier kommen immer mehr Leute und brauchen Hilfe für einen Verwandten, angefangen von leichter Unterstützung bis hin zur 24-Stunden-Versorgung." Auch die Heimplatzvermittlung steige. Demenz sei in jedem zweiten Fall ein Thema.
Auf der anderen Seite nimmt das singuläre Wohnen zu und das soziale Verwurzeltsein ab. Es droht zunehmend soziale Isolation bei einsamen Menschen. Gerade dann, wenn ältere Menschen keine Angehörigen mehr haben, ist die Frage, wer sich kümmert. So kann es zur Verwahrlosung kommen, weil sie überfordert sind. "Hier stellen sich gleich mehrere Fragen: Wer merkt es, wer tut etwas und wer zahlt es", sagt Schrömbges. Doch es gibt bereits erste Lösungsansätze: Seit 25 Jahren bietet die Stadt Viersen eine Seniorenberatung an, die mit Ärzten, Wohnberatung und Pflegediensten vernetzt ist. Der Bedarf an Beratungen nimmt immer mehr zu, wie Etzkorn weiß.
Auch für Menschen ohne Angehörige gibt es Anlaufpunkte: Das Projekt Füreinander-Miteinander gibt es sowohl in Viersen, als auch in Dülken und Süchteln. "Hier können Menschen neue Netzwerke bilden und gemeinsame Aktivitäten planen. Mit etwas Glück entstehen daraus sogar Freundschaften", so Schrömbges.
Doch das reiche nicht. Nachbarschaftliche Strukturen würden sich mehr und mehr verlieren, Pfarren und Verbände lösen sich auf und Vereine schrumpfen. "Hier sehe ich auch die Verwaltung in der Pflicht, Lösungen zu finden um die Gemeinschaft wieder zu stärken", sagt Schrömbges. Um daran zu arbeiten, gibt es Anfang Oktober einen Klausurtag, an dem ein Team Ideen für entsprechende Maßnahmen zusammenstellt. "Ich habe noch keine Idee, wie wir uns aufstellen sollen und wo das Geld dazu herkommt, aber langsam muss sich etwas tun", warnt Schrömbges.