Viersen Narrenakademie: Deä ärme Schuster wird Doctor humoris causa

Viersen · In der Maisitzung der Dülkener Narrenakademie sollte ein "hochverdienter Senator, dem die Narrenakademie zur Heimat geworden ist", geehrt werden: Bernd Vogels, seit 1986 senator sutor pauperculus (deä ärme Schuster). Ihn und seine Frau Annegret sowie Tochter Mareike und Sohn Christian begrüßte der Rector magnificus Dr. Volker Müller besonders herzlich.

Das Präsidium hatte einstimmig beschlossen, Bernd Vogels, der mit seinem verstorbenen Vetter Peter die Dülkener Schuhfabrik Gallus bis 1997 geführt hatte, die Doktorwürde "humoris causa" zu verleihen.

Zunächst stellte der Rector magnificus die Vita des Doktoranden vor: 1936 in Mönchengladbach geboren, wuchs Bernd Vogels in Dülken-Busch auf. Er besuchte die Nordschule und das Progymnasium in Dülken, sein Abitur legte er auf der Insel Spiekeroog ab. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und übernahm als Nachfolger seines Vaters die Dülkener Firma Gallus Herrenschuhe. 1967 hatte er seine Frau Annegret kennengelernt und ist ihr und den vier Kindern "ein fürsorglicher Ehemann und Vater".

1978 wurde Bernd Vogels korrespondierendes Mitglied der Narrenakademie, 1986 Senator, 1996 zum Ritter des lachenden Steckenpferdes ernannt. "Er trägt die höchsten Orden als uneingeschränkte Anerkennung für seinen Einsatz für die Narrenakademie, denn er organisiert seit vielen Jahren die Führungen in der Narrenmühle."

Dann galt es, die drei obligatorischen Fragen zu beantworten, was dem Doktoranden in so hervorragender Weise gelang, dass alle Anwesenden laut und herzlich applaudierten. Da ihm als Senator der griechische Philosoph und Stoa-Lehrer Chrysippos als "Patenonkel" zugeteilt war, gab Bernd Vogels eine philosophische Abhandlung über den Stoiker, der im dritten Jahrhundert vor Christus lebte, und seine Lehre.

Auf die zweite Frage musste Vogels den Weg vom Handschuhmacher zur Schuhfabrik erläutern. Obwohl er meinte, dass "Schuhe eigentlich ein Frauenthema" seien, kam auch hier ein Vortrag, der von fundiertem Wissen über den Schuh, seine Geschichte und die Verdrängung der Hand durch die Maschine erzählte. Auf die dritte Frage schließlich, warum die Mühle sein "fünftes Kind" sei, meinte er: "Schuster, Müller, Philosoph - that's my way."

Nach dem traditionellen Namensappell aller Senatoren stellte der Rector magnificus fest, dass "genügend Weisheit vorhanden" sei. Die Zusage zur Promotion des Kandidaten erfolgte erwartungsgemäß einstimmig. Bevor Bernd Vogels Urkunde und Doktorhut entgegennahm, bedankte er sich, "dass Sie mir so lange Zeit ließen, bis ich reif war für die Doktorwürde - bis zu meinem 79. Jahr".

(flo)
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