Handarbeit in Brüggen Naht für Naht zum neuen Ballkleid

Brüggen · Nähen liegt im Trend — das wissen auch Armin und Klaus Breuer. Sie betreiben in Brüggen eine Nähschule, in der sich Schüler wie Andrea Zander mit der Zeit an immer größere Projekte wagen.

 Armin (l.) und Klaus Breuer betreiben ihre Nähschule in Brüggen seit knapp drei Jahren. Die Niederkrüchtenerin Andrea Zander gehört zu ihren Kunden.

Armin (l.) und Klaus Breuer betreiben ihre Nähschule in Brüggen seit knapp drei Jahren. Die Niederkrüchtenerin Andrea Zander gehört zu ihren Kunden.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Es wirkt sehr gemütlich in der kleinen Nähschule mit dem Namen „Steppstich“ an der Borner Straße in Brüggen. Nähmaschinen, Overlockmaschinen, Scheren, Knöpfe, Garnspulen, Bügeleisen, Nähanleitungen, Kreativbücher, Schneidematten, alles steht in den hellen Räumen griffbereit. Und Genähtes findet sich überall, so hat etwa jeder Stuhl eine hübsche Husse umgelegt bekommen. Andrea Zanders aus Niederkrüchten legt gerade Hand an ein sehr ausgefallenes Nähprojekt: ein Ballkleid für ihre Tochter. Die Anprobe zeigt: Das wird genial!

Nähen liegt, wie so viele althergebrachte handwerkliche Tätigkeiten voll im Trend. Die „Do it yourself“-Welle – eigentlich reichen die drei Buchstaben DIY und jeder weiß Bescheid – schwappt seit etwa fünf Jahren immer höher durchs Land. Es ist das Gefühl von Selbstbestimmtheit, von Individualität und nicht zuletzt von der Zufriedenheit, die sich einstellt, wenn man sieht, wie unter den eigenen Händen etwas entsteht. Das ist etwas, was in einer technisierten Welt immer seltener wird. Diese Entwicklung ist es, die der DIY-Welle Vorschub leistet. „Auch wenn es teurer ist, sich ein T-Shirt selber zu nähen“, wie Andrea Zanders zu berichten weiß. Neben der Einzigartigkeit ist es auch das Gefühl, es könnte ökologisch etwas unbedenklicher sein, das gut tut.

Seit einem Jahr kommt Zanders wöchentlich ins Steppstich zu Armin und Klaus Breuer und näht, dass die Nadeln klappern. Ihre beste Freundin hatte ihr zu Weihnachten 2017 einen Gutschein über einen Nähkurs in Brüggen geschenkt. Die Freundin ist normalerweise ebenfalls mit von der Partie – sie kommt zum Nähen eigens aus Moers angereist.

Zanders erstes Werk war ein Hoodie, „blau mit roten Rosen“, erinnert sie sich. Darauf folgten ein T-Shirt, eine Hose, ein Hemd. „Ich liebe es“, sagt sie begeistert. „Es ist so schön, etwas wachsen zu sehen.“ Und außerdem könne sie auf diese Weise ganz individuelle Kleidungsstücke anfertigen, die es so nirgendwo zu kaufen gibt.

Seit knapp drei Jahren betreiben Armin und Klaus Breuer ihre kleine Nähstube. Hier kann man zwar auch Änderungen in Auftrag geben und sich etwas Ausgefallenes nähen lassen, aber vor allem: Unter Anleitung selber nähen. „Was ich nicht wollte“, erzählt Armin Breuer, „war, einen Nähkurs in Art der Volkshochschulen anzubieten: 15 Leute, feste Zeiten, feste Nähprojekte.“ Breuers Konzept: Sie sind den ganzen Tag im Geschäft, man kann individuelle Termine vereinbaren, muss nicht wöchentlich kommen, wenn es mal nicht passt und kann nähen, worauf immer man Lust hat, allein, zu zweit oder zu dritt. Und die Breuers helfen, wo sie können.

Den beiden Breuers ist das Nähen nicht unbedingt in die Wiege gelegt worden. Der in Frankfurt aufgewachsene Armin Breuer war Maler, Lackierer und Denkmalpfleger, bevor er einen Job bei den Stadtwerken in München annahm. Das Nähen lernte er in Kursen, „solange, bis die Schneidermeisterin sagte: ‚Ich kann Ihnen nichts mehr beibringen.‘“

An seine ersten Stücke erinnert er sich noch gut: eine Trachtenweste, ein Hemd, ein Sakko und schließlich ein Gehrock. Mit dem Umzug nach Brüggen machten die Breuers ihr Hobby zum Beruf. Breuer näht auch nach Feierabend noch weiter. Er hat seine Liebe zum Patchwork und Quilt entdeckt, möchte in diesem Jahr auch Patchwork-Kurse anbieten.

„Nähen könnte ich auch woanders“, erklärt Andrea Zanders, „aber hier ist es schöner.“ Und fügt hinzu: „schön familiär.“

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