Wichtiges Schienenprojekt in Viersen S28-Verlängerung – „Ein historischer Tag“

Mönchengladbach/Viersen · Mönchengladbachs Stadtrat hat der geplanten Westverlängerung der Regiobahn zugestimmt. Die Erleichterung bei Stadt und Kreis Viersen ist groß. Die Gegner der S28 kündigen an, ihren Widerstand fortzusetzen.

 Unterzeichneten am Donnerstag den „Letter of Intent“ am Verlauf der geplanten S28-Trasse: Willichs Bürgermeister Christian Pakusch, Landrat Andreas Coenen, Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller und Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs.

Unterzeichneten am Donnerstag den „Letter of Intent“ am Verlauf der geplanten S28-Trasse: Willichs Bürgermeister Christian Pakusch, Landrat Andreas Coenen, Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller und Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs.

Foto: Kreis Viersen/Frank Hohnen

Mit großer Erleichterung ist im Viersener Stadthaus und im Viersener Kreishaus die Zustimmung des Mönchengladbacher Stadtrates zur Verlängerung der S28 aufgenommen worden. Am Mittwochabend hatte das Gremium in geheimer Abstimmung mehrheitlich für eine gemeinsame Absichtserklärung der Städte Viersen, Willich und Mönchengladbach sowie des Kreises Viersen gestimmt. Am Donnerstagmorgen unterzeichneten Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD), Mönchengladbachs Oberbürgermeister Felix Heinrichs (SPD), Willichs Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) und Landrat Andreas Coenen (CDU) die gemeinsame Vereinbarung zur gegenseitigen Unterstützung bei Projekten des Schienenverkehrs in der Region – am Schanzweg, der direkt am Verlauf der geplanten Trasse liegt.

„Für den Kreis ist heute ein historischer Tag“, sagte Landrat Coenen. „Auf diesen Beschluss haben wir über viele Jahre hingearbeitet. Die Verlängerung der S 28 nach Viersen wird die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger im gesamten Kreis spürbar verbessern.“ Coenen ist überzeugt: „Viele werden sich lieber in den Zug setzen, anstatt auf dem Weg von und nach Düsseldorf im Stau zu stehen.“ Viersens Bürgermeisterin sprach von einem „wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Wiederbelebung der bestehenden Trasse und zur Verwirklichung des Projekts S28“. Die Verlängerung bis Viersen sei unverzichtbar für die Menschen in der Region – „und sie leistet einen bedeutenden Beitrag zum Klimaschutz“, betonte Anemüller.

Neben der Westverlängerung enthält das Papier auch gemeinsame Positionen zu drei weiteren Projekten: Eine Beschleunigung der Linie RE8 zwischen Mönchengladbach und Köln sowie die Einrichtung einer zweiten S6 pro Stunde durch einen zweigleisigen Ausbau zwischen Rheydt Hauptbahnhof und Rheydt-Odenkirchen, die Verlängerung der S8 über Kostenpflichtiger Inhalt Mönchengladbach Hauptbahnhof mindestens bis Rheydt Hauptbahnhof und die Beibehaltung der RE13, auch bei einer geplanten IC-Verbindung zwischen Eindhoven und Düsseldorf auf dieser Strecke. Ursprünglich war auch ein Passus enthalten, dass die Unterzeichner die „Viersener Kurve“ ablehnen – eine geplante Schienenverbindung durch Viersen-Rahser. Dieser Passus war auf Druck der Mönchengladbacher Politik bei Nachverhandlungen wieder gestrichen worden. „Wichtig für die Stadt Viersen ist in diesem Zusammenhang die vom Rat nochmals mit einer Resolution bekräftigte Ablehnung der Viersener Kurve“, sagte Anemüller. Auch der Kreistag trug diese Resolution einstimmig mit.

Der Mönchengladbacher Stadtrat hatte am Mittwoch in der Krahnendonkhalle getagt, in unmittelbarer Nähe zu der Bahnstrecke, die für das Schienenprojekt wieder reaktiviert werden soll. Noch am Vortag übergaben Anwohner eine Petition gegen die S 28 mit nach eigenen Angaben 3471 Unterschriften an Mönchengladbachs Oberbürgermeister Heinrichs. Und wenige Minuten vor Beginn der Ratssitzung wurde bei einer Podiumssitzung noch einmal diskutiert vor rund 30 Besuchern. Der frühere SPD-Fraktionschef und VRR-Experte Lothar Beine kritisierte dabei, die Strecke liege verkehrspolitisch falsch, und die vorliegenden Kostenschätzungen und Unterlagen seien „für die Tonne“. Er gehe von heute deutlich über 100 Millionen Euro Kosten aus, und die zugrunde gelegten Nutzer-Schätzungen seien „Mondzahlen“. Eine Anwohnerin erklärte, die Donk, durch die die Strecke verläuft, biete großen Erholungswert: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dort eine Bahn vorbeilaufen soll.“ Pro-Bahn-Vertreter Lothar Ebbers sagte, die Planungen seien noch weit am Anfang und räumte ein: „Wir brauchen aktualisierte Nutzen- und Einnahme-Prognosen.“ Wenn die aber vorlägen, sagte Beine, dann sei er überzeugt, dass der erforderliche Kosten-Nutzen-Wert für einen Bau nicht erreicht werde. Kurt Sasserath vom Naturschutzbund Nabu sagte, man dürfe nicht Naturschutz und Klimaschutz gegeneinander ausspielen.

In der Krahnendonkhalle wurde um die Erklärung zur S28 gerungen. Oberbürgermeister Felix Heinrichs warb um Zustimmung: „Jetzt ist wichtig, die Tür zu öffnen, um in den Prozess einzusteigen und unsere Interessen klar zu formulieren.“ Die Ampelfraktionen SPD, Grüne und FDP betonten, für die modifizierte Erklärung zu stimmen. Er könne die Sorgen der Anwohner verstehen, sagte Mönchengladbachs Grünen-Fraktionschef Boris Wolkowski. „Es gibt keine perfekte Lösung, aber diese ist die beste, die man finden kann.“

Der Gladbacher SPD-Planungspolitiker Thomas Fegers betonte, mit dem Nachverhandlungsergebnis zufrieden zu sein, insbesondere, dass der Passus zur Ablehnung der Viersener Kurve gestrichen wurde. Nun müsse es aber eine modifizierte Machbarkeitsstudie geben. Mönchengladbachs SPD-Fraktionschef Janann Safi sagte, das Projekt sei wichtig für die Region und im Interesse des Klimas. Zudem seien die Interessen der Anwohner nun in der Erklärung wiederzufinden. Denn es muss ein Planfeststellungsverfahren geben, in dem die Interessen der Anwohner insbesondere zum Lärmschutz berücksichtigt werden sollen.

Der Neuwerker CDU-Ratsherr Willi Schmitz, der auch den Protest der Anwohner unterstützt, wetterte hingegen gegen das Schienenprojekt: „Das bringt wenige bis gar keine Vorteile für Mönchengladbach, sondern macht einen Strich durch die Donk. Wir haben verabschiedet, dass die Donk bald Naturschutzgebiet wird, und Sie opfern Tausende Bäume.“ Die CDU lehnte die Vereinbarung überdies ab, weil ihr die Stärkung des Mönchengladbacher Flughafens als Wirtschaftsstandort nicht ausreichend Raum eingeräumt werde. Schmitz kündigte an: „Wir werden weiter kämpfen, egal wie das hier ausgeht.“

Das tat er auch schon im Rat, indem er geheime Abstimmung beantragte – um damit auch Abweichler insbesondere bei der SPD zu provozieren. Deren Neuwerker Ratsmitglieder Andrea Koczelnik und Pascal Zitzen hatten zuvor in einer Erklärung kundgetan, warum sie für die Erklärung stimmen. Am Ergebnis änderte der geheime Abstimmungsmodus nichts: 46 von 72 anwesenden Ratsmitgliedern stimmten dafür.

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