Paul Schrömbges „Mir hat mein Beruf Freude bereitet“
Viersen · Nach mehr als 16 Jahren im Amt als Beigeordneter für Familie, Jugend, Sport, Soziales und Kultur wird Paul Schrömbges am Dienstagabend im Viersener Stadtrat in den Ruhestand verabschiedet. Ein Rückblick.
Er ist länger im Amt als Bundeskanzlerin Angela Merkel, bestimmt nunmehr in seiner dritten Amtszeit bis heute die Geschicke der Stadt Viersen als Erster Beigeordneter mit. Aber eben nur bis heute, Dienstag, 29. Januar. Am Abend wird Paul Schrömges vom Stadtrat in den Ruhestand verabschiedet. Und manch’ ein Ratsmitglied wird darüber vielleicht nicht unglücklich sein. „Die ‚Politik‘ hatte es nicht immer leicht mit mir“, sagt Schrömbges und schiebt ein „Sollte sie auch nicht“ hinterher.
Mit 15 Jahren übernahm er sein erstes Ehrenamt, als Leiter einer Messdienergruppe. „Nach dem Vorbild meiner Eltern ist es für mich selbstverständlich, mich für die Gemeinschaft einzusetzen.“ In diesem Sinne habe er auch seine Aufgabe als Beigeordneter verstanden: „Hingucken, nachdenken, anpacken, gestalten, umsetzen. Die Funktion als Beigeordneter für ‚Jedöhns‘ ist zeitraubend – wer auf die Uhr schaut, sollte sich was anderes suchen.“ Schrömbges betont: „Mir hat mein Beruf Freude bereitet, weil er Vieles bewirken konnte.“
Im Kreis Viersen wuchs der Vater von fünf Töchtern auf, wurde 1953 in Kaldenkirchen geboren. Seine Geschwister leben noch dort, seine Frau stammt aus Viersen, der Wohnort ist Willich. Dass er Vieles und Viele im Kreis kennt, nicht zuletzt durch sein ehrenamtliches Engagement in zahlreichen Vereinen, habe ihm im Amt geholfen, erklärt Schrömbges. „Ich kannte stets auch die Probleme der anderen Seite aus eigener Erfahrung. Das hat Vieles erleichtert und noch mehr ermöglicht.“ Kontakte und Gespräche habe er immer mit allen Fraktionen gesucht, gerade als ausgewiesener Christdemokrat: „Ich habe stets ein wohlwollendes Miteinander erlebt, auch wenn wir uns in der Sache nicht immer einig waren.“ Genervt hätten ihn bis zuletzt Positionen, die er als unsachlich und nicht gemeinwohl-orientiert wahrnahm – „dümmliches Taktieren löst allergisches Verhalten bei mir aus, weil es Menschen und Probleme nicht ernst nimmt“.
Für als richtig Erkanntes habe er sich eingesetzt („bisweilen sturköpfig“) und gekämpft („Was so manchen genervt hat“) – bis die politischen Gremien entschieden haben. „Danach wurde umgesetzt. Nachgekartet wurde nicht.“ Ganz ähnlich habe er sich auch nach seinen beiden wohl schmerzvollsten politischen Niederlagen verhalten: gegen Stefan Berger, als sich Schrömbges im Jahr 2000 um eine Landtagskandidatur bei der CDU bewarb, und gegen Sabine Anemüller, als er 2015 in Viersen als Bürgermeisterkandidat der CDU antrat und in der Stichwahl verlor. „Beide Niederlagen gehören zu meiner demokratischen Agenda“, sagt Schrömbges, dementiert aber tiefere Schmerzen. „Beide habe ich nach einer durchgeschlafenen Nacht verarbeitet und abgehakt – und es an Loyalität zum Sieger bzw. zur Siegerin im Anschluss nicht mangeln lassen.“
Dass die SPD im vergangenen Jahr seinen Posten abschaffen wollte und seine Parteifreunde aus der CDU ihn nicht für eine dritte Amtszeit wählten – zumindest äußerlich perlte das an Schrömbges ab. Seinen Posten gibt es noch, eine Mehrheit gab’s auch für seine dritte Amtszeit, in der er – durch den vorzeitigen Weggang des Kämmerers – so viel Machtfülle hatte wie nie.
„Störungsfrei und vertrauensvoll“ sei die Zusammenarbeit mit den drei Stadtoberhäuptern Marina Hammes, Günter Thönnessen und Sabine Anemüller gewesen, blickt Schrömbges zurück. Vielleicht lag es auch daran: „Sie haben mich machen lassen“, erklärt er.