Niederkrüchten Mundart-Sprecher erzählen vom Klingelbeutel und von Tante Emma

Niederkrüchten · Gut besucht war der Klängernachmittag in Elmpt: Der Klängerklub präsentierte Anekdoten aus vergangener Zeit und Historisches

 Theo Coenen (v.l.), Karl-Heinz Achten, Anni Küskens, Trude Götz und Matthias Sieben stellten Geschichten auf "Älempter Plott" vor.

Theo Coenen (v.l.), Karl-Heinz Achten, Anni Küskens, Trude Götz und Matthias Sieben stellten Geschichten auf "Älempter Plott" vor.

Foto: Jörg Knappe

"Luster ens", auf Hochdeutsch "Hör mal zu", so lautete am Sonntag die Aufforderung des Elmpter Klängerklubs an die Besucher. Der Klub hatte zum Klängernachmittag in "Älempter Plott" in die Gaststätte "Zur Post" eingeladen, und es kamen längst nicht nur Elmpter. Auch Gäste aus Niederkrüchten, Schwalmtal und dem niederländischen Reuver kamen zum Mundartnachmittag. Sogar ein norwegischer Austauschschüler lauschte den Beiträgen.

Zunächst sangen die Besucher gemeinsam das Lied "Oos Älempt", bevor die Mundart-Sprecher Karl-Heinz Achten, Matthias Sieben, Anni Küskens, Trude Götz und Theo Coenen überwiegend eigene Texte vortrugen. Spezialgebiet des 85-jährigen Achten ist die Elmpter Geschichte. Er nahm sich die Tradition des "Klengerbüll" vor, erklärte Funktionsweise und Ablauf auf humorvolle Weise. Auch ging er auf den Ablasshandel ein. "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt", zitierte Achten den Ablassprediger Johann Tetzel auf Hochdeutsch. Es habe Leute gegeben, die sich in der Kirche schlafend stellten, wenn der Klingelbeutel rund ging. Ebenso fand sich schon mal ein Knopf in den Tiefen des Beutels. Er schloss mit den Worten: "Ob Reich oder Arm, alle opferten ihr Geld in der Hoffnung, in den Himmel zu kommen."

Sieben (85) berichtete von den "Tannte-Emma-Läädsches on Hörringsbändijer": Die Heringshändler aus Brüggen und Dülken priesen laut ihre Waren an und zogen mit einer Fischkarre durch die Ortschaften. Er berichtete auch, dass ein Dülkener Händler rief: "Lecker neue Heringe, dick und fett, nicht wie Hermann Göring ist." Für diesen Ausruf musste der Händler sogar für kurze Zeit ins Gefängnis.

Haferflocken und Zucker wurden früher in den Tante-Emma-Läden abgewogen und in Papiertüten gefüllt. Die Zuckerreste in den Tüten "nückelten" die Kinder damals gerne aus. Sieben vermutete, dass die Mutter vielleicht extra etwas Zucker in der Tüte ließ, damit die Kinder zufrieden waren. Er erinnerte auch an die rautenförmigen Salmiak-Pastillen, die sich die Kinder mit Spucke auf den Handrücken klebten und dann ableckten.

Anni Küskens (82) erzählte vom "Möschejeburtstag": eine Geschichte über einen Spatz, der Geburtstag feiern wollte. Trude Götz (77) trug vor, wie ein Restaurator damals seine Arbeiten berechnete. Auch hier gab es für die Tätigkeits-Beschreibung des Handwerkers für die Gäste viel zu schmunzeln.

Theo Coenen (60), Vorsitzender des Klängerklubs, erinnerte an Wirtshäuser in Elmpt. Achten schloss mit einem neuen Gedicht über das Elmpter Platt den Vortragsteil des Nachmittags. Bei Grünkohl und Bratwürsten verbrachten die Gäste noch eine gesellige Zeit.

(bigi)
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