Heimatpflege in Viersen Wo junge Mundart-Kenner erzählen

Viersen · Geschichten von Bergfesten und Gartenarbeit, vom Notburgahaus und vom Marmelade-Kochen gaben die Erzähler zum Besten. Bei der Mundart-Matinee im Weberhaus ging es diesmal um das „Läeve on Wirke vroier“.

 Mundart-Kenner unter sich: Marieluis Boes (v.li.hinten), Manfred Holtmann, Sabine Pohl, Anne Hogen. Vorne: Emma (12), Felicitas (12), Clara (8), Hendrik (15).

Mundart-Kenner unter sich: Marieluis Boes (v.li.hinten), Manfred Holtmann, Sabine Pohl, Anne Hogen. Vorne: Emma (12), Felicitas (12), Clara (8), Hendrik (15).

Foto: Knappe, Jörg (jkn)

Um das „Läeve on Wirke vroier“ ging es bei der 38. Matinee-Mundart. Viele Freunde des Plattdeutschen waren der Einladung des Arbeitskreises Mundart des Vereins für Heimatpflege ins Weberhaus gefolgt. Fachfrau Marieluis Boes begrüßte alle ihre Gäste in bestem Platt und kündigte an, dass zum Abschluss vier Kinder vorlesen würden, was sie im Mundart-Wettbewerb zum Besten gegeben hatten.

Dann begann Manfred Holthausen mit seinem Bericht über „Et Bärichfäs en Sötele“, was es alles früher zum Irmgardisfest und anderen Bergfesten gab. Viele Jahre gestaltete der ASV die Bergfeste unter dem Motto „Sport ist Mord kennen wir net“. Holthausen zitierte den Chronisten Erich von Vlodrop, der in seinen Büchern auf das damals gesungene Deutschlandlied „Von der Etsch bis an den Belt“ hinwies. Nach dem Krieg gab es kein Bergfest mehr, bis Karl Rieger die Tradition wiederbelebte mit sportlichen Wettkämpfen.

Über die wechselvolle Geschichte von „dat Notburjahuus“ im Rahser erzählte Sabine Pohl, das Dechant Stroux einst für gesellige und religiöse Stunden eingerichtet hatte. Für die Patronin wurde eine Figur aufgestellt, 1902 gab es eine neue Aufgabe für das Haus: Es war für die „Jungfrauen der aufblühenden Sektion Rahser“ bestimmt und wurde von Nonnen betreut. Nach dem Krieg wurde der Wiederaufbau wegen einem Mangel an Baumaterial erst 1954 fertig. Das alte Notburgahaus wurde abgerissen, dafür entstand ein Seniorenheim.

Den dritten Beitrag der Matinee gab die „neue Platt-Kollegin“, wie Marieluis Boes Anne Hogen vorstellte. Diese hatte sich den „Jaart en et Vröijoer“ vorgenommen und erzählte, wie die Gärten früher dazu dienten, die Familien zu ernähren. Schippe und Harke wurden auf dem Dülkener Schöppemarkt gekauft, dann ging es darum, die Ernte vor allem der Äpfel ein- und unterzubringen.

Marieluis Boes brachte alles auf den Punkt „Wer ernten will, muss säen. Und wer kein Platt kann, muss mit den Kindern üben“. Damit brachte sie die drei Mädel und einen Jungen ins Spiel, die aus den gleichen Werken vorlasen wie beim jüngsten Mundart-Wettbewerb der Schulen. Klara von der Paul-Weyers-Schule trug unter dem Titel „Marmelade“ die Arbeit bei der Herstellung von Marmelade aus den Gartenfrüchten vor. Felicitas vom Erasmus-von-Rotterdam-Gymnasium beschwerte sich über die Schlecht-Meldungen in den Medien: „Nix ist mehr in Ordnung. Ich will die Welt in Ordnung bringen.“ Dazu meinte Marieluis Boes: „Wenn der Mensch in Ordnung ist, ist auch die Welt in Ordnung.“ Und das alles auf Platt. Emma vom Albertus-Magnus-Gymnasium berichtete über die Mühe in einem Kleidergeschäft, und schließlich Hendrik vom Clara-Schumann-Gymnasium brachte das Publikum zum Lachen, als er erzählte, wie er seine Katze mit einer Schelle ausstatten wollte, damit sie keine Mäuse mehr jagt.

Albert Pauly, der „Baas“ vom Heimatverein, dankte den Gästen und stellte fest, dass sowohl im Arbeitskreis als auch im Publikum der Altersdurchschnitt gesunken sei und lud zum nächsten Jahr wieder „zum Schmunzeln, Lachen und Anstoßen der Nachbarn ein“.

(flo)
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