Viersen Müll und Gestank unter den Gleisen

Viersen · Der Zustand der Bahnunterführung zwischen Mevissenstraße und Kampweg in Dülken sorgt für Ärger bei den Anwohnern. Überall liegen Müll und Glasscherben, es riecht nach Urin. Zuständig ist die Deutsche Bahn.

 Die Wände vollgesprüht, der Boden mit Unrat übersät: Wer kann, meidet diese Bahnunterführung. Dafür müssen aber unter Umständen Umwege in Kauf genommen werden.

Die Wände vollgesprüht, der Boden mit Unrat übersät: Wer kann, meidet diese Bahnunterführung. Dafür müssen aber unter Umständen Umwege in Kauf genommen werden.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Alte Autoreifen, unzählige Pappbecher und Glasscherben, Elektroschrott. Dazu ein beißender Gestank nach Urin und Müll. Maria Kierdorf will sich und ihrem Fahrrad das nicht antun. Die Bewohnerin der Kampstraße meidet die Bahnunterführung, die von ihrem Wohnort zur Mevissenstraße führt. "Ich fahre lieber den Umweg über die Gleise", sagt sie. Statt die kürzeste Verbindung in die Stadt zu wählen, passiert sie die Gleise lieber an der Bürgermeister-Voß-Allee oder erst an der Dülkener Straße. "Da drin fahre ich mir das Rad kaputt", sagt sie und zeigt auf den Tunnel.

Kierdorf ist nicht die Einzige, der der seit Jahren bestehende schlechte Zustand der Unterführung gegen den Strich geht. "Das geht nun schon mindestens acht Jahre so", empört sich auch Jürgen Zauner. 39 Jahre lang war die Unterführung Teil seines Arbeitsweges. Mittlerweile meidet auch er den Tunnel. "Die Stadt hat dort früher ab und zu mal gesäubert, aber das ist auch schon lange her", berichtet er.

Die Zuständigkeit für die Unterführung liege laut Christoph Zenz, Fachbereichsleiter "Bauen und Umwelt" bei der Stadt Viersen, seit jeher bei der Bahn. Das sei gesetzlich festgeschrieben: Bahnunterführungen gehören der Deutschen Bundesbahn, Eisenbahnkreuzungen beispielsweise aber der jeweiligen Kommune.

"Wir, und auch die Kollegen von den Städtischen Betrieben erhalten immer wieder Beschwerden von Bürgern", erzählt er. Diese würden an die Bahn weitergeleitet. "Aber dort werden sie einfach ignoriert", sagt Zenz. In der Vergangenheit hätten Mitarbeiter des Bauhofs deshalb ab und zu die Reinigung übernommen. "Das geht aber bei zunehmender Arbeitsbelastung der Kollegen auch nicht mehr", erklärt Zenz. Deshalb sei nun schon seit längerer Zeit nichts mehr getan worden.

Die Stadt stehe aber zurzeit in Verhandlungen mit der Bahn. "Wir wollen eine zukunftsweisende Lösung finden", kündigt Zenz an. Nach Zenz' Vorstellungen soll die Deutsche Bahn die Unterführung verkleinern. Anschließend würde sich die Stadt dann bereit erklären, die Zuständigkeit für den Tunnel zu übernehmen. "Der Durchgang ist momentan rund 40 Meter lang. Das ist aber gar nicht nötig, weil oben gar nicht überall Gleise liegen", erklärt Zenz.

Die Bahn könne also auf einer bestimmten Länge den Brückenbau wegnehmen und nur eine Rampe bereitstellen. "Das ist sinnvoll, um den Angstraum zu verkleinern", sagt Zenz. Vielen Bürgern sei — gerade bei Dunkelheit — der Gang oder die Fahrt durch einen Tunnel nicht geheuer. An eine schnelle Einigung glaubt Zenz indes nicht. "Wir sprechen hier über eine Baumaßnahme, die locker eine Million Euro kosten wird. Darüber muss man natürlich gründlich verhandeln."

Ratsmitglied Heinz Plöckes (SPD) spricht sich ausdrücklich für eine Übernahme der Verantwortung durch die Stadt aus. "Wir haben vor kurzem im Rat die Aufstellung eines Bebauungsplans für den Bereich Kampweg/Karlstraße beschlossen", erzählt er. Auf dem Gebiet könnten Wohnungen gebaut werden. Für die zukünftigen Mieter könne der Durchgang sehr praktisch sein — sofern er denn in ansehnlichem Zustand sei.

Die Pressestelle der Deutschen Bahn in Düsseldorf teilte gestern auf Anfrage unserer Redaktion mit, eine Stellungnahme zu dem Thema sei zurzeit nicht möglich, da einige mit der Sache beschäftigten Kollegen im Urlaub seien.

(RP)
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