Viersen Mühlenromantik in der Innenstadt

Viersen · Idylle mit Mühlrad in der Stadt: An der Kaisermühle dreht sich - gespeist vom Dorfer Bach - ein Stück Vergangenheit.

 Die Kaisermühle wurde 1246 das erste Mal urkundlich erwähnt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde dort gemahlen. Heute ziehen das Restaurant und das Hotel Besucher an.

Die Kaisermühle wurde 1246 das erste Mal urkundlich erwähnt. Bis ins 19. Jahrhundert wurde dort gemahlen. Heute ziehen das Restaurant und das Hotel Besucher an.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Wenn das Stichwort Kaisermühle fällt, wird nahezu jeder zunächst an leckeres Essen und Übernachten in einem stilvollen Ambiente denken. Denn hinter den alten Mauern verbirgt sich das Hotel und Restaurant Kaisermühle. Aber auch viel Geschichte steckt in den Mauern, und das spiegelt sich außen wie innen wider.

 So sieht es im Restaurant aus: dicke Balken und gemütliches Mobiliar.

So sieht es im Restaurant aus: dicke Balken und gemütliches Mobiliar.

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen)

Direkt neben der Außenterrasse unter den 300 Jahre alten Eichen dreht sich das moosbewachsene eiserne Mühlrad. Gespeist wird es wie vor Hunderten von Jahren vom Dorfer Bach, der einige Meter höher entspringt und zunächst in den Mühlenteich läuft, aus dem es dann über eine Rinne in Richtung Mühlrad geht. Die Kaisermühle selbst liegt nämlich tiefer als der Teich. "Einst gab es eine Insel mitten im Teich, die über eine Brücke zugänglich war und einen Tanzpavillon", erzählt Ulrich Willems, der direkt gegenüber der Kaisermühle geboren wurde und als Kind dort spielte. Der Dorfer Bach präsentiert sich allerdings nur in der Mühlenumgebung idyllisch. Danach verschwindet er in der Kanalisation, bevor er in die Niers mündet.

Der Blick auf das Mühlrad ist den Gästen vom Restaurant der Kaisermühle möglich. Die großen Bogenfenster liegen direkt vor dem Rad mit seinen gut vier Meter Durchmesser. Wer den Tisch am Fenster auswählt, der sieht das Wasser plätschern. Die dicken Balken und das gemütliche Mobiliar laden zum Verweilen ein - ebenso wie die historische Ecke, der von Gastronom Andreas van Loon so genannte etwas höher gelegene Bereich mit dem großen offenen Kamin. Dort erzählen etliche alte Fotos und Stiche von der Mühlengeschichte. Doch auch ein Stück Gegenwart ist sichtbar: Inmitten der Historie stehen die Pokale der Billard-Weltmeisterschaft. "Viele Spieler nutzen während der Weltmeisterschaft unser Hotel. Weil sie sich hier wohlfühlen, haben sie als Dankeschön die Pokale dagelassen", berichtet van Loon.

Die erste urkundliche Erwähnung der Mühle ist auf das Jahr 1246 datiert. 1730 aber brannte sie - wie so viele Mühlen - ab. Doch schon zwei Jahre später war sie wieder neu aufgebaut und wurde bis ins 19. Jahrhundert zum Mahlen genutzt. Weil irgendwann nicht mehr genügend Wasser da war, musste das Handwerk eingestellt werden.

Bereits 1911 verfügte die Mühle über ein Restaurant, woran sich später das Tanzcafé anschloss. Nach den Glanzzeiten ging es aber plötzlich rapide bergab mit der Mühle. Sie verfiel. Wäre sie nicht in den 80er-Jahren wieder restauriert worden, so wäre die Kreisstadt um ein historisches Denkmal ärmer. Heute ist die Kaisermühle als Restaurant und Hotel weit über Viersen hinaus bekannt - ein Wein oder ein Bier schmecken bei schönem Wetter auf der Außenterrasse mit Blick auf das Mühlrad besonders gut.

(tref)
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