Mord im Casinogarten Die Freundin des Opfers gab den Hinweis

Viersen · Der mutmaßliche Mörder ist der Ex-Freund der 15-jährigen Iulia. Die Polizei informierte am Donnerstag bei einer Pressekonferenz über die Hintergründe der Gewalttat im Viersener Casinogarten

15-Jährige in Viersen getötet - Kerzen und Blumen am Tatort
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Kerzen und Blumen für getötete Viersenerin

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Foto: Sabine Janßen

 „Es war eine klassische Beziehungstat.“ Das sagte Ermittler Ingo Thiel bei der Pressekonferenz. Der mutmaßliche Mörder der 15-jährigen Iuliana ist der Ex-Freund des Mädchens. Polizei und Staatsanwaltschaft informierten am Donnerstag über die Gewalttat, die nicht nur in Viersen für Fassungslosigkeit gesorgt hatte. Das Mädchen war am Montagmittag im Casinogarten mit sechs Messerstichen tödlich verletzt worden.

Zu Beginn der Ermittlungen haben die Beamten laut Thiel keine Hinweise auf den Täter oder die Identität des Opfers gehabt. Iuliana R. habe keinen Ausweis bei sich getragen. Ein Zettel, auf dem ein Termin bei einer Drogenberatung vermerkt war, habe dann Aufschluss darüber gegeben, um wen es sich bei dem toten Mädchen handelte. Polizeilich bekannt war sie nicht. Nach falschen Zeugenaussagen hatte zuerst ein 25-Jähriger unter Verdacht gestanden. Eine Freundin der 15-Jährigen sagte jedoch am Montagabend der Polizei: „Wenn die tot ist, dann weiß ich, wer das gewesen ist.“ Durch ihre Aussage sei die Polizei auf die Spur des 17-jährigen Bulgaren gekommen. Der Tatverdächtige stellte sich Dienstag, schwieg aber zu der Tat. Die Ermittler konnten jedoch nachweisen, dass sich Blutspuren des Opfers an seiner Kleidung befanden, das habe zum Haftbefehl geführt.

„Wenn ich sie nicht habe, soll sie keiner haben.“ Das habe der Tatverdächtige sinngemäß in Chats gegenüber Freunden geäußert. So dramatisch die Tat ist: In den Statistiken des Bundeskriminalamtes (BKA) sind Beziehungstaten keine Seltenheit. Im Jahr 2016 starben 149 Frauen durch die Hand ihres Partners. In 208 Fällen blieb es bei einem Tötungsversuch. Eifersucht ist ein komplexes Phänomen“, sagte eine Psychologin. „Sie geht oft einher mit einer tief empfundenen Kränkung, die davon abhängt, wie viele verletzende Erfahrungen ein Mensch zuvor gemacht hat.“ Generell gilt in der forensischen Psychiatrie „die Erschütterung des Selbstwertgefühls“ als eine Ursache für einen Partnermord.

„Der Tatverdächtige war der Polizei durch Körperverletzungs- und Drogendelikte bekannt“, sagte Thiel. In den sozialen Medien kursierte die Nachricht, dass die Familie von Iuliana sich mehrfach an die Polizei gewandt habe. „Das können wir nicht bestätigen“, hieß es dazu bei der Polizei in Mönchengladbach.

 Mathis Wisselmann, Mönchengladbachs Polizeipräsident, und Stefan Lingens, Staatsanwalt, bei der Pressekonferenz.

Mathis Wisselmann, Mönchengladbachs Polizeipräsident, und Stefan Lingens, Staatsanwalt, bei der Pressekonferenz.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Zu Beginn der Pressekonferenz kritisierte Polizeipräsident Mathis Wiesselmann manche Reaktionen zu der Tat in den sozialen Medien. Dort seien Migranten Opfer von Vorverurteilungen und Hetze geworden, es habe Aufrufe zur Selbstjustiz und Selbstbewaffnung gegeben. Wiesselmann wertete das als „Alarmsignal“. „Fake News braucht kein Mensch, und Hasskommentare untergraben das soziale Miteinander.“ Er forderte zu mehr Vertrauen in die Sicherheitsbehörden auf. Es gebe manchmal ermittlungstaktische Gründe dafür, Erkenntnisse zurückzuhalten. Davon abgesehen gebe die Polizei Informationen so früh wie möglich bekannt.

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