Serie Mein Verein Montessori für die Kinder und Schulen

Viersen · Ein Förderverein setzt sich in Viersen dafür ein, dass die Montessori-Pädagogik auch in der Kreisstadt Fuß fasst. In Kitas macht man erfolgreich Werbung. Bislang aber gibt es noch keine Schule mit reformpädagogischen Ansätzen

 Laura Mavrides (2.v.l) möchte mit ihren Verein die Montessori-Pädagogik in Viersen etablieren. Foto: paka

Laura Mavrides (2.v.l) möchte mit ihren Verein die Montessori-Pädagogik in Viersen etablieren. Foto: paka

Foto: Kallianteris Jiota

Viersen Montessori-Pädagogik - viele haben davon gehört, wenige wissen, was dahinter steckt. So erging es auch der ehemaligen Vorsitzenden der CDU-Frauenunion Laura Mavrides, bis sich die zweifache Mutter informiert hatte. Wenn die 47-Jährige heute über das Konzept spricht, schwingt Leidenschaft in ihrer Stimme.

Montessoris eigener Lebensweg war geprägt von der Überwindung veralteter Erziehungs- und Lebensmodelle. Entgegen aller Konventionen absolvierte sie als erste Frau Italiens ein Medizinstudium und arbeitete in der Kinderpsychiatrie. Sie hinterfragte die alten Methoden. So mussten Kinder folgsam und diszipliniert sein, hatten keine Freiräume zur Entfaltung ihrer Fähigkeiten und Talente. Montessori dagegen stellte das Kind in den Mittelpunkt. Der Gedanke, dass sie anders sind als Erwachsene, war damals revolutionär.

Sie erkannte, dass Kinder ihre bereits feststehenden Veranlagungen größtenteils selbstständig herausbilden, wenn man ihnen Freiräume und Unterstützung bei der Entdeckung und Entfaltung ihrer Persönlichkeit gewährt.

Laura Mavrides war von dem Ansatz so begeistert, dass sie aktiv wurde: Im Jahre 2010 gründete sie mit gleichgesinnten Eltern den Montessori Förderverein Viersen. In vielen Aktionen und Veranstaltungen informierten die Vereinsmitglieder über die Vorzüge der Montessori-Pädagogik, was dazu führte, dass der Wunsch vieler Eltern nach einer Montessori-Schule in Viersen immer konkreter wurde. Schnell sprach sich die Idee herum. "Bald konnte ich mich vor Arbeit kaum retten", erinnert sich die 1. Vorsitzende an die turbulente Anfangszeit - und freut sich über die zurzeit rund 70 Mitglieder.

Bisher konnte eine Montessori-Schule indes nicht realisiert werden, weil der passende Partner fehlt. "Es gibt zwar Grundschulleiter in Viersen, die ein Interesse an einer Einführung der Montessori-Pädagogik haben, aber eine Umstellung von dieser Tragweite braucht viel Energie und ein Kollegium, das offen für dieses Thema ist", sagt Mavrides. Vor drei Jahren hatte der Verein einen Antrag gestellt, um die Montessori-Pädagogik in der neu zu gründenden Primusschule zu implementieren. "Das hätte hervorragend in das Grundkonzept der Primusschule gepasst, war aber von der Stadtverwaltung sowie von CDU und SPD leider nicht gewollt."

Man bleibe aber offen und unterstütze jede Schule in Stadt und Kreis Viersen, die sich der Montessori-Pädagogik zuwenden möchte, ergänzt die Sozialwissenschaftlerin. Bis dahin wird weiterhin daran gearbeitet, die Montessori-Methodik bekannter zu machen - unter anderem in den Kindertagesstätten. Bis dato konnte der Förderverein die Kindergärten Hildegardis, Dietrich-Bonhoeffer, St. Franziskus und Himmelszelt mit speziellen Lernmaterialien ausstatten. Solche Kits würden zwischen 500 bis 1500 Euro kosten, denn sie seien speziell abgestimmt auf die kindliche Lernfähigkeit und Neugierde.

"Anfangs ist man etwas skeptisch", gibt Susanne Greven, Leiterin der evangelischen Einrichtung "Himmelszelt", zu. Doch die Erfolge sprechen für sich. "Wir haben uns von Montessori-Fachleuten beraten lassen und bieten die Materialien in unserer ,Lernwerkstatt'" an", so die Erzieherin. "Schnell haben wir festgestellt, dass die Kinder sehr gerne auf diese speziellen Lernmittel zurückgreifen und intensiver und nachhaltiger Erfolge erzielen", sagt Greven. Finanziert werden die Materialien durch Beiträge, Spenden und Aktionen wie eine Kunstauktion. "Wir möchten Vorurteile beseitigen", sagt Laura Mavrides, die die Montessori-Prinzipien etablieren will. "Am liebsten aber nicht nur in den Kitas, sondern in mindestens einer Grundschule."

(paka)
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