Mobile RP-Redaktion Viele Ideen für ein besseres Viersen
Viersen · Etliche Leser kamen zur Mobilen RP-Redaktion auf dem Feierabendmarkt in Süchteln und hatten Ideen, wie die Lebensqualität in der Stadt verbessert werden kann. Die Bürgermeisterin stand Rede und Antwort.
Im Kreis Viersen kann man gut leben - bei der großen „Heimatliebe“-Umfrage, an der sich im Verbreitungsgebiet der Rheinischen Post rund 15.000 Menschen beteiligten, gab es für die Lebensqualität im Kreis Viersen die Schulnote 2,2. Das ist überdurchschnittlich. „Was gefällt Ihnen an Viersen - und was nicht?“, wollten unsere Redakteure bei der Mobilen RP-Redaktion auf dem Feierabendmarkt in Süchteln wissen. Auch Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) kam vorbei, um Fragen zu beantworten. Und etliche Leser hatten Ideen, wie Viersen noch ein bisschen lebenswerter werden könne.
Heinz-Peter Bäger-Romée (71) und Mariele Romée (69) waren extra aus Alt-Viersen gekommen, mit dem Fahrrad, um ihren Verbesserungsvorschlag bei der Mobilen Redaktion loszuwerden. „Wir wohnen gern in Viersen im Belgischen Viertel und sind gern in den Naturschutzgebieten an der Niers unterwegs. Aber was uns aufgefallen ist: Auf dem ganzen Weg gibt es keine Bänke für Senioren, und auch keine Mülleimer. Kaum ist man in Willich, gibt es Bänke ohne Ende.“ Auch auf dem Weg von Alt-Viersen nach Süchteln sei das so. „Wir haben den Schluffweg genommen. Unterwegs: keine Bank. Die erste Bank war erst hier in Süchteln“, sagte Bäger-Romée.
Andreas Kaboth-Hess waren die zu schnell fahrenden Autos auf der Straße Schirick ein Anliegen. „Die Stadt hat dort zwar für einige Zeit einen Blitzer aufgestellt, aber der hat keine Raser festgestellt. Das ist aber auch kein Wunder: Der Blitzer wurde in einem Bereich abgestellt, wo die Autos ohnehin abbremsen müssen, weil dort Parkplätze am Straßenrand eingezeichnet sind und häufig Autos stehen.“
Auch das Erscheinungsbild der Stadt war ein Thema. Der Süchtelner Friedhelm Rath machte auf den Zustand der Zustand von Christine, Tünn und Anne aufmerksam - die Figurengruppe im Süchtelner Stadtgarten sei sehr verdreckt. Mehrfach habe er bei der Stadtverwaltung um Reinigung gebeten; passiert sei bislang nichts.
Bürgermeisterin Sabine Anemüller räumte ein, dass das Erscheinungsbild Viersens derzeit an der einen oder anderen Stelle nicht perfekt sei. „Das stimmt, das ist so.“ Durch den feuchten Sommer sei die Vegetation sehr stark gewachsen, das Team der Städtischen Betriebe habe Schwierigkeiten, hinterherzukommen. Sie empfahl, nicht nur mit einem Defizit-Blick durch die Stadt zu laufen. „Unsere Parks zum Beispiel sind sehr gepflegt“, betonte die Bürgermeisterin. Und: „Jeder kann auch selbst was tun. Mal einen öffentlichen Baum gießen. Mal etwas aufheben oder nichts wegwerfen.“
Dafür erntete sie Zustimmung bei Rita Doussier. Nicht nur die Stadt müsse mehr tun, auch die Bürgerinnen und Bürger sollten mit anpacken. Ihr Vorschlag: „Mehr Initiativen wie zum Beispiel ,Viersen putzt‘. Oder vielleicht kann die Stadt auch Baumpatenschaften für Straßenbäume ins Leben rufen.“ Sie betreue selbst einen Straßenbaum. „Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Städtischen Betriebe ist sehr gut“, berichtete sie.
Lebensqualität - für den einen bedeutet das, dass die Kinderbetreuung gesichert ist, für den anderen, dass es bezahlbaren Wohnraum gibt. Anemüller, die noch zur Aufsichtsratssitzung der städtischen Baugesellschaft VAB musste, erklärte die begrenzten Möglichkeiten der Stadt Viersen. „Früher gab es noch mehr Fördermittel. Für private Anbieter ist es nicht mehr rentabel zu bauen, zumal auch die Bauleistungen teurer geworden sind.“ Dennoch: VAB, aber auch Dülkener Bauverein und die Wohnungsbaugesellschaft Kreis Viersen arbeiteten daran, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. „Eine Schwierigkeit, die wir haben: Es gibt nicht mehr ausreichend große Flächen“, sagte die Bürgermeisterin. Erfreut zeigte sie sich, dass es gelungen sei, nach langer Zeit das Entwicklungsgebiet an der Langen Straße in Dülken an einen privaten Investor zu verkaufen, der dort Wohnraum schaffen will.
Für sie sei wichtig, dass Viersen eine Familienstadt sei. „Das steht für mich an der ersten Stelle, daran möchte ich auch am wenigsten sparen, und da sind wir auch gut aufgestellt.“ So liege die Stadt Viersen bei der OGS-Betreung schon jetzt bei 60 bis 65 Prozent. „Wenn 2026 der Rechtsanspruch kommt, werden wir die geforderten 80 Prozent erreichen.“
Angesprochen wurde die Bürgermeisterin auch auf ihre Entscheidung, nicht noch einmal zur Wahl anzutreten. Die habe sehr persönliche Grüne, sagte Anemüller. „Ich bin stolz, dass Sie mich zweimal gewählt haben.“ Das Amt übe sie sehr gerne aus, es sei aber auch sehr zeitintensiv. „Ich freue mich darauf, meine Zeit künftig selbstbestimmter verbringen zu können und mir aussuchen zu können, welche Abendtermine und Wochenendtermine ich wahrnehme.“ Hat sie schon Pläne für die Zeit als Bürgermeisterin a.D.? „Nein!“ Aber: „Ich werde die Zeit vermissen, aber das lachende Auge wird überwiegen. ich werde mich mehr um mich selbst, kümmern, um meine Freunde, meine Familie. Um alles, was in den vergangenen Jahren zu kurz kam.“ Und sie werde sich ehrenamtlich betätigen. „Die Tafel hat mich gefragt, ob ich bei ihnen mitmachen möchte, und das werde ich tun.“