Viersen Mittelstand sucht Nachfolger

Viersen · Der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) meldet, dass bis 2014 rund 300 000 Menschen ihre Arbeitsplätze verlieren könnten, da dem Chef ein Nachfolger fehlt. Die Gründe dafür sind zahlreich.

 Ein Beispiel für gelungene Unternehmer-Nachfolge lieferten Matthias und Maria Orths (links), die ihre Tischlerei in Dülken vor einigen Jahren Martin und Gisela Orths übergaben.

Ein Beispiel für gelungene Unternehmer-Nachfolge lieferten Matthias und Maria Orths (links), die ihre Tischlerei in Dülken vor einigen Jahren Martin und Gisela Orths übergaben.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Lieben heißt loslassen können" — diesen Spruch kennen alle. Häufig angewandt wird er auf Eltern, die nicht ertragen können, dass ihr Kind langsam flügge wird. Aber er trifft auch auf viele Unternehmer zu. Das weiß Bert Mangels von der IHK Mittlerer Niederrhein: "Viele Unternehmer geben ihr Lebenswerk ungerne ab. Wenn sie sich damit angefreundet haben, ist es häufig zu spät."

Der Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW) meldete in der vergangenen Woche, dass bis 2014 bundesweit rund 300 000 Beschäftigte in mittelständischen Betrieben ihren Job verlieren könnten, weil der Chef in den Ruhestand geht und kein Nachfolger bereitsteht.

Früh mit der Suche anfangen

In NRW sind laut Thomas Kolbe vom BVMW circa 25 000 Betriebe gefährdet. Paul Neukirchen von der Kreishandwerkerschaft kennt die Zahlen für den Kreis Viersen: "Etwa 14 Prozent der rund 2400 klassischen Handwerksbetriebe im Kreis Viersen werden von Inhabern geführt, die älter als 60 Jahre sind. In diesen Betrieben sollte die Suche nach einem Nachfolger ein aktuelles Thema sein", sagt er.

Thomas Kolbe sieht hinter dem Phänomen vor allem ein demografisches Problem. "Es gibt schlichtweg immer weniger Kinder, die den Betrieb ihrer Eltern übernehmen könnten", sagt er. Zudem würden sich viele potenzielle Nachfolger aufgrund des hohen bürokratischen und finanziellen Aufwandes vom Unternehmertum abwenden. "Wenn der Vater ein Baugewerbe hat, der Filius aber unbedingt Arzt werden möchte, steht der Chef ohne Nachfolger da", sagt Bert Mangels.

Friedrich Meies, Steuerberater in Viersen, kennt noch einen anderen Grund. "Die Erbschaftssteuer-Neuregelung von 2009 hat vielen Erben die Planungssicherheit genommen. Durch die Änderungen ist das finanzielle Risiko oft nicht mehr abschätzbar", erklärt er. Er betont jedoch gleichzeitig, dass es auch Profiteure der Neuregelung gäbe. Dies hänge von vielen Faktoren ab.

Was also sollte ein Unternehmer tun, um das Fortbestehen seiner Firma zu sichern? Bert Mangels mahnt vor allem zur langfristigen Nachfolgeplanung: "Wer mit 65 Jahren in Rente gehen will, sollte bereits ab Mitte 50 nach einem Nachfolger suchen." Denn die Suche nach einer geeigneten Person könne mitunter fünf Jahre und mehr dauern. "Im Idealfall wird der Nachfolger noch ein Jahr eingearbeitet", ergänzt Mangels.

Wer sein Lebenswerk verkaufen möchte, der sollte sich einmal im Internet auf nexxt.org umschauen. Dabei handelt es sich um eine Internetdatenbank für Käufer und Verkäufer von Unternehmen vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Die IHK bietet zudem Firmeninhabern Beratung, auch anonym, an.

(RP)
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