Viersen Miteinander ins Gespräch kommen

Viersen · Der 3. Oktober ist nicht nur der Tag der Deutschen Einheit. Er ist seit 1997 bundesweit der Tag der offenen Moschee.

 Die Viersener Moschee an der Süchtelner Straße: Kunstvolle Fliesen bedecken die Wände, mächtige Kronleuchter verbreiten angenehmes Licht.

Die Viersener Moschee an der Süchtelner Straße: Kunstvolle Fliesen bedecken die Wände, mächtige Kronleuchter verbreiten angenehmes Licht.

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Wie gut, dass ich einen Schuhlöffel mitgebracht habe", meint eine ältere Dame mit einem Lächeln, als sie der Aufforderung von Iris Kater vom Integrationsrat Viersen nachkommt und aus ihren Schuhen schlüpft. "Schuhlöffel haben wir hier aber auch", beruhigt Kater, die ihre eigenen Schuhe schon in das Regal gestellt hat, in dem bereits Dutzende ordentlich nebeneinander aufgereiht stehen.

Kurze Zeit später versinken zahlreiche Füße in dem weichen Teppich, der den Boden der Viersener Moschee bedeckt. Kater nimmt ihre Besuchergruppe mit ins Glaubenshaus, das ein wenig an ein Märchen aus Tausend und eine Nacht erinnert. Kunstvolle Fliesen bedecken die Wände, mächtige Kronleuchter verbreiten angenehmes Licht.

Der Satz "Ist das schön" ist immer wieder zu hören. Die Entstehungsgeschichte des Islams, der Koran, die Gebetszeiten - die Besucher erhalten bei ihrem Rundgang einen Einblick in die islamische Religionsgemeinschaft. Dass die Zeichen an den Wänden die 99 Namen von Allah widerspiegeln, warum Frauen und Männer getrennt beten, wie hoch die Frau im Islam geschätzt wird. Für viele sind die Informationen neu, während andere schon des öfteren den Tag der offenen Moschee genutzt haben und sich entsprechend auskennen. "Ich bin heute zum fünften Mal hier. Ich denke ein solcher Tag trägt dazu bei, dass das Verhältnis zwischen türkischen und deutschen Bürgern einfach besser wird. Eigentlich sollte ein jeder das Angebot nutzen, um etwas mehr über den Islam zu erfahren. Viele reden bei diesem Thema mit, ohne wirklich zu wissen, was der Islam ist", meint Willi Engels. Miriam und Christian Kutscheidt sind indes zum ersten Mal in der Viersener Moschee. "Wir fahren im Urlaub gerne in arabische Länder, daher ist es schön, dass man hier einen Einblick in die Religion nehmen kann. Zudem ist es uns wichtig, dass unsere Kinder auch andere Religionen kennenlernen und keine Angst vor ihnen haben. Es sollen erst gar keine Vorurteile entstehen", sagt Miriam Kutscheidt. Florian (neun Jahre) und Philipp (sechs Jahre) finden die Moschee prima, wobei Philipp insbesondere die schönen Fliesen sehr gut gefallen. Das Angebot des Tages der offenen Moschee, der in diesem Jahr unter dem Motto "Soziale Verantwortung - Muslime für die Gesellschaft" steht, wird bestens angenommen. An der Süchtelner Straße 16 herrscht ein ständiges Kommen und Gehen von Besuchern. "Im vergangenen Jahr konnten wir 150 Besucher begrüßen. Diesmal scheinen es noch mehr zu werden", freut sich Bekir Ucar, Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Union, über die gute Annahme. Ihm persönlich ist die Teilnahme an der bundesweiten Aktion extrem wichtig. "Viele Mitbürger kennen uns und unsere Religion gar nicht. Uns ist es wichtig zu zeigen, dass wir gegen Radikale sind und unser Glaube in keiner Weise dazu aufruft", fügt Ucar an.

Das Kennenlernen bezieht sich in Viersen aber nicht nur auf die Moschee an sich. An einem Stand locken zahlreiche türkische Spezialitäten wie Cikolata Soslu Kek, ein Kuchen mit Schokoladensauce, und Lokma, luftige Teigküchlein, die in Sonnenblumenöl gebacken werden. Besucher bleiben nach den Führungen am Stand stehen, probieren und man kommt ins Gespräch. Und genau dieser Dialog ist es, den der Tag der offenen Moscheen fördern möchte.

(tref)
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