Viersen Mitarbeiter sichern Standort

Viersen · Bei Newark Viersen dreht sich alles im Kreis: Aus 65 000 Tonnen Altpapier werden hier Kartons und Verpackungen, die nach Gebrauch wieder auf dem Hof landen, um den Kreislauf von vorn zu beginnen. Das Unternehmen feiert nach wechselhafter Geschichte sein 100-jähriges Bestehen.

 Aus Altpapier, das im Wesentlichen in der Region eingesammelt wird, stellt Newark Karton her. Geschäftsführer Jan H. Bos feiert mit dem Unternehmen jetzt das 100-jährige Bestehen.

Aus Altpapier, das im Wesentlichen in der Region eingesammelt wird, stellt Newark Karton her. Geschäftsführer Jan H. Bos feiert mit dem Unternehmen jetzt das 100-jährige Bestehen.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Selbst das Unternehmen ist gewissermaßen recycelt, erzählt Geschäftsführer Jan H. Bos von der Süchtelner Papierfabrik Newark. Seitdem der Betrieb 1911 als Pappen- und Papierfabrik Heinrich Lehnen gegründet wurde, ging er schon zweimal in Konkurs und wechselte immer wieder den Eigentümer. Sogar zu Henkel gehörte die spätere Papierherstellungsgesellschaft Krönig fast ein halbes Jahrhundert.

Bis in die 1960er-Jahre hinein wurde hier Strohpappe produziert, so dass in der jetzt als Buch vorliegenden Unternehmenschronik vier "große Strohbrände" verzeichnet sind. Seit 1971 wird nur noch Altpapier als Rohstoff für neues Papier verwendet. 2007 stieg die international tätige Newark Group als Investor ein und übernahm die Vermögensgegenstände der mal wieder insolventen Fabrik.

Altpapier wird Karton

Seither führt Jan H. Bos die Geschäfte. 70 Mitarbeiter verwandeln rund um die Uhr 65 000 Tonnen Altpapier pro Jahr in 60 000 Tonnen Karton. Das Altpapier kommt vor allem aus dem engeren Umfeld: "Wir liegen genau in der Mitte des Kreises Viersen", sagt Bos. Das bedeute, dass das Papier nicht weit transportiert werden müsse. Einer der Partner ist die EGN, die neben anderen Lieferanten seit Jahren zuverlässiger für Nachschub sorgt.

Altpapier als Rohstoff sei schwierig in der Kalkulation, sagt der Geschäftsführer. Die Preise schwanken sehr stark. Ende 2008 musste er 20 Euro für eine Tonne zahlen, später waren es 180, heute sind es um die 100 Euro. Bestimmt wird der Preis von der Nachfrage, vor allem aus Fernost. "Die Chinesen", erzählt Bos, "haben selbst viel zu wenig Altpapier, um Kartons für ihre Waren zu produzieren." Allerdings, ergänzt er, auch in der Bundesrepublik werde zu wenig Altpapier gesammelt, um den Bedarf zu decken.

Newark produziert in Süchteln keine fertigen Kartons, sondern Rollen und Bahnen aus Vollpappe. Die habe im Vergleich zu Wellpappe zwar nur einen Marktanteil von fünf Prozent, aber einen entscheidenden Vorteil: Sie kann nassfest sein. Darum wird ein großer Teil der Kartonagen in einem niederländischen Schwesterbetrieb zu Steigen für Obst und Gemüse verarbeitet.

Neben dem Altpapierpreis drücken die Energiekosten, die in den letzten acht Jahren um 30 Prozent stiegen. Dabei stellt Newark den zur Trocknung nötigen Dampf selbst her und speist zusätzlich 1,5 Megawatt Strom ins öffentliche Netz. Dass trotz der im weltweiten Vergleich sehr hohen Preise für Rohstoffe und Energie überhaupt in Deutschland produziert werden kann, begründet Geschäftsführer Bos so: "Der Einsatz und die Fachkenntnisse der Mitarbeiter sichern den Standort."

(iffe)
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